Tipps für die richtige Anrede am Arbeitsplatz
Ihr Chef bietet Ihnen das „Du“ an, aber Sie fühlen sich nicht wohl mit diesem Gedanken. Wie sollten Sie reagieren? Haben Sie überhaupt eine Wahl? Und wie sieht es aus, wenn ein Kollege diesen Wunsch äußert? Hier finden Sie Tipps für die richtige Anrede am Arbeitsplatz.
Wenn jemand im Job vom „Sie“ zum „Du“ wechseln will, gilt es vor allem eine Regel zu beachten: Der in der Hierarchie höher Gestellte bietet das „Du“ an. Abweichend vom Privatleben spielt das Alter dabei keine Rolle. Also auch wenn Sie den Juniorchef schon als Kind gekannt haben – es liegt an ihm, den Vorschlag zu machen. Und er sollte von Ihnen angenommen werden. Selbst wenn dies mit Bauchschmerzen verbunden ist. Eine Ablehnung wäre ein Affront, der Ihnen nur schaden würde.
Selbst wenn der Chef das „Du“ firmenweit anordnet, gibt es auch arbeitsrechtlich kaum eine Chance, sich dagegen zu wehren. Bei Kollegen in der gleichen beruflichen Position wiederum gilt: Der Ältere schlägt das „Du“ vor. Was beim Duzen allgemein beachtet werden sollte:
1. Immer das Einverständnis einholen
Bitte niemals ungefragt einen Kollegen duzen. Das verstößt gegen die Etikette. Und wenn Ihnen das passiert, ist es Ihr gutes Recht, dagegen Einspruch zu erheben. Am besten, indem Sie selbst konsequent beim „Sie“ bleiben. Irgendwann wird es Ihrem Gegenüber zu peinlich werden, Sie hörbar gegen Ihren Willen zu duzen.
2. Auch den Nachnamen kennen
Gerade in größeren Unternehmen sollte man immer den kompletten Namen der Kollegen kennen. Kommen telefonische Anfragen von außen, macht es keinen guten Eindruck mit „Max“ aus der Entwicklerabteilung oder „Simone“ aus dem Vertrieb zu verbinden. Auch ansonsten gilt: Vor Kunden macht das Siezen immer noch einen seriöseren Eindruck als das „Du“.
3. Unverbindlich anbieten
Sie bieten dem Kollegen das lockere „Du“ an. Suggerieren Sie ihm dabei bitte, dass Sie auch eine Ablehnung locker nehmen. Gerade eher unsichere Menschen neigen dazu, sich lieber eine gewisse Distanz zu bewahren.
Eine Ablehnung richtet sich mit ziemlicher Sicherheit nicht gegen Sie, sondern dient dem eigenen Schutz. Fügen Sie Ihrem Angebot deshalb am besten einen kleinen Zusatz hinzu: „Ich würde mich freuen, wenn wir uns duzen würden – aber wenn Sie lieber beim Sie bleiben wollen, ist das für mich auch völlig in Ordnung.“
4. Vorsicht beim Jobwechsel
Sie fangen neu in einem Unternehmen an und sind es von Ihrer alten Arbeitsstelle gewohnt, dass man sich unter Kollegen duzt, ja sogar den Chef. Sie kennen es nicht anders. Und doch müssen Sie auf andere Umgangsformen gefasst sein.
Strecken Sie vorsichtig Ihre Fühler aus. Duzen sich in der neuen Firma wirklich alle Kollegen? Selbst wenn – fragen Sie höflich nach, ob dies auch bei Neulingen gewünscht ist. Vorgesetzte duzen Sie auf keinen Fall – es sei denn Sie werden ausdrücklich dazu aufgefordert. Generell gilt: Das Duzangebot kommt immer von denen, die schon länger im Unternehmen sind.
5. Im Büro herrschen andere Regeln als auf dem Fußballplatz
Gemeinsam gekämpft, geschwitzt, geduscht – ob beim Fußball, beim Joggen oder auf dem Tennisplatz: Beim Sport mit Kollegen ist das Du schnell über die Lippen. Dennoch: Es gilt zunächst nur beim Sport. Im Büro bleibt es beim Sie. Das „Du“ am Arbeitsplatz muss separat ausgehandelt werden. Erst recht, wenn der Chef mit im Spiel war.
6. Einmal Du, immer Du
Ein Duzangebot gilt eigentlich lebenslang. Deshalb sollte man es sich schon überlegen, wem man es anbietet. Ein Wiedersehen nach mehreren Jahren und Jobwechseln kann durchaus unter anderen Rollenverteilungen stattfinden.
Nachfragen, ob es beim Du bleibt müssen Berufstätige nicht. Ein Hinweis, woher man sich kennt genügt. Und doch: Wenn sich Ihr Gegenüber nicht mehr an Sie erinnern mag, vielleicht „vergessen“ auch Sie das „Du“ dann besser doch.
7. Wir suchen „Dich“ und nehmen „Sie“
Immer häufiger taucht schon bei Stellenanzeigen das „Du“ auf. Firmen wollen so gezielt junge Mitarbeiter ansprechen und wahrscheinlich gehört bei Ihnen das Duzen auch zur Unternehmenskultur. Es ist dann in Ordnung im Bewerbungsschreiben ebenfalls mit „Ihr sucht…“ zu antworten.
Auf Nummer sicher geht aber, wer kurz anruft und sich erkundigt, welche Ansprache erwünscht ist. Nur selten stammt der Anzeigentext von der Person, die sich anschließend die Bewerbungen auch anschaut. Vielleicht wird der Personalchef selbst eben doch nicht so gerne geduzt. Und Sie vertun die Chance, dass es einmal soweit kommen könnte…
Ein Beitrag von: