Seit 30 Jahren gab es auf der Südhalbkugel nicht mehr so viel Meereis
Paradox: Während die globale Erwärmung weiter zunimmt, wächst der Meereisspiegel in der Antarktis. Das Meereis des Kontinents auf der Südhalbkugel bedeckte im gerade vergangenen Winter eine Fläche, die 50-mal so groß ist wie Deutschland.
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Die Forscher Steffi Arndt (l.) und Stephan Paul (r.) untersuchen die Eigenschaften des antarktischen Schnees im Scheinwerferlicht des deutschen Forschungsschiffes Polarstern.
Foto: Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendrick
Im September – am Ende des antarktischen Winters – waren 19,48 Millionen Quadratkilometer des Meeres rund um den Südpol mit Eis bedeckt. Ihr Maximum erreichte die Ausdehnung am 18. September mit 19,65 Millionen Quadratkilometern. „Diesen Winter gibt es in der Antarktis so viel Meereis wie lange nicht mehr, wenn es überhaupt seit Beginn der regelmäßigen Satellitenbeobachtungen schon einmal so viel Meereis gegeben hat“, sagen die Meereisphysiker Marcel Nicolaus und Stefan Hendricks vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven.
Das allerdings können sie zur Zeit nur vermuten, denn messen können Wissenschaftler in der Antarktis bislang nur die Fläche – wie dick das Eis ist, bleibt den Beobachtungssatelliten verborgen, weil auf den Eisschollen dicker Schnee liegt.
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Die Meereisphysiker Stefan Hendricks und Mario Hoppmann bei ihren Arbeiten auf der wachsenden Eisfläche der Antarktis.
Quelle: Alfred-Wegener-Institut/Sandra Schwegmann
Stationen für künftige Messungen installiert
Die Forscher stützen ihre Vermutung auf zwei Expeditionen in der Antarktis in den vergangenen Monaten. Bei Fahrten mit dem Schiff Polarstern ins Wedellmeer stießen sie auf dickes und kompaktes Eis. Für künftige Messungen installierten sie eine Reihe automatischer Messstationen auf dem Meereis. Diese überprüfen nun kontinuierlich Dicke, Temperatur und Bewegung des Meereises und seiner Schneeauflage. Ihre Daten senden sie via Satellit an das AWI und andere Projektpartner.
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So genanntes Pfannkucheneis ist das erste Stadium sich bildenden Meereises. Noch deutlich zu sehen sind die Wellenbewegungen des Meeres unter der dünnen Eisschicht. Im Hintergrund der beeindruckenden Landschaft ist ein Eisberg zu sehen.
Quelle: Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendricks
Nur Vermutungen zu Ursache und Wirkung
Warum es rund um den Südpol mehr Meereis gibt als in den vergangenen Jahren, können die Wissenschaftler fürs erste nicht erklären. „Wir wissen es nicht“, sagt Stefan Hendricks. Sie vermuten, dass es an der Änderung der Windrichtung liegt. „Der Wind treibt das Eis von der Küste weg aufs Meer“, erklärt der Forscher. Dadurch würden die Eisschollen auseinanderdriften und an den Rändern, wo das Eis dünn sei, könne sich schneller neues Eis bilden als an dicken, kompakten Flächen. „Das ist unsere Vermutung“, betont er.
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Minkwale sind im antarktischen Winter schwer optisch zu beobachten: Sie verbringen die meiste Zeit unter der Wasseroberfläche und tauchen nur zum Atmen in den seltenen Löchern im Meereis auf.
Quelle: Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendrick
Einen Zusammenhang mit dem Klimawandel können die Forscher bislang auch nicht herstellen. „Die Temperaturen in der Antarktis sind insgesamt stabil“, so Hendricks, „und die Zunahme des Meereises ist im Verhältnis zur Gesamtfläche eher klein“. Geringe Auswirkungen auf das Weltklima erwarte er schon deshalb, weil das Meereis im dunklen antarktischen Winter wachse und so nur sehr wenig Sonnenlicht reflektiert werde.
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Sonnenaufgang über der Antarktis.
Quelle: Alfred-Wegener-Institut/Stefan Hendricks
Die eisbedeckte Fläche des antarktischen Ozeans wächst jährlich von ihrem Minimum am Ende des antarktischen Sommers im Februar von drei bis vier Millionen Quadratkilometern auf eine etwa fünf bis sechs Mal so große Fläche am Ende des Winters im September. Hierbei zeigen sich jedoch große regionale Unterschiede, so dass das antarktische Meereis eigentlich ein Puzzle aus unterschiedlichen Eisbedeckungen ist.
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