Rekordaufnahme der Milchstraße
Seit fünf Jahren beobachten Bochumer Astronomen in der Wüste von Chile den Himmel. Aus 268 Einzelaufnahmen entstand in dieser Zeit eine 194 Gigabyte große Datei: das bislang größte astronomische Bild der Milchstraße überhaupt.
In der Atacama-Wüste von Chile steht das modernste optische Teleskop der Welt. Hier können Bilder in einer Schärfe entstehen, die für Laien nur bildlich zu erklären ist: Stellen Sie sich vor, Sie könnten die beiden Scheinwerfer eines Autos deutlich erkennen und unterscheiden, wenn Sie auf der Erde stehen und das Auto auf dem Mond. In diesem „Very Large Telescope“ entstanden die neuen Rekordaufnahmen – eben nicht.
Ausdauer statt Kraft
Bei der Forschung der Astronomen von der Ruhr-Universität Bochum kommt es mehr auf Ausdauer als auf schiere Kraft an. Deshalb haben sie nur 20 km von dem Giganten entfernt ein paar viel kleinere Instrumente aufgebaut. Und dort beobachten sie nun seit fünf Jahren den Himmel. Genauer gesagt: Sie suchen nach Objekten mit variabler Helligkeit. Das können zum Beispiel so genannte Mehrfachsysteme sein, in denen Sterne einander umkreisen und sich zeitweise gegenseitig verdecken.
Mithilfe der Teleskope der Bochumer Universitätssternwarte haben die Wissenschaftler schon mehr als 50.000 solcher Objekte entdeckt. Um das Suchgebiet überhaupt abdecken zu können, haben sie es in 268 Felder unterteilt. Jedes von ihnen wird im Abstand weniger Tage immer wieder fotografiert. Wenn man dann die Aufnahmen vergleicht, lassen sich die Schwankungen bei der Helligkeit erkennen.
Gezielte Suche im Bild möglich
Aus diesen Aufnahmen haben die Bochumer nun eine gigantische Aufnahme erstellt, die ein Datenvolumen von 194 Gigabyte hat und aus 46 Milliarden Bildpunkten besteht. Und genau die kann sich jeder in einem Online-Tool unter dem Link http://gds.astro.rub.de/ ansehen.
Hier stellt sich zunächst das gesamte Band der Milchstraße dar. Betrachter können aber auch in das Bild hineinzoomen und sich nur bestimmte Abschnitte genauer ansehen, und es gibt sogar eine Suchfunktion. Wer beispielsweise „M8“ in das Fenster eingibt, bekommt den Lagunennebel zu sehen.
Dr. Rolf Chini, Leiter des Astronomischen Instituts in Bochum, ist entsprechend begeistert von den Möglichkeiten der relativ einfachen Technik, die praktisch unbegrenzt zur Verfügung stehen: „An den großen Teleskopen bekommt ein Durchschnittsastronom vielleicht fünf bis zehn Stunden Beobachtungszeit im Jahr – wenn er Glück hat.“ Die Bochumer aber brauchen vor allem das: Zeit. Am Ende soll ein ganzer Katalog von Objekten mit variabler Helligkeit entstehen. Und der soll unter anderem helfen, neue Erkenntnisse über die Entstehung von Sternen zu gewinnen.
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