Riesiger Badekomplex freigelegt 20.01.2025, 12:00 Uhr

Private Spa entdeckt: So luxuriös badete Pompejis Oberschicht

In Pompeji wurde ein riesiges privates Badehaus freigelegt. Es verdeutlich eindrucksvoll den krassen Unterschied zwischen der Welt der Reichen und der Sklaven.

Badehaus Pompeji

Vom Badehaus in Pompeji sind sogar noch Amphoren und Krüge erhalten.

Foto: Parco archeologico di Pompei

Um 1900 gab es in den wenigsten Privatwohnungen ein Badezimmer, dabei ist es keine Erfindung der Neuzeit, auch wenn es zwischenzeitlich fast 2000 Jahre in Vergessenheit geraten war. Von den öffentlichen Thermen der Römer schreiben wir an anderer Stelle, aber es ist bekannt, dass auch die römische Oberschicht ihre eigenen Bäder besaß. Ein besonders luxuriöser Badetempel wurde jetzt in Pompeji ausgegraben. Möglicherweise gehörte er einem hochrangigen Politiker.

Das Bad als Zentrum gesellschaftlichen Lebens

Die antike Stadt Pompeji fasziniert bis heute durch ihre gut erhaltenen Ruinen und gibt einzigartige Einblicke in das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner vor der Katastrophe im Jahr 79 n. Chr. Damals überdeckte ein Ausbruch des Vesuvs die Stadt mit Schutt und Asche.  In der sogenannten Regio IX von Pompeji entdeckten Archäologinnen und Archäologen nun einen beeindruckenden Badekomplex, der Teil einer großen Domus war.

Besonders bemerkenswert ist die direkte Anbindung an einen prachtvollen Bankettsaal, dem sogenannten „schwarzer Salon“. Diese Anordnung zeigt, dass die römischen Thermen (sowohl die öffentlichen als auch die privaten) nicht nur der Körperpflege dienten, sondern auch als Orte der sozialen Interaktion und Selbstdarstellung genutzt wurden.

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„Die römische Domus war eine Bühne für Kunst- und Kulturspektakel, die der Besitzer inszenierte, um sich bei seinen Gästen beliebt zu machen“, erklärt Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks Pompeji. Hier wurden politische Allianzen geschmiedet, soziale Netzwerke gepflegt und der eigene Status unterstrichen. Die Bäder boten den perfekten Rahmen für solche Ereignisse.

Apodyterium Badehaus

Vom Ankleideraum des Badehauses sind noch die Sitzbänke, der Mosaikboden und rote Wände erhalten.

Foto: Parco archeologico di Pompei

Architektur und Ausstattung des Badehauses

Der Badekomplex bestand aus mehreren Räumen: einem Calidarium (heißer Raum), Tepidarium (lauwarmes Zimmer), Frigidarium (kalter Raum) und einem Umkleideraum (Apodyterium). Besonders beeindruckend ist das Frigidarium.

Der zentrale Raum war mit roten Marmorsäulen geschmückt und verfügte über ein großes Wasserbecken, das Platz für 20 bis 30 Personen bot. Die kunstvollen Mosaikböden und Wandmalereien, die griechische Motive und Szenen aus der Mythologie darstellten, verliehen den Räumlichkeiten eine elegante und kulturell anspruchsvolle Atmosphäre.

Das gesamte Areal war darauf ausgelegt, die Gäste zu beeindrucken. Zitate aus dem „Satyricon“ von Petronius unterstützen diese Interpretation: Der reiche Freigelassene Trimalchio feiert in einer Szene ein prunkvolles Fest, das mit einem gemeinsamen Bad beginnt. Dieses literarische Werk spiegelt die gesellschaftlichen Gepflogenheiten Pompejis eindrucksvoll wider.

Frigidarium Badehaus

Im Frigidarium kühlten sich die reichen Pompejaner ab, wenn sie das Calidarium und das Tepidarium durchlaufen hatten.

Foto: Parco archeologico di Pompei

Sklaven bedienten die Technik

Hinter der prachtvollen Fassade der Thermen verbargen sich komplexe technische Anlagen, die den Komfort überhaupt erst ermöglichten. Ein ausgeklügeltes System aus Leitungen und Ventilen sorgte für die Verteilung von warmem und kaltem Wasser. Die Sklaven, die hinter den Kulissen arbeiteten, hielten die Öfen des Caldariums in Gang und regulierten die Wasserboiler. Diese Bereiche, die bei den Ausgrabungen ebenfalls freigelegt wurden, stehen in starkem Kontrast zu den luxuriösen Hauptbereichen der Thermen.

„Das beeindruckendste an diesen Funden ist die klare Trennung zwischen der Welt der Reichen und der der Sklaven“, betont die Archäologin Sophie Hay. „Nur eine Wand trennte diese beiden Welten voneinander, doch die Lebensrealitäten könnten nicht unterschiedlicher sein.“

Wem gehörte die ausgegrabene Villa?

Die ausgegrabene Villa mit ihren Thermen, einer angrenzenden Bäckerei und weiteren Gebäuden gehörte vermutlich einem einflussreichen Politiker Pompejis, möglicherweise Aulus Rustius Verus. Hinweise auf ihn finden sich in Inschriften, die für seine Wahl zum Aedil warben – einem Amt, das für die Verwaltung von öffentlichen Gebäuden und Veranstaltungen zuständig war. Seine Prunkvilla war somit auch ein Werkzeug, um seinen politischen Einfluss zu festigen und seine Macht zu demonstrieren.

Pompeji bleibt eine unerschöpfliche Quelle für neue Erkenntnisse über das Leben in der römischen Antike. Die Entdeckung dieses prachtvollen Badehauses zeigt nicht nur die technologische Raffinesse der damaligen Zeit, sondern auch, wie sehr Status, Luxus und gesellschaftliche Rituale das Leben der Oberschicht bestimmten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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