Reisefreiheit für den Goldfisch
Muffige Kammern, enge Käfige, noch kleinere Glasgefäße – der mangelnde Freiraum vieler Haustiere hat die Entwickler von studio diip nicht losgelassen. Jetzt haben sie der ersten Art die totale Reisefreiheit ermöglicht: dem Zierfisch. Mit einem fahrbaren Aquarium, vom Tier selbst gesteuert.
Ob Guppy oder Goldfisch, Rüsselbarbe oder Küssender Gurami – sie haben alle das gleiche Problem: immer dieselbe langweilige Aussicht. Ein mehr oder weniger enges Glasgefäß, das immer an derselben Stelle steht, lässt nichts anderes zu. Was schönfärberisch „Aquarium“ genannt wird, ist in Wahrheit nichts als ein Gefängnis, so statisch wie ein Betonblock.
Nun sind die Entwickler des niederländischen Technologie-Unternehmens studio diip bislang nicht als Tierschützer aufgefallen. Üblicherweise suchen sie nach Lösungen für ganz menschliche Probleme. Wie kann man mittels Wärmebildkameras die Müllsortierung optimieren? Oder: Wie lässt sich Bilderkennungssoftware in der heimischen Küche nutzbringend einsetzen?
Einfache Soft- und Hardware
Diesmal haben sie aber nicht weniger als die Befreiung des Haustiers in aller Welt im Sinn. Sie bauten ein kleines Aquarium auf ein vierrädriges Gefährt, das mithilfe eines einfachen Ein-Platinen-Computers und ebenso einfacher Software funktioniert. Wichtig war dabei, dass die Farbe des Fisches stark mit dem Untergrund kontrastiert. So filmt die Webcam, für die ein durchschnittliches Standardmodell ausreicht, die Bewegung. Die Bilderkennungssoftware registriert daraufhin die Bewegungsrichtung des Fisches und gibt den Befehl an die Steuerungseinheit weiter, die das Aquarium auf das mutmaßlich gewünschte Ziel hin lenkt.
Theoretisch könnte der Goldfisch damit bis ans Meer reisen. Nicht so leicht in die Berge, denn dafür reicht die Motorkraft nicht aus. Beim Prototyp namens „Fish on wheels“, also „Fisch auf Rädern“, ist auch die Reichweite der eingebauten Batterie noch sehr begrenzt.Haustier-Mobilität verbessern
Die Entwickler haben aber größere Ziele: „Bisher waren Kraftfahrzeuge dem Menschen vorbehalten. Wir hoffen, dass diese Innovation weitere Entwicklungen für verbesserte Haustier-Mobilität anstoßen wird“, heißt es bei studio diip. Zu optimieren wäre für längere Reisen beispielsweise das Tempo. Die derzeit erreichbare Geschwindigkeit entspricht der eines Spielzeugbaggers, der von einem Zweijährigen gesteuert wird.
Die Technologie steht also noch am Anfang ihrer Entwicklung. Aber vielleicht wird ja irgendwann unter Einsatz der niederländischen Technik ein Remake des Films „Free Willy“ gedreht. Dann braucht der putzige Wal keine menschliche Hilfe mehr, um in die Freiheit zu gelangen. Free yourself, Willy.
Die Bilderkennung in der Küche hat übrigens ihren praktischen Nutzen schon erwiesen. Eine Kamera filmt und identifiziert diverse Gemüsearten auf einem Tisch, der angeschlossene Rechner sucht und findet dann passende Rezepte. Man muss nur aufpassen, dass das Glas mit dem Goldfisch nicht mit aufs Bild kommt.
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