Revolution des Tennistrainings 17.06.2014, 09:25 Uhr

Tennisschläger mit Sensoren funkt Spieldaten aufs Laptop

Er sieht aus wie ein herkömmlicher Schläger, soll das Tennistraining in Zukunft aber revolutionieren: Der elektronische Schläger Play Pure Drive ist mit einem Sensor ausgestattet und speichert bei jedem Schlag Geschwindigkeit, Treffpunkt des Balls und Schlagart. Tennisstar Rafael Nadal ist bereits überzeugt, durfte den Schläger bei den French Open allerdings noch nicht benutzen. 

Return des spanischen Tennisspielers Rafael Nadal im Finale der French Open am 8. Juni 2014 gegen Novak Djokovic: In diesem Jahr durfte Nadal noch nicht mit einem Schläger spielen, der Treffpunkt und Kraft jedes Schlages aufzeichnet.

Return des spanischen Tennisspielers Rafael Nadal im Finale der French Open am 8. Juni 2014 gegen Novak Djokovic: In diesem Jahr durfte Nadal noch nicht mit einem Schläger spielen, der Treffpunkt und Kraft jedes Schlages aufzeichnet.

Foto: dpa/Yoan Valat

Herzstück des elektronischen Tennisschlägers, den der französische Hersteller Barbolat entwickelt hat, ist ein Sensor im Schlägergriff. Er misst die Geschwindigkeit jedes Schlages, die Schlagart und zieht über Vibration sogar Rückschluss auf den Treffpunkt des Balls. All diese Daten speichert eine Minifestplatte im Schlägergriff – sie bietet Kapazität für 150 Stunden Tennisspiel. Per Bluetooth oder USB-Kabel kann der Spieler die Daten auf einen Computer, Tablet oder Smartphone übertragen und dort mit Hilfe einer App auswerten. Die Batterie reicht für sechs Stunden Spielzeit.

Weltstars wie Nadal sind vom Schläger bereits überzeugt

Zu den Fans des neuen Schlägers zählt der spanische Superstar Rafael Nadal: „Es ist großartig. Du hast die Chance, mehr über dein Spiel und die Art und Weise, wie du den Ball triffst, zu erfahren und weißt, wo du dich verbessern kannst.“ Auch die chinesische Tennisspielerin Li Na gerät in einem Bericht der Welt ins Schwärmen. „Wenn mein Coach einmal nicht mit mir bei einem Turnier ist, kann ich ihm meine Daten übermitteln, und er kann mein Match analysieren. Das ist klasse“, sagt Li Na, die 2011 als erste Asiatin die French Open gewonnen hat. Die deutsche Spielerin Julia Goerges hat den Sensorschläger beim WTA-Turnier in Straßburg sogar schon eingesetzt.

Dass selbst Weltklassespieler bei Parametern wie Schlagkraft bislang weitgehend im Dunkel tappten, war für das französische Unternehmen Babolat der Grund, den Schläger zu entwickeln. „Für mich war es unglaublich, dass die Nummer eins der Tenniswelt nicht weiß, was in seinem Racket passiert, abgesehen von dem, was er fühlt“, sagt Geschäftsführer Eric Babolat. „Das ist, als wenn ein Formel-1-Fahrer nicht weiß, wie schnell er fährt.“ Er ist sich sicher: „Für die nächste Spielergeneration wird es ganz normal sein, das Racket einzuschalten, bevor man spielt.“ Das Gewicht des Schlägers würde durch die neue Technik auch nicht beeinträchtigt.

Erste Erkenntnis: Sweetspot höher als bisher gedacht

Doch es gibt auch kritische Gegenstimmen. „Top-Spieler haben einen Coach und erhalten viele Informationen anhand der Videoanalysen“, sagt Jean-Christoph Piffaut, ehemaliger Direktor des Pariser Roland-Garros-Tennis-Museums in einem Bericht der Welt. „Ich denke, dass ein solcher Schläger nur das bestätigt, was sie schon wissen.“ Ein unangebrachter Einwand, blickt man auf die Entwicklungsgeschichte des elektronischen Schlägers. Denn dabei stellte sich schon heraus, dass der sogenannte Sweetspot viel höher liegt, als von Experten bislang vermutet. An diesem Punkt kann der Spieler den Ball mit der größten Genauigkeit am besten beschleunigen.

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Allerdings ist der neuartige Schläger noch nicht überall willkommen, obwohl der internationale Tennis-Verband das Smart Racket bereits im Januar zugelassen hat. Allerdings dürfen die Daten während eines Spieles nicht ausgelesen werden. Außerdem ist er nicht bei allen Turnieren zuglassen. So durfte Rafael Nadal den neuen Schläger bei den French Open Anfang Juni nicht benutzen. Doch er verteidigte seinen Titel in Roland Garros auch mit seinem klassischen Schläger gegen den von Tennislegende Boris Becker gecouchten NovakDjokovic.

Weltstar muss man übrigens nicht sein, um von den neuen Analysemöglichkeiten zu profitieren. Der elektronische Tennisschläger ist im Sporthandel für knapp 400 Euro erhältlich.

 

Ein Beitrag von:

  • Patrick Schroeder

    Patrick Schroeder arbeitete während seines Studiums der Kommunikationsforschung bei verschiedenen Tageszeitungen. 2012 machte er sich als Journalist selbstständig. Zu seinen Themen gehören Automatisierungstechnik, IT und Industrie 4.0.

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