Fundament saugt sich in den Boden 07.03.2018, 13:13 Uhr

So kann man Offshore-Windkraftanlagen lautlos im Meer verankern

Windräder drehen sich auf hoher See fast lautlos im Wind. Ein Höllenlärm entsteht allerdings, wenn die Fundamente in den Meeresboden gerammt werden. Jeder Rammstoß ist mindestens 225 Dezibel laut und im Meer kilometerweit zu hören. Das ist vor allem für die lärmsensiblen Schweinswale eine Qual. Abhilfe schaffen kann ein neues Gründungsverfahren, bei dem die Fundamente mittels Unterdruck in den Meeresboden hineingesaugt werden.

 

Windpark Borkum Riffgrund 2: Mit bis zu 3000 Hammerschlägen werden die Stahlfundamente in den Boden gerammt. Das macht sehr viel Lärm unter Wasser. Jetzt gibt es ein neues Verfahren, das lautlos ist.

Foto: Ørsted

Um den Lärm zu mindern, der durch die Rammstöße entsteht, wird derzeit ein Vorhang aus Luftblasen rund um die Baustelle erzeugt, der die Schallwellen unter Wasser abschirmt.

Foto: Ørsted

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Fachexperte Umweltschutz (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Torsional Vibration Solution Architect (m/f/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
Hasse & Wrede GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur für Torsionsschwingungslösungen (m/w/d) Hasse & Wrede GmbH
Berlin (Home-Office) Zum Job 
MicroNova AG-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Electrical Engineering / Elektrotechnik MicroNova AG
Vierkirchen Zum Job 
JOSEPH VÖGELE AG-Firmenlogo
Konstruktionsingenieur (m/w/d) Maschinenbau JOSEPH VÖGELE AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 
NORMA Group Holding GmbH-Firmenlogo
Product Design Engineer (m/f/d) NORMA Group Holding GmbH
Maintal Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) - Teilprojektleitung für Bauprojekte DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) konstruktiver Ingenieurbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
SARPI Deutschland GmbH-Firmenlogo
Junior-Betriebsingenieur/Verfahrensingenieur Prozesstechnik (m/w/d) SARPI Deutschland GmbH
Cummins Deutschland GmbH-Firmenlogo
Application Engineer (m/w/d) Systems / Software für Nutzfahrzeuge Cummins Deutschland GmbH
Nürnberg Zum Job 
Jülich Forschungszentrum-Firmenlogo
Revisor mit Schwerpunkt Baurevision oder IT-Revision (w/m/d) Jülich Forschungszentrum
Jülich bei Köln Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
MKH Greenergy Cert GmbH-Firmenlogo
Projekt-Ingenieur (m/w/d) in der Anlagenzertifizierung MKH Greenergy Cert GmbH
Hamburg Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
mondi-Firmenlogo
Junior Anwendungstechniker (m/w/x) mondi
Steinfeld Zum Job 
Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG-Firmenlogo
Technische Mitarbeiter Vertragsmanagement (m/w/d) Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co.KG
Leverkusen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (m/w/d) für Straßenausstattungsanlagen und Verkehrsführung Die Autobahn GmbH des Bundes
Osnabrück Zum Job 
Sprint Sanierung GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Großschäden Sprint Sanierung GmbH
Düsseldorf Zum Job 

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) in Hannover haben eine Gründungsmethode erfolgreich getestet, bei der die Fundamente flüsterleise in den Meeresboden gesaugt werden. Rammschall entsteht bei dieser Gründung nicht. „Suction Bucket“, also „gesaugter Eimer“, wird die hohle, oben geschlossene Stahlkonstruktion genannt, weil sie mittels Unterdruck in den Baugrund gesaugt wird.

Das Prinzip ist einfach: Der „Eimer“ wird mit der offenen Seite auf den Meeresboden aufgesetzt und leergepumpt. Der auf dem Eimer lastende hydrostatische Druck presst das Bucket in den Meeresboden, wobei das Bodenmaterial im Eimer das Fundament stützt und es im Meeresboden verankert.

Und das geht schnell: Beim jetzt erfolgten Test in der Grundbauversuchsgrube der Leibniz-Universität Hannover war der unten offene Stahlkörper mit einem Durchmesser von 1,4 Meter innerhalb von einer Stunde im Boden verschwunden.

Offshore-Fundamente haben Durchmesser bis zu 15 Meter

Echte Offshore-Fundamente erreichen allerdings Durchmesser von 6 bis 15 Metern. Die Fundamentgründung mit Suction Buckets eignet sich ab einer Wassertiefe von 30 Metern, weil ab dieser Wassertiefe der Wasserdruck hoch genug ist. Generell funktioniert diese Methode nur in Sedimentböden.

Die Einsaugmethode wird in der Offshore-Praxis bereits eingesetzt. 2002 wurde ein Windrad auf einem so gegründeten Fundament im Hafen von Frederikshavn an der Norspitze Jütlands errichtet. Im Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 2 sollen 20 der 56 Windräder an Standorten mit größerer Wassertiefe mit Suction Buckets gegründet werden.

