Stärker als das eigene Körpergewicht: Kraft der Froschzunge
Frösche können mit ihrer Zunge in Sekundenschnelle fette Beute machen. Jetzt haben Kieler Zoologen erstmals untersucht, wieviel Haftkraft hinter einer Froschzunge steckt. Das überraschende Ergebnis: Sie liegt weit über dem eigenen Körpergewicht der Amphibien.
„Stellen sie sich einen 80 Kilogramm schweren Menschen vor, der über 110 Kilogramm in wenigen Millisekunden mit seiner Zunge vom Boden hebt“, vergleicht der Erstautor der Studie, Thomas Kleinteich von der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) die erstaunliche Kraft der Froschzunge. Bei den Experimenten untersuchte Kleinteich mit seinem Kollegen Stanislav Gorb vom Institut für Spezielle Zoologie den südamerikanischen Schmuckhornfrosch. Um erfolgreich zu jagen, muss die Zunge innerhalb weniger Millisekunden fest an Insekten, aber auch an Kleinnagern und Jungvögeln kleben bleiben.
Um die Kraft der Zungen messen zu können, legten die Zoologen den Schmuckhornfröschen der Gattung Ceratophrys Beutetiere hinter eine Glasscheibe. Bei dem Versuch diese zu fangen, blieb die Zunge der Frösche am Glas haften. Beim Versuch die Zunge zurückzuziehen, konnte über einen Sensor die Kraft der Zunge gemessen werden.
Schleim auf der Zunge ist kein Superkleber
Völlig erstaunlich: Die Fachleute gingen bisher davon aus, dass die Zungenoberflächen bessere Haftkräfte entwickeln können, je mehr Schleim sich darauf befindet. Die Untersuchungen bewiesen jedoch das Gegenteil. Frösche mit weniger Schleim auf der Zunge erzielten eine höhere Haftkraft.
Weitere Details zu den Forschungsergebnissen können in der Fachzeitschrift Scientific Reports nachgelesen werden.
Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler die Beschaffenheit der Zungenoberfläche untersuchen. Sie denken, dass diese auch eine entscheidende Rolle bei der Haftung spielt. Ist das Geheimnis um den ultrastarken Haftmechanismus erst einmal gelöst, will Forscher Kleinteich ihn für technologische Anwendungen nutzbar machen.
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