Homo naledi 11.09.2015, 13:20 Uhr

Sensationsfund: Skelette eines bisher unbekannten Frühmenschen entdeckt

Ein Fossilienfund in Südafrika aus dem Jahr 2013 ist jetzt wissenschaftlich ausgewertet und bietet eine archäologische Sensation: Das Menschengeschlecht ist um einen weiteren frühen bisher unbekannten Vertreter reicher. „Herzlich willkommen, aufgehender Stern!“ – wie die Forscher ihn getauft haben bzw. „Homo naledi“. 

Die Handknochen des Homo naledi deuten darauf hin, dass der Verwandte des modernen Menschen sowohl Werkzeuge benutzen als auch klettern konnte.

Die Handknochen des Homo naledi deuten darauf hin, dass der Verwandte des modernen Menschen sowohl Werkzeuge benutzen als auch klettern konnte.

Foto: Witwatersrand University

Er war ein echtes Leichtgewicht, der Homo naledi. Wog bei einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,50 m nur 45 kg. Besonders helle war er wohl nicht: Sein Gehirn hatte nur die Größe einer Orange. Homo naledi bildet einen neuen Ast im Menschheitsstammbaum. Gefunden wurden die Überreste von mindestens 15 Hominiden dieser neuen Menschenart bereits im September 2013 in der südafrikanischen Rising-Star-Höhle im Gebiet des Unesco-Welterbes Cradle of Humankind in der Nähe von Krugersdorp. Abgeleitet vom Namen der Höhle haben die Forscher um Teamleiter Lee Berger von der University of the Witwatersrand ihren Fund Homo naledi getauft. Das südafrikanische Wort Naledi bedeutet „aufgehender Stern“.

Kleinkinder, Erwachsene und alte Hominiden

Alle Skelette lagen in einer etwa 90 m vom Höhleneingang entfernten Kammer, die nur über eine sehr schmale Rinne zugänglich war. Sie stammen von Kleinkindern, Erwachsenen und auch alten Homo naledis. Allesamt sind sie allesamt relativ gut erhalten. „Fast alle Knochen des Körpers liegen uns mehrfach vor, so dass dieser Mensch uns bereits jetzt besser bekannt ist als alle anderen Vertreter fossiler Vertreter unserer Abstammungslinie“, sagt Lee Berger. Ein Schatz sozusagen: Es ist der bisher größte zusammengehörige Fund fossiler menschlicher Überreste auf dem afrikanischen Kontinent.

„Überraschend menschenähnliche Eigenschaften“

„Homo naledi ähnelt den frühesten Vertretern unserer Gattung, zeigt aber auch einige überraschend menschenähnliche Eigenschaften, die ihm seinen Platz innerhalb der Gattung Homo sichern“, erklärt John Hawks von der University of Wisconsin in Madison.

Der Schädel des Homo naledi von der Seite aufgenommen. 

Der Schädel des Homo naledi von der Seite aufgenommen.

Quelle: Witwatersrand University

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Zähne und Schädel des Frühmenschen ähneln denen des Homo habilis und anderer früher Vertreter der Gattung Homo. Die Schultern hingegen sind deutlich primitiver, erinnern eher an einen Menschenaffen.

Homo naledi konnte wohl Werkzeuge benutzen

„Überraschenderweise sind die Finger von Homo naledi stärker gebogen als die der meisten anderen frühen Hominiden. Das deutet darauf hin, dass er klettern konnte“, berichtet Tracy Kivell vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Die Handform legt gleichzeitig nahe, dass Homo naledi bereits Werkzeuge benutzen konnte. Die Beine und Füße der Fossilien unterscheiden sich kaum von denen des heutigen modernen Menschen.

Fund deutet auf Begräbnis hin

Die Lage des Fossilienfundes deutet auf eine absichtliche Beseitigung der Toten hin, also eine Art von Begräbnis. Die Knochen tragen keinerlei Spuren von Aasfressern und Raubtieren.

Bereits im September 2013 wurden die Überreste von mindestens 15 Hominiden gefunden. Nach Untersuchungen gehen die Wissenschaftler davon aus, eine neue Menschenart entdeckt zu haben.

Bereits im September 2013 wurden die Überreste von mindestens 15 Hominiden gefunden. Nach Untersuchungen gehen die Wissenschaftler davon aus, eine neue Menschenart entdeckt zu haben.

Quelle: Witwatersrand University

„Wir sind zahlreiche Szenarien durchgegangen: beispielsweise ein Massensterben, ein unbekanntes Raubtier, der Transport von einem anderen Ort in die Kammer mithilfe von Wasser oder der Unfalltod on einer Todesfalle“, berichtet Berger. „Nachdem wir alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hatten, blieb uns als plausibelste Variante nur die bewusste Beseitigung der Toten durch Homo naledi.“

„Die Kammer hat noch nicht alle Geheimnisse preisgegeben“

Genau datiert ist das Alter des Homo naledis noch nicht; die Wissenschaftler schätzen aber, dass die Funde etwa 1,5 bis 2 Millionen Jahre alt sind. Mehr als  1550 Knochen wurden bisher aus der engen Höhlenkammer geborgen. Nach Ansicht der Forscher ist damit das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. „Diese Kammer hat noch nicht all ihre Geheimnisse preisgegeben“, sagt Berger. „Es befinden sich dort unten möglicherweise noch hunderte, wenn nicht sogar tausende Überreste von Homo naledi.“

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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