Unterwasser-Internet soll Menschen vor Tsunamis schützen
Seit der Tsunamikatastrophe im Jahr 2004 kommen überall auf der Welt neue Warnsysteme zum Einsatz. Doch diese ermöglichen keinen Datenaustausch untereinander. Ein neues drahtloses Unterwassernetzwerk soll dies nun ändern.
Seit der verheerenden Tsunami-Katastrophe an den Küsten des Indischen Ozeans im Dezember 2004 forschen Wissenschaftler weltweit an besseren Frühwarnsystemen. Dabei kommen schallwellenbasierte Übertragungsmethoden zum Einsatz, da Drahtlos-Technologien wie WLAN und 3G-Signale vom Meeresboden nicht übertragen werden können. Das Problem: Viele Systeme ermöglichen keinen Datenaustausch untereinander, weil Entwickler meist in sich geschlossene Infrastrukturen konzipieren. Und das ist ein Hemmschuh bei der Erschaffung eines globalen Tsunami-Frühwarnsystems.
Neues Protokoll soll Kommunikation zwischen Frühwarnsystemen standardisieren
An der Lösung dieses Problems arbeiten derzeit Forscher der University of Buffalo: Ein neues TCP/IP-kompatibles Protokoll soll die Kommunikation zwischen schallwellenbasierten Frühwarnsystemen standardisieren. „Ein drahtloses Unterwasser-Netzwerk wird uns eine bisher nicht dagewesene Möglichkeit bieten, Daten aus den Meeren in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren“, erklärt Projektleiter Tommaso Melodia. Und das könnte für Regierungen bei weiteren Tsunamis einen lebensrettenden Informationsvorsprung für Evakuierungen bedeuten.
Testerfolg: Austausch von Sofortnachrichten und FTP-Übertragung funktioniert
Melodia hat das System jetzt erstmals gemeinsam mit seinen Doktoranden getestet. Dazu entwickelte das Team im ersten Schritt für ein kommerzielles Unterwasser-Modem einen speziellen Linux-Treiber. Der zweite Schritt führte die Experten dann an den nordamerikanischen Eriesee. Dort ließen sie zwei sogenannte Kommunikationsknoten ins Wasser, die Daten austauschen sollten. Mit Erfolg: Die Wissenschaftler konnten beweisen, dass über das neue Protokoll ein Austausch von Sofortnachrichten ebenso funktioniert wie eine FTP-Übertragung. Ein möglicher Durchbruch auf dem Weg zu einem globalen Frühwarnsystem.
So funktioniert ein Tsunami-Frühwarnsystem
Nach der Tsunamikatastrophe im Jahr 2004 hat das deutsche Geo-Forschungs-Zentrum Potsdam gemeinsam mit internationalen Partnern ein Frühwarnsystem entwickelt, das die indonesische Regierung seit 2008 in Echtzeit vor drohenden Tsunamis warnt. Dabei kommen 300 Sensorstationen zum Einsatz, die mit GPS- und Pegelmess-Systemen ausgestattet sind. Ein Simulationsprogramm in der Zentrale ermittelt für die betroffenen Küstenabschnitte Höhe und Ankunftszeit der Wellen, so dass Verantwortliche sofort Alarm auslösen können. Laut Bundesforschungsministerium konnte man mit diesem System bisher mehr als zehn Tsunami-Ereignisse frühzeitig erfassen.
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