Projekt hitchBOT: Wissenschaft oder Inszenierung?
Seit einer Woche trampt hitchBOT, der sprechende Roboter, kreuz und quer durch Deutschland. Die Fangemeinde der freundlichen Maschine ist währenddessen rasant gewachsen, aber es mehren sich auch kritische Stimmen.
Seitdem sich der kleine hitchBOT am letzten Freitag von einer Münchener Tankstelle aus zu seiner Deutschlandtour aufgemacht hat, ist Einiges geschehen. Innerhalb einer Woche hat sich der Roboter per Anhalter über Neuschwanstein nach Frankfurt, Köln und dem Ruhrgebiet bis nach Berlin durchgeschlagen und ist inzwischen in Hamburg angekommen. Am Wochenende soll der Trip an seinem Startpunkt in München zu Ende gehen.
Reise von hitchBOT lässt sich über GPS-Tracker im Internet verfolgen
Begleitet wird hitchBOT nicht nur von seinen Erfindern Frauke Zeller und David Smith, sondern auch von einem Kamerateam der ProSieben-Wissenssendung Galileo. Die Fans lieben den trampenden Roboter, aber der Verdacht, dass es sich hier, statt des angekündigten wissenschaftlichen Experimentes, um inszenierte Realität mit gesteuertem Medienhype handelt, drängt sich auch der Internet-Community langsam auf.
Im Internet lässt sich hitchBOTs Reise quer durch die Republik mühelos verfolgen. Der Roboter hat einen eingebauten GPS-Tracker und zeigt alle 15 Minuten seinen Standort auf einer Landkarte an. Das Road Movie begann an einer Münchner Tankstelle vor einer Woche.
Weil Abfahrtszeit und Ort im Netz bekanntgegeben worden waren, konnte der Roboter zwischen einem Dutzend Mitfahrgelegenheiten auswählen. Über Schloss Neuschwanstein ging es nach Frankfurt, wo hitchBOT zum prominenten Gast einer Hochzeit wurde. Danach stand der rheinische Karneval mit dem Kölner Rosenmontagszug auf dem Programm.
Probleme mit seinem technischen Innenleben, die hitchBOT zwischenzeitlich zugesetzt hatten, wurden von einem Robotik-Experten der Universität Duisburg-Essen gelöst. Anschließend wurde die vermenschlichte Maschine in der Hauptstadt vor dem Brandenburger Tor und dem Reichstag gesichtet. Mittlerweile ist sie in Hamburg angekommen.
Mit der Spracherkennung und –verarbeitung tut sich hitchBOT schwer
Der Erfolg, den hitchBOT letztes Jahr bei seiner Tramp-Tour durch Kanada hatte, scheint sich in Deutschland zu wiederholen. Die Menschen reagieren meist positiv auf den freundlich wirkenden Kerl mit der Kuchenglocke über dem LED-Gesicht und den blauen Poolnudeln als Gliedmaßen. An Mitfahrgelegenheiten, ob im Porsche oder auf dem Briefträgerfahrrad, mangelt es nicht. Dass die künstliche Intelligenz des Anhalters arg beschränkt ist, stört die Menschen, die ihm begegnen, offenbar nicht.
Die beiden Erfinder von hitchBOT, die Kommunikationswissenschaftler Frauke Zeller und David Smith, haben den Roboter mit der Spracherkennungs- und Sprachverarbeitungssoftware CleverScript und PocktSphinx gefüttert. Die Maschine soll einigermaßen verstehen können, was man zu ihr spricht und dann aus programmierten Sätzen eine passende Antwort auswählen. Dass das so gut wie gar nicht funktioniert, konnte man allerdings live am Fernsehen verfolgen, als hitchBOT bei Stefan Raab im ProSieben-Studio zu Gast war.
Im Internet nehmen kritische Stimmen zu
Überhaupt entwickelt sich die Medienpräsenz für hitchBOT und seine Erfinder langsam aber sicher zum eigenen Problem. Der Roboter, beziehungsweise sein Team, schreibt nicht nur seinen eigenen Blog, sondern ist auch auf Twitter, Facebook und Instagram äußerst populär. Allein auf Facebook folgen ihm mittlerweile 63.000 Menschen. Dort wird aber auch die Kritik an der gesamten Aktion immer lauter.
Angekündigt worden war ein wissenschaftliches Projekt, oder zumindest ein Experiment mit der Fragestellung, wie die Menschen auf einen Roboter reagieren, der alleine durch Deutschland trampt.
Was ist davon geblieben, wenn ein Galileo-Kamerateam die Reise hautnah begleitet und für die eigene Sendung vermarktet? Scripted Reality, so vermuten inzwischen nicht wenige. „Hoffentlich ist die PR-Tour bald vorbei“, „Die Mülltonne ist nur so berühmt, weil das Galileo Team 24/7 um ihn steht“, „Ihr habt den Versuch ad absurdum geführt“, „10.000 Euro für den, der die Tupperdose im Schrottplatz entsorgt“. Solche Kommentare häufen sich mittlerweile auf Facebook. Viele hitchBOT-Fans sind enttäuscht.
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