Archäologie 04.11.2024, 13:30 Uhr

Tempel des Poseidon: Das lang gesuchte Heiligtum von Samikon freigelegt

Ein internationales Team hat in Griechenland ein bedeutendes antikes Heiligtum freigelegt. In den vergangenen Jahren wurden bereits Reste des Poseidon-Tempels entdeckt. In diesem Jahr konnten die Forschenden den Tempel, der 28 Meter lang und fast 9,5 Meter breit ist, vollständig freilegen.

Posedon-Tempel

Archäologen legen Überreste eines Tempels an der Westküste der Peloponnes frei, der möglicherweise in den Schriften des antiken Historikers Strabon erwähnt wird.

Foto: ÖAW/ÖAI

Der griechische Geschichtsschreiber Strabon erwähnte vor etwa 2000 Jahren in seinem 17-bändigen Werk „Geographika“ ein wichtiges Poseidon-Heiligtum an der Westküste der Peloponnes. Nach langer Suche fanden im letzten Jahr österreichische und griechische Archäologen*innen Überreste eines Tempels, der wahrscheinlich zu diesem Heiligtum gehörte.

Die Stelle entspricht der Beschreibung des antiken Historikers Strabon

Nach über einem Jahrhundert intensiver Suche haben Archäologen das Heiligtum des Poseidon in Samikon an der Westküste der Peloponnes entdeckt und einen großen Tempel ausgegraben.  Archäologen, unterstützt von Geophysikern aus Kiel und Geoarchäologen aus Mainz, fanden bereits 2021 die Grundmauern des Gebäudes. Diese Stelle entspricht der Beschreibung des antiken Historikers Strabon in seinem 8. Buch, wo er das berühmte Heiligtum des Poseidon verortet.

Es war das religiöse und ethnische Zentrum des wichtigen Bundes der triphylischen Städte. Jetzt haben Forschende, darunter die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Bauwerk vollständig freigelegt und neue Funde gemacht.

Doppeltempel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.

„Nach derzeitigem Kenntnisstand handelt es sich um einen archaischen Doppeltempel, der vermutlich aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammt. Das Dach wurde offenbar in den Jahren um 300 v. Chr. abgebaut und im Inneren des Gebäudes deponiert“, erklärt Birgitta Eder, Forscherin am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW.

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Die Archäologen haben außerdem Fragmente eines  archaischen Marmorbeckens mit einem Durchmesser von etwa einem Meter entdeckt, das als Perirrhanterion bezeichnet wird. Dieses rituelle Reinigungsgefäß ähnelt einer Bronzeschale und zeigt bereits antike Reparaturen mit Eisenklammern. Zusammen mit einem weiteren Teil, der 2022 gefunden wurde, kann es fast vollständig rekonstruiert werden.

Bronzetafel mit einer Inschrift

Ein weiterer bemerkenswerter Fund ist eine große Bronzetafel, die ursprünglich an einer der Lehmziegelmauern des Tempels befestigt war. Aufgrund ihres empfindlichen Zustands wurde die Tafel im Block geborgen. „Erste Röntgenaufnahmen zeigen Teile einer umfangreichen Inschrift, die allerdings erst nach einer aufwendigen Restaurierung vollständig lesbar sein wird“, sagt Archäologin Eder.

Bei der Befreiung des Geländes von dichter Vegetation nördlich des Tempels konnten die Archäologen den Verlauf einer mächtigen zweischaligen Mauer dokumentieren. Diese Mauer, die möglicherweise den heiligen Bezirk des Poseidon markiert, wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom deutschen Archäologen Wilhelm Dörpfeld erwähnt. Man geht davon aus, dass sie als Schutz vor den damals nahegelegenen Lagunen diente. Die ÖAW-Forscherin Birgitta Eder ist sicher, dass die fortschreitenden archäologischen Arbeiten ein neues Licht auf das Heiligtum des Poseidon werfen, das über Jahrhunderte eine zentrale Bedeutung in der Region hatte.

Der Tempel ist größer als ursprünglich angenommen

Bereits zu Beginn des Jahres war klar, dass der 2022 entdeckte Tempel größer war als bisher angenommen.

Im Jahr 2022 gelang es einem Team des Österreichischen Archäologischen Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Ephorie von Elis des griechischen Kulturministeriums, dieses Gebäude zu entdecken, das wahrscheinlich zum Heiligtum des Poseidon gehörte und möglicherweise als Tempel des Meeresgottes identifiziert werden kann. Laut antiken Berichten befindet es sich in der Nähe des Meeres unterhalb der antiken Festung Samikon.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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