Singapur arbeitet an digitalem 3D-Modell der Stadt
Singapur ist stets für technische Überraschungen gut. Dazu gehört künftig ein 3D-Modell des gesamten Stadtstaats, das sämtliche Gebäude, alle Infrastruktureinrichtungen und selbst alle Bäume in allen Parks und entlang der Straßen einschließt. Beim Modell bleibt es aber nicht. Zu jedem Einzelelement – gleich ob Haus, Straße oder Baum – gibt es zugleich detaillierte Informationen.
„Virtual Singapore“ heißt das ehrgeizige Projekt des südostasiatischen Stadtstaats bei dem ein so genanntes intelligentes 3D-Modell der gesamten Stadt kreiert wird. Es soll als künftige Datenbank mit Informationen zu Gebäuden, der zivilen Infrastruktur, der Grünflächen und vielem mehr dienen.
Projekt kostet 53 Millionen Dollar
„Bei dem Projekt handelt es sich um den digitalen Zwilling der Stadt Singapur“, betont George Loh, Direktor des Programmdirektoriums der National Research Foundation Singapore (NRF). Das 53-Millionen Dollar-Projekt mit dem sich Singapur für die Zukunft wappnet, wird von der NRF gemeinsam mit der Singapore Land Authority (SLA) und der Infocomm Development Authority (IDA) geleitet und soll bereits im kommenden Jahr starten. Dabei werden Bürger, Unternehmen, die öffentliche Verwaltung sowie Forschungslabors gleichermaßen Zugang zu der Vielfalt von Daten haben.
Nach Aussagen von Loh werden auch demographische Daten über den Wohnort älterer Menschen, Einkaufszentren und Restaurants und öffentliche Verkehrsmittel einbezogen.
Dynamische 3D-Visualisierung
Das Konzept der Gebäudedatenmodellierung oder kurz „BIM“, das typischerweise für individuelle Strukturen benötigt wird, soll bei Virtual Singapore auf den gesamten Stadtstaat angewandt werden. Ziel ist es auf diese Weise ein gigantisches BIM-Modell zu schaffen, in dem sämtliche Gebäude, die Infrastruktur und nahezu alle Lebensaspekte in Singapur bis hin zu jedem einzelnen Baum virtualisiert und dann als interaktive 3D-Reproduktion angezeigt werden. Alle Nutzer können in 3D visualisieren, wie sich die Stadt mit Bevölkerungswachstum, neuen Bauprojekten und anderen Ereignissen im Laufe der Zeit wandelt.
Mehr als Google Earth
Auf den ersten Blick ähnelt Virtual Singapore der Google Earth Software. Allerdings soll das 3D-Modell von Singapur auch semantische Eigenschaften beinhalten. Wer beispielsweise auf ein Gebäude der Stadt klickt, erhält umfassende Informationen zu den Baumaterialien, dem Ventilationssystem, der Menge an direktem Sonnenlicht und vielem mehr. Wer sich für die Umgebung interessiert erhält Daten zur Fläche, Perimeter und Höhe. Selbst die Zahl der Parkplätze und Informationen zu Bäumen sind erhältlich.
Verbesserung der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit
Das 3D-Modell analysiert Geo- und Topologiedaten, bezieht aber auch 2D-Quellen wie Zeichnungen, Fotos und Dokumente von verschiedenen staatlichen Stellen mit ein. Diese werden dann mit historischen und Echtzeitdaten über Demographie, Mobilität oder Klima verbunden, die von Kameras, Smartphones und Sensoren an den verschiedensten Orten gesammelt werden. Damit lässt sich die Wirkung der Urbanisierung auf den Stadtstaat digital erforschen. Und das hilft dabei, die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit einer Stadt zu verbessern.
Schließlich lassen sich Lösungen zur Optimierung der Logistik, der Öffentlichen Verwaltung und anderer Bereiche entwickeln. Virtual Singapore basiert auf der 3DEXPERIENCECity Plattform des französischen Software-Unternehmens Dassault Systems und diversen anderen Applikationen und Systemen.
Evakuierung im Notfall erleichtert
Die Planer in Singapur gehen davon aus, dass Virtual Singapore sowohl von Privatpersonen, staatlichen Stellen, Unternehmen und Forschern auf verschiedenste Weise genutzt werden wird. Das 3D-Modell soll vor allem in Simulationen Anwendung finden, beim Infrastrukturmanagement und auch bei der Energieversorgung.
Großes Potenzial wird auch im Katastrophenschutz und dem Notfall-Management gesehen. Virtual Singapore erlaubt den Stadtplanern die Standorte von Menschen mithilfe von Smartphones zu ermitteln und auf den Stadtplan zu projizieren. Dank 3D-Prognosen und intelligenten agentenbasierten Modellierungen ist es möglich zu sehen, wie sich Menschen verteilen und verhalten.
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