Tausende Vorhängeschlösser an Brücken beschädigen Geländer
Der Brauch von Paaren, ihre Verbindung mit gravierten Vorhängeschlössern im Stadtbild zu verewigen, ist auch in deutschen Städten auf dem Vormarsch. Während Köln die schweren Liebessymbole vergleichsweise leicht nimmt, will Nürnberg vor allem kleine Brücken schlösserfrei machen.

Eng verbunden präsentieren sich im März 2014 die Liebesschlösser am historischen Brückengeländer im Maschpark in Hannover. Wer seine Liebesbekundung retten will, muss sich jetzt beeilen. Im Februar wird die Verwaltung der Stadt sie entfernen.
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Zu Tausenden hängen sie an Brückengeländern. Die unzähligen Vorhängeschlösser, oft graviert mit Herzen und Initialen, sollen ein Symbol der ewigen Verbundenheit sein. Allerdings ein sehr schweres. Die gängigen handelsüblichen Vorhängeschlösser wiegen zwischen 100 und 300 Gramm.
Hochgerechnet auf die Masse bereitet das den Baubehörden zahlreicher Städte Sorgen. Eine davon ist Nürnberg. An mehreren Brücken lässt die Stadtverwaltung dort nun zumindest einen Teil der Schlösser entfernen.
Statik nur selten gefährdet
Die angehängten Eisenwaren können in ihrer Vielzahl hier und da spielend für mehrere Tonnen zusätzliche Belastung sorgen. Steigt die Anzahl der Schlösser aber nicht ins absolute Extrem, gefährdet das die Standfestigkeit von Brücken in aller Regel nicht. Die der Geländer allerdings sehr wohl.
Bei gängigen Gitter-Geländern haben die angebrachten Schlösser wenig Bewegungsspielraum. An einer Fußgängerbrücke in Nürnberg, an der horizontal gespannte Stahlseile die Funktion des unteren Geländers übernehmen, allerdings schon.
In Nürnberg rückt Stadtverwaltung mit Winkelschleifer und Bolzenschneider an
Dort rutschen die Liebessymbole aus Metall zunehmend in Richtung Brückenmitte und konzentrieren dort das Gewicht auf die Seile. Einen Riss will die Stadtverwaltung nicht riskieren – und kommt mit Winkelschleifer und Bolzenschneider.

Hier geht noch was: Auf einer Fußgängerbrücke in der Nürnberg ist noch reichlich Platz für weitere Liebesschlösser am Geländer. Vielleicht ritzen in Bayern ja die Pärchen ihre Initialien doch noch lieber in einen Baum oder eine Parkbank, um sich ewige Liebe zu schwören. Zumal hier die Behörden nicht lange fackeln. Hängen die Stahlseile des Geländers durch, werden die Liebesschlösser mit dem Bolzenschneider geknackt und entfernt.
Quelle: Daniel Karmann/dpa
An einer anderen Brücke der Frankenmetropole sorgen die Schlösser mitunter für blaue Flecke. Dort beschwerten sich Radfahrer und Fußgänger bei der Stadt über besonders wuchtige Exemplare, an denen sie sich gestoßen hätten. Zumindest diese Brecher werden jetzt auch entfernt.
Bahn wiegelt ab: Keine Gefahr durch Liebesschlösser auf der Hohenzollerbrücke
Auch in der Domstadt im Rheinland besiegeln immer mehr Paare ihre Liebe mit Schlössern. In Köln vor allem an einem Ort: der Hohenzollernbrücke. Bereits im Oktober 2012 zählte die Bild-Zeitung in einer angeblich 30-stündigen Aktion über 155.000 angebrachte Schlösser. Eine Zahl, die die Bahn indes für zu hoch einschätzt. Die je nach Ausgangszahl berechneten 15 bis 25 Tonnen zusätzliche Belastung dürften einer Eisenbahn-Querung wie der Hohenzollernbrücke allerdings nicht sonderlich viel ausmachen. Angesichts von 350 Tonnen schweren Zügen fielen die Schlösser nicht ins Gewicht, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Bahn.
In Paris brach Brückengeländer unter metallener Last zusammen
Die Kehrseite des Schlösser-Kults zeigte sich im vergangenen Juni in der französischen Hauptstadt. Das Geländer der Pont des Arts am Louvre brach unter der metallenen Last zusammen – das Bauwerk musste sogar vorübergehend gesperrt werden.

Liebesschlösser auf der Brücke Pont des Arts in Paris: Im Juni 2014 das Geländer unter der metallenen Last zusammen – das Bauwerk musste sogar vorübergehend gesperrt werden. Jetzt entfernt die Stadtverwaltung vorsichtshalber regelmäßig die in der Summe schwerwiegenden Treueschwüre.
Quelle: Klara Fröhlich/dpa
Die Stadtverwaltung entfernt nun zumindest regelmäßig einen Teil der gefühlt exponentiell anwachsenden Schlösser. Ganz verbieten will man den Brauch an den Pariser Brücken allerdings nicht. Der Beiname „Stadt der Liebe“ soll offenbar nicht gefährdet werden.
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