Private Spa entdeckt: So luxuriös badete Pompejis Oberschicht
In Pompeji wurde ein riesiges privates Badehaus freigelegt. Es verdeutlich eindrucksvoll den krassen Unterschied zwischen der Welt der Reichen und der Sklaven.
Um 1900 gab es in den wenigsten Privatwohnungen ein Badezimmer, dabei ist es keine Erfindung der Neuzeit, auch wenn es zwischenzeitlich fast 2000 Jahre in Vergessenheit geraten war. Von den öffentlichen Thermen der Römer schreiben wir an anderer Stelle, aber es ist bekannt, dass auch die römische Oberschicht ihre eigenen Bäder besaß. Ein besonders luxuriöser Badetempel wurde jetzt in Pompeji ausgegraben. Möglicherweise gehörte er einem hochrangigen Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Das Bad als Zentrum gesellschaftlichen Lebens
Die antike Stadt Pompeji fasziniert bis heute durch ihre gut erhaltenen Ruinen und gibt einzigartige Einblicke in das Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner vor der Katastrophe im Jahr 79 n. Chr. Damals überdeckte ein Ausbruch des Vesuvs die Stadt mit Schutt und Asche. In der sogenannten Regio IX von Pompeji entdeckten Archäologinnen und Archäologen nun einen beeindruckenden Badekomplex, der Teil einer großen Domus war.
Besonders bemerkenswert ist die direkte Anbindung an einen prachtvollen Bankettsaal, dem sogenannten „schwarzer Salon“. Diese Anordnung zeigt, dass die römischen Thermen (sowohl die öffentlichen als auch die privaten) nicht nur der Körperpflege dienten, sondern auch als Orte der sozialen Interaktion und Selbstdarstellung genutzt wurden.
„Die römische Domus war eine Bühne für Kunst- und Kulturspektakel, die der Besitzer inszenierte, um sich bei seinen Gästen beliebt zu machen“, erklärt Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks Pompeji. Hier wurden politische Allianzen geschmiedet, soziale Netzwerke gepflegt und der eigene Status unterstrichen. Die Bäder boten den perfekten Rahmen für solche Ereignisse.
Architektur und Ausstattung des Badehauses
Der Badekomplex bestand aus mehreren Räumen: einem Calidarium (heißer Raum), Tepidarium (lauwarmes Zimmer), Frigidarium (kalter Raum) und einem Umkleideraum (Apodyterium). Besonders beeindruckend ist das Frigidarium.
Der zentrale Raum war mit roten Marmorsäulen geschmückt und verfügte über ein großes Wasserbecken, das Platz für 20 bis 30 Personen bot. Die kunstvollen Mosaikböden und Wandmalereien, die griechische Motive und Szenen aus der Mythologie darstellten, verliehen den Räumlichkeiten eine elegante und kulturell anspruchsvolle Atmosphäre.
Das gesamte Areal war darauf ausgelegt, die Gäste zu beeindrucken. Zitate aus dem „Satyricon“ von Petronius unterstützen diese Interpretation: Der reiche Freigelassene Trimalchio feiert in einer Szene ein prunkvolles Fest, das mit einem gemeinsamen Bad beginnt. Dieses literarische Werk spiegelt die gesellschaftlichen Gepflogenheiten Pompejis eindrucksvoll wider.
Sklaven bedienten die Technik
Hinter der prachtvollen Fassade der Thermen verbargen sich komplexe technische Anlagen, die den Komfort überhaupt erst ermöglichten. Ein ausgeklügeltes System aus Leitungen und Ventilen sorgte für die Verteilung von warmem und kaltem Wasser. Die Sklaven, die hinter den Kulissen arbeiteten, hielten die Öfen des Caldariums in Gang und regulierten die Wasserboiler. Diese Bereiche, die bei den Ausgrabungen ebenfalls freigelegt wurden, stehen in starkem Kontrast zu den luxuriösen Hauptbereichen der Thermen.
„Das beeindruckendste an diesen Funden ist die klare Trennung zwischen der Welt der Reichen und der der Sklaven“, betont die Archäologin Sophie Hay. „Nur eine Wand trennte diese beiden Welten voneinander, doch die Lebensrealitäten könnten nicht unterschiedlicher sein.“
Wem gehörte die ausgegrabene Villa?
Die ausgegrabene Villa mit ihren Thermen, einer angrenzenden Bäckerei und weiteren Gebäuden gehörte vermutlich einem einflussreichen Politiker Pompejis, möglicherweise Aulus Rustius Verus. Hinweise auf ihn finden sich in Inschriften, die für seine Wahl zum Aedil warben – einem Amt, das für die Verwaltung von öffentlichen Gebäuden und Veranstaltungen zuständig war. Seine Prunkvilla war somit auch ein Werkzeug, um seinen politischen Einfluss zu festigen und seine Macht zu demonstrieren.
Pompeji bleibt eine unerschöpfliche Quelle für neue Erkenntnisse über das Leben in der römischen Antike. Die Entdeckung dieses prachtvollen Badehauses zeigt nicht nur die technologische Raffinesse der damaligen Zeit, sondern auch, wie sehr Status, Luxus und gesellschaftliche Rituale das Leben der Oberschicht bestimmten.
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