Neue Metastudie 27.07.2017, 09:39 Uhr

Unsaubere Messmethoden rechnen Ozeane schmutzig

Sind unsere Meere gar nicht so dreckig, wie befürchtet? Eine Studie der TU Wien schreibt einen Teil der Verunreinigungen den Messmethoden der Forscher zu.

Im Meer treibendes Plastik ist ein trauriger, aber häufiger Anblick. Welche Fasern aber finden Forscher in großen Tiefen?

Im Meer treibendes Plastik ist ein trauriger, aber häufiger Anblick. Welche Fasern aber finden Forscher in großen Tiefen?

Foto: dpa-Bildfunk/Mike Nelson

Unsere Meere sind gigantische Müllhalden. Stündlich, so schätzt die Meeresschutzorganisation Oceana, werden 675 Tonnen Müll in ihnen abgeladen, ein Großteil davon Kunststoffe. Wissenschaftler konnten bisher annähernd 2.000 Kunstfasern etwa aus Kleidungsstücken identifizieren, die sich im Meer tummeln. Einige von ihnen waren sogar in großer Tiefe gefunden worden. Doch nun zweifeln Forscher aus Wien genau diese Ergebnisse an.

Unsaubere Arbeit statt dreckiger Meere

„Wenn man in Wasserproben nach Kunststoffen sucht, dann besteht immer die Gefahr, dass die nachgewiesenen Substanzen gar nicht aus der Probe selbst stammen, sondern aus der Laborumgebung“, erklärt Bernhard Lendl, Professor am Institut für Chemische Technologie und Analytik an der TU Wien. Ein altbekanntes Problem bei jeder Laboruntersuchung, dem die Meereswissenschaftler in der Regel durch Reinräume, Laborkitteln aus Natur- statt Kunststofffasern und eine besondere Sorgfalt begegnen. Diese Vorsicht aber wurde durch die Messmethoden häufig wieder über den Haufen geworfen.

Die Wissenschaftler der TU Wien haben frühere Studien zur Verschmutzung der Meere untersucht und festgestellt, dass einige der verwendeten Messtechniken gar nicht zwischen Natur- und Kunstfasern unterscheiden können. Was man für Plastik aus der Meeresprobe hielt, kann also genauso gut Naturfaser vom Labormantel sein. Die Folge: Viele Kolleginnen und Kollegen könnten unsauber gearbeitet haben und die Meere so schmutziger gerechnet haben als sie tatsächlich sind.

Viskose, Baumwolle, Kunstfaser – was schwimmt da wirklich?

Als Naturfaser setzt die Modeindustrie gerne Viskose ein, eine holzbasierte Zellulosefaser. Sie ähnelt optisch der Baumwolle und ist wie sie biologisch abbaubar. Sie lässt sich aber nur durch spezielle Analysemethoden von Kunstfasern unterscheiden – ein Umstand, der viele Messergebnisse verfälscht haben dürfte.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
ULTRA REFLEX GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Kunststoff (m/w/d) Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen ULTRA REFLEX GmbH
Willstätt Zum Job 
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) Process Design B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH-Firmenlogo
Project Engineer (w|m|d) JACOBS DOUWE EGBERTS DE GmbH
Elmshorn Zum Job 
Neoperl GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) Prozess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik Neoperl GmbH
Müllheim Zum Job 
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W3-Professur "Life Cycle Engineering" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (w/m/d) Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Technische Universität Berlin-Firmenlogo
Universitätsprofessur - BesGr. W3 für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der Fakultät V Technische Universität Berlin
B. Braun Melsungen AG-Firmenlogo
R&D Manager (w/m/d) für die Entwicklung von medizinischen Kunststoffeinmalartikeln B. Braun Melsungen AG
Melsungen Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Technische*r Mitarbeiter*in bzw. Ingenieur*in (m/w/d) in einer ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung mit dem Schwerpunkt Elektronik / Mikroelektronik oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Johns Manville Europe GmbH-Firmenlogo
Technology Leader (m/w/d) Nonwovens Europe Johns Manville Europe GmbH
Wertheim Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Promovierte*r wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) einer natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtung Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Adlershof Zum Job 
Rimowa GmbH-Firmenlogo
Senior Project Manager R&D (m/f/d) Rimowa GmbH
ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Rohrwerkzeuge und Rohrbearbeitungsmaschinen ROTHENBERGER Werkzeuge GmbH
Kelkheim Zum Job 
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Key Account in der Elektronikbranche Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Funkwerk Systems GmbH-Firmenlogo
Leiter Entwicklungsabteilung (m/w/d) Funkwerk Systems GmbH
Kölleda Zum Job 
maxon motor GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur (w/m/d) für Qualität in Entwicklungsprojekten | Antriebstechnik maxon motor GmbH
Sexau bei Freiburg im Breisgau Zum Job 
Atlantic GmbH-Firmenlogo
Werksleiter Endbearbeitung Schleifscheiben und Honsteine (m/w/d) Atlantic GmbH
PARI Pharma GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Medizintechnik PARI Pharma GmbH
Gräfelfing bei München Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften-Firmenlogo
HF-Ingenieur*in (m/w/d) als technische*r oder wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften
Leipzig Zum Job 

Denn üblicherweise nutzen Wissenschaftler die Infrarot-Spektroskopie, um Überreste von Kunststoffen in Meerwasserproben aufzuspüren. Das funktioniert, weil verschiedene chemische Substanzen die Strahlen des Infrarotlichtes unterschiedlich absorbieren. So können Wissenschaftler jeder Chemikalie einen eigenen Infrarot-Fingerabdruck zuweisen und damit sein Vorkommen in einer Probe nachweisen. Doch damit sei „eine Unterscheidung von Kunstfasern und natürlichen Substanzen einfach nicht möglich“, so Lendl.

Verschmutzung der Meere ist dadurch nicht gebannt

Die Ungenauigkeiten werden vermutlich zu anderen Analysemethoden oder Nachweisverfahren führen. Das, darauf weisen die Wiener Forscher explizit hin, gab es schon zuvor. Auch bei Bier- und Honigproben hatte es ähnliche Fälle von Laborkontaminationen gegeben. Auch dort waren Mikroplastikpartikel nachgewiesen worden, die sich später als Kittelfasern identifizieren ließen.

Was sich durch diese Erkenntnis aber nicht ändert, ist die Tatsache, dass auf und in unseren Ozeanen tonnenweise Müll schwimmt, der von Tieren aufgenommen wird und die Umwelt kontaminiert. Die Wiener Wissenschaftler zweifeln allerdings an, dass die Verschmutzung mit Mikroplastikpartikeln in großen Tiefen so gravierend ist, wie befürchtet. „Unseren Ergebnissen nach dürfte es sich bei den angeblich in großer Meerestiefe gefundenen Kunstfasern einfach um einen Messfehler handeln.“

Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.