2000 Jahre danach 07.02.2025, 12:02 Uhr

Prägt der römische Limes die deutsche Psyche bis heute?

Sind die Menschen im Süden glücklicher und leben länger, weil sie in einem Gebiet leben, das vor rund 2000 Jahren zum römischen Reich gehörte?

Limes

Limes-Rekonstruktion auf dem Heidenbuckel bei Großerlach-Grab. Wirkt dieser Grenzwall bis heute bei den Deutschen psychologisch nach?

Foto: Michael Schneidt / Deutsche Limes-Straße

Es gibt zahlreiche Studien darüber, wie das Wirken der Römer in Germanien vor rund 2000 Jahren auf uns abgefärbt hat. Forschende verschiedener Universitäten gehen nun in eine Richtung, die bisher noch niemand erforscht hat: die Psychologie. Demnach wirkt der römische Grenzwall, der einst Nord- und Süddeutschland trennte, bis heute nach.

Der Limes bilde eine psychologische Grenze, die noch heute messbar sei, heißt es in einer Studie. Im Süden sind die Menschen zufriedener mit ihrem Leben und weisen auch bei der Lebenserwartung und anderen Persönlichkeitsmerkmalen bessere Werte auf als die Menschen nördlich des Grenzwalls. Hängt das wirklich damit zusammen, dass das Gebiet südlich des Limes damals zum Römischen Reich gehörte, während der Norden nicht unter römischem Einfluss stand?

Historische Einflüsse auf die Psyche

Forschende der Universität Jena sowie anderer internationaler Hochschulen analysierten umfangreiche psychologische Daten von mehr als 70.000 Befragten. Sie verglichen Regionen südlich des Limes, die Teil des römischen Reiches waren, mit den Gebieten darüber hinaus, die außerhalb des römischen Einflusses blieben. Das Ergebnis zeigt eine deutliche Trennlinie: In den ehemaligen römischen Regionen weisen Menschen im Durchschnitt mehr Extraversion, eine höhere Gewissenhaftigkeit und geringeren Neurotizismus auf – Eigenschaften, die mit Wohlbefinden und einem gesunden Lebensstil verbunden sind.

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Professor Martin Obschonka erklärt: „Unsere Studie zeigt, dass historische Ereignisse, selbst wenn sie Jahrtausende zurückliegen, langanhaltende psychologische Effekte haben können.“ Dies legt nahe, dass der römische Einfluss nicht nur in wirtschaftlichen und infrastrukturellen Hinterlassenschaften sichtbar ist, sondern auch in der psychologischen Prägung der Bevölkerung.

Besonders auffällig ist, dass diese Unterschiede bestehen bleiben, selbst wenn moderne Einflussfaktoren wie Wirtschaft, Bildung und Infrastruktur mit einbezogen werden. Dies deutet darauf hin, dass sich gesellschaftliche und kulturelle Prägungen über Generationen hinweg erhalten und auf die heutigen Lebensbedingungen auswirken.

Was machte den römischen Einfluss so nachhaltig?

Die Römer brachten nicht nur Straßennetze, Märkte und Verwaltungssysteme mit, sondern auch eine Kultur, die auf Wohlstand, Hygiene und Fortschritt setzte. Diese Faktoren hatten nachhaltige Auswirkungen auf die Bevölkerung der besetzten Gebiete. Sie entwickelten sich wirtschaftlich und gesellschaftlich weiter, was wiederum langfristige kulturelle und psychologische Vorteile mit sich brachte.

Professor Michael Fritsch betont: „Die römische Besatzung hinterließ nicht nur physische, sondern auch kulturelle und psychologische Spuren, die sich bis heute in den Menschen widerspiegeln.“ Die Investitionen in Infrastruktur und Bildung schufen eine Basis, auf der folgende Generationen aufbauen konnten.

Bildung und Handel spielen wichtige Rolle

Ein entscheidender Punkt ist dabei das Bildungsniveau. Römische Gebiete profitierten von fortschrittlichen Verwaltungs- und Bildungssystemen, die die Verbreitung von Wissen erleichterten. Dies hatte langfristige Auswirkungen auf das intellektuelle und wirtschaftliche Wachstum der Region. Auch der Handel spielte eine wichtige Rolle: Städte und Dörfer innerhalb der römischen Provinzen hatten Zugang zu einem weitreichenden Handelsnetzwerk, das den Austausch von Waren und Ideen ermöglichte.

Diese Theorie stützt sich auf Erkenntnisse aus der Wirtschaftspsychologie, die zeigen, dass sich wirtschaftliche und kulturelle Vorteile über lange Zeiträume erhalten können. Regionen mit einem stabilen wirtschaftlichen Fundament haben oft bessere soziale Strukturen und können Wissen sowie Werte effizienter weitergeben. Dies erklärt, warum sich Persönlichkeitsmerkmale wie Gewissenhaftigkeit und Extraversion in diesen Gebieten stärker ausgeprägt haben.

Die psychologische Grenze des Limes

Ein besonders interessantes Detail der Studie ist die Entdeckung einer psychologischen Trennlinie entlang des Limes. Diese Grenze ist nicht physisch sichtbar, aber in den Daten erkennbar. Menschen südlich des Limes scheinen insgesamt zufriedener und gesünder zu sein. Dabei wurden verschiedene Faktoren wie Klima, Geografie und moderne wirtschaftliche Entwicklungen berücksichtigt – doch der Limes-Effekt bleibt bestehen.

„Wir konnten diesen Effekt nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden nachweisen“, sagt Professor Obschonka. Dies bestätigt, dass die Geschichte tiefere Spuren hinterlässt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die Limes-Region fungierte als Grenze zwischen einer hochentwickelten Zivilisation und den weniger strukturierten germanischen Stämmen. Diese Unterschiede scheinen sich über Jahrhunderte hinweg in kulturellen und psychologischen Merkmalen fortgesetzt zu haben.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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