Die Installation des „Suction Buckets“ erfolgt durch sorgfältig regulierten Unterdruck. Zunächst sitzt die Stahlkonstruktion mit der offenen Seite auf dem Grund. Anschließend saugt sie sich in den Grund.

Die Installation des „Suction Buckets“ erfolgt durch sorgfältig regulierten Unterdruck. Zunächst sitzt die Stahlkonstruktion mit der offenen Seite auf dem Grund. Anschließend saugt sie sich in den Grund.

Quelle: Pascal Hancz/IWES

Das jetzt gestartete Demonstrationsprojekt dient den IWES-Forschern vor allem zur Kompetenzausweitung. Die Grube in Hannover ist 14 Meter lang, 9 Meter breit und 10 Meter tief. Sie ist für solche großmaßstäblichen Modellversuche hervorragend geeignet, denn sie bietet homogene Testbedingungen sowie einen für den typischen Nordseeboden repräsentativen sandigen Modellbaugrund.

Jeder Rammstoß lärmt mit mindestens 225 Dezibel

Die Fundamente von Offshore-Windkraftanlagen bestehen aus bis zu drei Pfeilern, die normalerweise einfach in den Meeresboden gerammt werden. Je nach Konstruktionstyp werden diese Pfeiler von mächtigen hydraulischen Rammen mit bis zu 3000 Schlägen in den Boden getrieben, damit ein Windrad mit einer Nabenhöhe von 80 Metern auch jederzeit sicher steht.

Jeder einzelne Rammstoß ist dabei mindestens 225 Dezibel laut und setzt sich als Schallwelle kilometerweit fort. Für die lärmsensiblen Schweinswale ist das unerträglich. Ihr Gehör wird ab einer Lautstärke von 200 Dezibel schwer beeinträchtigt. Zum Vergleich: Ein startender Düsenjet verursacht einen Lärm von 150 Dezibel.

160 Dezibel als Grenzwert für Unterwasser-Baustellenlärm definiert

„Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale können von dem enormen Schalldruck irreversible Gehörschäden davontragen“, sagt die Meeresbiologin Nadja Ziebahrt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Das ist deshalb fatal, weil für Schweinswale das Gehör der wichtigste Sinn ist. Sie kommunizieren per Schallwellen mit ihren Artgenossen, sie orten so ihre Beute und orientieren sich darüber in ihrer Umgebung.

Seit 2010 hat die Bundesregierung deshalb einen Grenzwert für Unterwasser-Baustellenlärm definiert. In einer Entfernung von 750 Meter von der Pfahlgründung darf ein Lärmwert von 160 Dezibel nicht überschritten werden. Und so testet die Offshore-Branche seitdem verschiedene lärmmindernde Verfahren. Ingenieure und Akustiker experimentieren beispielsweise mit Blasenschleiersystemen, die einen Vorhang aus aufsteigenden Luftblasen in der Wassersäule erzeugen, der die Baustelle umgibt und so abschirmt.

Fundament kann an einen Tag errichtet werden

Die Gründung mit Suction Buckets ist wesentlich eleganter, weil eben überhaupt kein Rammschall mehr entsteht, der aufwändig abgeschirmt werden muss. Zudem kann nach Ablauf der Lebensdauer des Windrades der „Eimer“ einfach entfernt werden, indem er wieder mit Luft gefüllt wird, damit er sich wieder aus dem Boden hebt. Ein weiterer Vorteil: Es muss kein schweres Installationsgerät aufs weite Meer hinaus geschleppt werden.

Halbzeit! Schon ist die Hälfte der Tragstruktur im Meeresboden verschwunden.

Foto: Pascal Hancz/IWES

Geschafft! Nach einer Stunde war die Tragstruktur beim Test in Hannover vollständig eingesaugt.

Foto: Pascal Hancz/IWES

Zudem ist ein Fundament nach dem Suction Bucket Prinzip sehr rasch installiert. Eine vorbereite Tragstruktur mit den Buckets lässt sich an einem Tag errichten. Die große Herausforderung bei der Technologie ist die genaue Dimensionierung und Verteilung des Drucks. Auch eine Schiefstellung der Buckets muss unbedingt unterbleiben. „Es ist extrem wichtig, den Unterdruck genau zu überwachen, um Bodenschäden und eine Schiefstellung des Buckets zu vermeiden. Bei Offshore-Installationen wird daher mit vier getrennten Kammern im Bucket gearbeitet, um den Druck auszugleichen“, erklärt Projektleiter Tulio Quiroz vom IWES.

Zugbelastungstests stellen Einfluss extremer Wellen nach

Nun beginnen in Hannover die Zugbelastungstests. Mit diesen werden die Einwirkung extremer Wellen auf das Bucket nachgestellt. Es werden auch die Interaktion zwischen Meeresboden und der Stahlstruktur und der Einfluss des Installationsverfahrens auf die spätere Standsicherheit untersucht. Denn ganz egal, ob ein Fundament für eine Windkraftanlage auf dem Meer unter mächtigen Getöse in den Boden gerammt oder flüsterleise gesaugt wird: Ein sicherer Stand auch bei extremen Windverhältnissen muss bei jedem Windrad in einem Offshore-Windpark stets gewährleistet sein.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.