So passen 35 Millionen Songs auf eine kreditkartengroße Festplatte
Ein großer Erfolg in der winzig kleinen Nanowelt: Im kalifornischen IBM Forschungszentrum in Almaden haben Wissenschaftler mit Hilfe eines einzelnen Atoms den weltweit kleinsten Magneten hergestellt. Wozu? Um darauf ein Datenbit zu speichern.
Weniger ist bei Entwicklungen in der IT-Branche mehr: So benötigen herkömmliche Festplatten bisher etwa 100.000 Atome, um eine Datenmenge von einem Bit dauerhaft speichern zu können. Wenn also jetzt dafür nur noch ein Atom benötigt wird, könnte dies künftig zu wesentlich kleineren Speichermedien führen.
Technologie auf Atomgröße
„Magnetische Bits sind das Herz von Festplatten, Bandspeichern und aller verwandten auch zukünftigen Technologien“, sagt Christopher Lutz, Nanowissenschaftler in Almaden. „Wir wollten durch diese Forschungsarbeit verstehen, was passiert, wenn wir Technologien auf Atomgröße verkleinern.“ Das Ergebnis wurde jetzt im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Für die Entwicklung des kleinsten beständigen Magneten der Welt wählten die Wissenschaftler Holmium aus. Dieses chemische Element zählt zu den Metallen der Seltenen Erden. Mit Hilfe eines Rastertunnelmikroskops platzierten sie ein einzelnes Holmium-Atom auf einer Magnesiumoxid-Oberfläche. Wurden Strompulse von der Spitze des Rastertunnelmikroskops ausgesandt, änderte sich die magnetische Resonanz des Atoms. Es konnte zwischen zwei Werten hin- und hergeschaltet (0/1)werden.
1.000-mal dichter Daten speichern
Um die Information des Speichers abrufen zu können, platzierten die Wissenschaftler direkt neben dem Holmium-Bit ein Eisenatom. Da dessen Leitfähigkeit vom Magnetzustand des Holmiums beeinflusst wird, lässt sich an ihm der Magnetzustand des Holmium-Bits ablesen.
Indem die IBM-Experten dann zwei Holmium-Atome mit einem Abstand von nur einem Nanometer, also einem Millionstel Millimeter, zueinander kombinierten, und diese sich nicht gegenseitig störten, schufen sie den bislang kleinsten vorstellbaren Datenspeicher. Beide Atome speicherten je ein Bit.
IBM-Forscher entwickelten Rastertunnelmikroskop
Die Möglichkeit, so eng nebeneinander platzierte Atome als separate Speicher zu nutzen, erlaubt es zumindest in der Theorie Daten 1000-mal dichter als bisher auf Festplatten und Solid State Memory Chips zu sichern. Oder wie IBM anschaulich beschreibt: „Die 35 Millionen Songs bei iTunes würden so auf ein Gerät von der Größe einer Kreditkarte passen.“
In den Schoß gefallen ist den IBM-Forschern dieser Erfolg nicht. „Das Ergebnis der Forschungsarbeit basiert auf der Erfahrung von über 30 Jahren Nanotechnologieforschung bei IBM“, betont das Unternehmen. „Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops, die 1986 mit dem Nobelpreis in Physik ausgezeichnet wurde.“ Und das nun bei der Forschungsarbeit eine wesentliche Rolle spielte.
Nicht mit Holmium, sondern mit Glas haben andere Forscher gearbeitet, um einen neuen Speicherchip zu entwerfen. Ingenieure der Universität Southampton haben den Speicherchip aus Glas entwickelt, der prinzipiell ewig halten und dabei unglaubliche Mengen Daten speichern kann.
Und einen Computer kleiner als ein Reiskorn, der fotografieren sowie Druck und Temperatur messen kann, haben Ingenieure der Universität Michigan gebaut. Sein Name: M3.
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