Sprühschaum stoppt große Blutungen an Rumpf und Bauch
Bei schweren Unfällen können selbst Rettungssanitäter manchmal nichts ausrichten. Die Opfer verbluten innerhalb von Minuten. Jetzt haben amerikanische Forscher einen Biopolymer-Schaum entwickelt, der große Blutungen einfach stoppt. Und britische Forscher wollen bald „gezüchtetes“ Blut ausprobieren.
Die Funktionsweise des ungewöhnlichen Blutstoppers ist denkbar einfach: Der Schaum wird in die Wunde gesprüht, vermengt sich mit den Blutzellen und verklumpt das Ganze. Durch diese feste Schranke kann dann kein Blut mehr nach außen treten. „Wenn der Schaum in eine offene Wunde gesprüht wird, dehnt er sich aus und bildet eine selbstragende Barriere“, zitiert das Wissensmagazin scinexx.de den Forscher Matthew Dowling von der University of Maryland.
Getestet haben Dowling und seine Kollegen diesen speziellen Schaum in Tierversuchen an Schweinen. Das Ergebnis: 90 Prozent des Blutverlusts konnte damit verhindert werden. Und dass, ohne die Wunde zusätzlich zu verbinden oder per Druck zusammenzupressen.
Schaum sogar für Blutverdünner-Patienten geeignet
Der Schaum setzt sich aus einem modifizierten Chitosan und einem Biopolymer zusammen. Chitosan besteht, vereinfacht gesagt, aus pulverisierten Schalen von Krabben. Biopolymer wird unter anderem aus Krebsschalen gewonnen. Der neue Blutstopper-Schaum wirkt sogar bei Patienten, die Blutverdünner eingenommen haben oder Bluter sind, berichten die Forscher. Denn das künstliche Verklumpen funktioniert anders als die normale Blutgerinnung.
Lösung für schwere Blutungen am Rumpf und Bauch
Gerade bei großen Wunden könnte die Entwicklung extrem hilfreich sein. Zumal es zurzeit „keine effektive Methode gibt, um schwere Blutungen am Rumpf zu stillen“, so Dowling. Blutverlust durch traumatische Verletzungen sei die häufigste Todesursache bei jungen Erwachsenen durch Unfälle und bei Soldaten im Krieg.
Das Problem bei großen Blutungen am Rumpf oder Bauch ist, dass sie meist nicht in den Griff zu bekommen sind. Anders als bei Wunden an Armen oder Beinen helfen nämlich kein einfaches Drücken und auch kein Druckverband. Deshalb verlieren die Opfer innerhalb von Minuten so viel Blut, dass manche von ihnen noch vor Ort sterben.
Sorge vor Blutmangel wegen Überalterung
Wenn Schwerverletzte überleben benötigen viele von ihnen neues Blut. Genau wie Patienten, die während einer Operation viel Blut verlieren. Doch die Knappheit an Blutkonserven ist seit Jahren Dauerthema. In Deutschland ist die Lage zurzeit zwar entspannt, aber es wird immer schwieriger Menschen zum Spenden zu motivieren. Blutspendedienste machen sich deshalb Sorgen. Der Grund: Die Bevölkerung wird älter und treue Spender könnten wegfallen, ohne dass genügend neue nachkommen.
Kunstblut als Lösung?
Künstliches Blut könnte daher die Lösung sein. Forscher in Großbritannien wollen dazu im Jahr 2017 mit einer klinischen Studie beginnen. Ziel ist es zunächst herauszufinden, wie solch „gezüchtetes“ Blut beim Menschen wirkt. Wie viele der künstlichen Zellen überleben im Körper? Wie viele werden eventuell abgestoßen? Das interessiert die Wissenschaftler vom U.K. National Health Services (NHS). Bisher haben sie aber nicht verraten, auf welche Weise sie die roten Blutzellen im Labor züchten.
Eine Vermutung ist, dass das Kunstblut mit Hilfe von Stammzellen aus dem Knochenmark menschlicher Spender gewonnen wird. Um trotzdem nicht weiterhin von der Spendebereitschaft abhängig zu sein, planen die Wissenschaftler angeblich, die Stammzellen aus gespendeten Nabelschnüren zu entnehmen.
Doch bis es gelingt, größere Mengen Blut zu züchten, wird es noch dauern. Daher bleibt der Appell zum Spenden bestehen. Frauen dürfen übrigens bis zu viermal im Jahr ihr Blut spenden, Männer sechsmal. Das Ganze dauert keine Stunde.
Ein Beitrag von: