Tiefkühlgerichte nach dem Reinheitsgebot
Die Frosta AG hat nach eigenen Angaben als erste und einzige Tiefkühlmarke in Deutschland sämtliche Zusatzstoffe aus ihren Produkten verbannt. Für die Entwickler bedeutete das viel Detailarbeit sowie einige Streichungen aus der Palette. Das Ergebnis: kein Analogkäse, kein zugesetztes Aroma, keine großen E mit Zahlen dahinter.
Als erster deutscher Lebensmittelhersteller entschloss sich die Bremerhavener Frosta AG vor zehn Jahren zum Verzicht auf sämtliche Zusatzstoffe. Seitdem lebt das Unternehmen bis in den Vorstand das selbst gesetzte Reinheitsgebot.
Am Anfang stand die Frage: Braucht Tiefkühlkost Konservierungsstoffe? „Braucht man nicht, denn durch das Tiefkühlen wird die Ware ja schon haltbar gemacht“, antwortet Felix Ahlers. Für den heutigen Vorstand der Frosta AG stand schnell fest: „Dann können wir auf die anderen Zusatzstoffe auch verzichten.“
Das Reinheitsgebot war die Chance, dem Betrieb ein eigenes Profil zu geben. Die beiden großen Mitbewerber auf dem Tiefkühlmarkt drohten damals den Bremerhavener Familienbetrieb aus dem Markt zu drängen.
Der Teufel steckt im Detail
Die Liste der Zusatzstoffe ist lang und umfasst heute 322 zugelassene Stoffe. Dabei sind es nicht potenzielle Gesundheitsgefahren, die vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) sogar verneint werden. „Letztlich geht es darum, dass der Verbraucher wirklich das bekommt, was ihm die Werbung suggeriert“, sagt Ahlers: „Sauberes, unverfälschtes Essen.“
Dass beim Thema Zusatzstoffe der Teufel im Detail steckt, erfuhren die Produktentwickler um Dörte Heise schon bald. „Das war richtig Detektivarbeit.“ Es ging ja nicht nur um die großen, kennzeichnungspflichtigen Zusatzstoffe: „Die Rieselhilfe im Salz gehört genauso dazu.“
Hälfte der Produkte gestrichen
Als den Entwicklern die Tragweite des Vorhabens bewusst wurde, habe es sie richtig gepackt, erklärt Heise. Jeden einzelnen Rohstoff und jeden Zulieferer nahmen sie unter die Lupe. Das Ergebnis der Detektivarbeit hatte Konsequenzen: Von seinerzeit 100 Produkten wurde die Hälfte gestrichen. Im Zweifelsfall entschied sich das Team zum Verzicht – in letzter Sekunde wurde so eine griechische Gemüsepfanne aus dem Programm genommen. Stein des Anstoßes waren geschwärzte Oliven.
Verglichen mit der Vorbereitung war die konkrete Produktentwicklung fast ein Kinderspiel. „Wir haben in der Versuchsküche einfach so gekocht, wie jeder es zu Hause machen würde“, berichtet Heise: „Daheim nimmt ja auch keiner Glutaminsäure, chemisch modifizierte Stärke, Trockenmilcherzeugnisse oder Hefeextrakt. Also brauchen wir das auch nicht.“ Geschmacksverstärker und Aromen sind bei Frosta überflüssig, es wird mit reinen und unverfälschten Gewürzen gearbeitet. Selbst der Knoblauch wird frisch geschält und zerkleinert. Und in der Gewürzküche steht eine große Pfeffermühle: „Mit frischen Zutaten schmeckt es einfach besser“, sagt Ahlers, der weiß, wovon er spricht: Lange bevor er die Unternehmensführung vom Vater übernahm, absolvierte er eine Lehre als Koch und arbeitete in Paris und Rom in renommierten Restaurants.
Mittlerweile Marktführer in Deutschland
Der Erfolg gibt dem Familienunternehmen recht: Mittlerweile ist Frosta Marktführer für tiefgekühlte Fertiggerichte in Deutschland. Zudem hat Ahlers ein eigenes Informationssystem für seine Kunden eingerichtet. Unter www.zutatentracker.de lässt sich für jedes Gericht herausfinden, woher die Zutaten kommen: „Wenn Fisch enthalten ist, können Sie feststellen, von welchem Schiff der Fisch wann gefangen worden ist.“
Und wenn dann immer noch Fragen offen sind, steht der Chef auch im Frosta-Blog Rede und Antwort. Die Beiträge werden in Echtzeit und ohne Zensur ins Netz gestellt – und landen zeitgleich auf den Smartphones der Vorstände und der Produktentwickler.
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