Schon wieder eine Erde entdeckt – aber gleich um die Ecke
Proxima b an Erde: „Bitte melden!“ Haben Astronomen den Planeten im Weltall entdeckt, auf dem es Leben gibt? Auf jeden Fall ist auf Proxima b flüssiges Wasser denkbar. Und der Abstand zu seiner Sonne ist auch so, dass Leben möglich ist. Aus Astromonensicht liegt Proxima außerdem gleich nebenan.
„Nur“ vier Lichtjahre von der Erde entfernt haben Astronomen den Planeten aufgespürt, der um den Stern Proxima Centauri kreist und auf dem möglicherweise Bedingungen herrschen, die Leben ermöglichen. Vier Lichtjahre, das ist ziemlich wenig aus Anstromensicht. So sind die anderen, „erdähnlichen“ Planeten, die Astronomen in den vergangenen Jahren aufgespürt haben, deutlich weiter weg.
So ist Kepler 452-b, entdeckt vom Weltraumteleskop Kepler, rund 1.400 Lichtjahre entfernt. Immer noch 1.100 Lichtjahre sind es bis zu den beiden erdähnlichen Planeten Kepler-438b und Kepler-442b. Deutlich näher ist mit 560 Lichtjahren schon der als „Mega-Erde“ bezeichnete Planet Kepler-10c.
Deshalb war die Entdeckung von GJ 1132b im vergangenen Jahr so spektakulär, weil dieser Planet nur 39 Lichtjahre entfernt ist und die Wissenschaft elektrisiert hat. Insofern sind die vier Lichtjahre bis Proxima b wirklich nicht viel, so dass die Astronomen von Nachbarschaft sprechen.
Entdeckung der neuen „Erde“ war schwierig
Doch die Entdeckung war auch mit den modernen Superteleskopen nicht einfach. Der kühle Stern im Sternbild Centaurus wird nämlich vom helleren Sternpaar Alpha Centauri AB deutlich überstrahlt. Deshalb war es schwer, den schon länger vermuteten Exoplaneten im Orbit von Proxima Centauri nachzuweisen. Dieser Nachweis ist einem Astronomenteam mit der Mission Pale Red Dot endlich gelungen.
Proxima b umkreist seine Sonne in geringem Abstand
Der Gesteinsplanet hat etwas mehr Masse als unsere Erde und bewegt sich mit einem Abstand von sieben Millionen Kilometern von Proxima Centauri – das sind nur 5 % des Abstands Erde-Sonne. Trotz der großen Nähe von Proxima Centauri b zu seinem Mutterstern liegt der Planet gut innerhalb der so genannten habitablen Zone, denn Proxima Centauri ist viel schwächer als die Sonne.
Mit dem Begriff habitable Zone bezeichnen Astronomen nicht direkt ein von Menschen bewohnbares Gebiet, sondern einen Bereich, in dem ein Himmelskörper Leben hervorbringen kann. Im Fall von Proxima Centauri b schätzen die Astronomen die Oberflächentemperatur so ein, dass das Vorhandensein von flüssigem Wasser möglich wäre – was als Voraussetzung für Leben angesehen wird.
Suche nach Leben konzentriert sich auf Proxima b
Das Klima auf Proxima b ist deutlich anders als auf der Erde, vermuten die Wissenschaftler. Jahreszeiten gibt es höchstwahrscheinlich nicht. Flüssiges Wasser würde wahrscheinlich in Regionen mit starker Sonneneinstrahlung vorkommen, entweder in einem Teil der Hemisphäre des Planeten, die ständig dem Stern zugewandt ist, oder in einem tropischen Gürtel.
Allerdings ist Proxima b auch einer deutlich höheren Strahlung als etwa die Erde ausgesetzt, was wiederum bedeuten kann, dass Gase und Flüssigkeiten im Laufe der fünf Milliarden Jahre seit Entstehung des Planeten von dessen Oberfläche verschwunden sind.
Die Entdeckung von Proxima b ist der Beginn von einer Reihe weiterer Beobachtungen mit aktuellen Instrumenten und mit der nächsten Generation von extrem großen Teleskopen wie des European Extremely Large Telescope (E-ELT). Proxima b wird in der Zukunft eines der wichtigsten Ziele für die Suche nach Leben im Universum sein. Und tatsächlich gibt es mit dem Projekt StarShot die Vision, das Alpha Centauri-System mit einen Raumfahrzeug von der Erde aus anzuvisieren.
Suche nach den kleinen Bewegungen eines Sterns
Aber wie kamen die Astronomen dem kleinen Planeten eigentlich auf die Spur? Während der ersten Jahreshälfte 2016 war Proxima Centauri regelmäßig mit dem Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO auf La Silla in Chile und gleichzeitig mit anderen Teleskopen rund um den Globus beobachtet worden. Bei dieser Pale Red Dot-Kampagne suchten Astronomen unter der Leitung von Guillem Anglada-Escudé von der Queen Mary University in London nach jenen kleinen Bewegungen des Sterns, die durch den gravitativen Einfluss eines ihn umkreisenden Planeten erzeugt würden.
„Die ersten Hinweise auf einen möglichen Planeten wurden bereits 2013 entdeckt, aber die Ergebnisse waren nicht überzeugend. Seither haben wir mit Hilfe der ESO und anderen Partnern hart daran gearbeitet, weitere Beobachtungen durchführen zu können. Die Planung für unser nun durchgeführtes Red Pale Rot-Projekt dauerte fast zwei Jahre“, sagte Guillem Anglada-Escudé.
Bewegungsmuster wiesen auf weiteren Planeten hin
Die Daten des Pale Red Dot-Projektes wurden mit früheren Beobachtungen von der ESO und anderen Observatorien kombiniert und ergaben so ein klares Signal – und überaus spannendes Ergebnis. Proxima Centauri bewegt sich regelmäßig mit etwa 5 km/h auf uns zu und wieder von uns weg. Dieses Muster weist auf die Anwesenheit eines Planeten hin, der alle 11,2 Tage seinen Mutterstern umkreist.
Hier finden Sie eine Übersicht der größten Teleskope der Welt.
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