Lidar-Technologie macht es möglich 30.10.2024, 12:00 Uhr

Uralte Maya-Metropole entdeckt – Was verbirgt der Regenwald noch?

Quasi vom Schreibtisch aus haben Forschende dank Lidar-Technologie eine riesige, noch unbekannte Maya-Stadt im Dschungel Mexikos entdeckt.

Maya-Stadt

Lidar-Technologie half Forschungsteam dabei, Anomalien in der Landschaft aufzudecken, die sich als Pyramiden, Familienhäuser und andere Beispiele der Maya-Infrastruktur erwiesen haben.

Foto: Marcello Canuto / Tulane University

Im dichten mexikanischen Dschungel haben Archäologinnen und Archäologen der Tulane University Überreste eine riesigen Mayastadt gefunden. Möglich wurde die Entdeckung durch moderne Lasertechnologie, die eine rund 16 Quadratkilometer große Stadt mit monumentalen Bauten und Pyramiden sichtbar machte. Rund 50.000 Menschen sollen dort gelebt haben. Diese Erkenntnisse werfen Fragen auf: Wie viele solcher unentdeckten Städte könnten noch unter dem dichten Blätterdach verborgen sein? Und was verraten sie uns über die komplexen Gesellschaftsstrukturen der Maya?

Lidar-Technologie enthüllt verborgene Maya-Schätze

Die jüngste Entdeckung wurde mithilfe von Lidar gemacht – eine Lasertechnologie, die detaillierte 3D-Modelle von Oberflächen erzeugt und so Strukturen sichtbar macht, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Das Forschungsteam der Tulane University, unter Leitung von Marcello A. Canuto und Luke Auld-Thomas, nutzte Lidar, um ein 50 Quadratmeilen großes Gebiet im mexikanischen Campeche zu scannen.

Diese Region war von Archäologinnen und Archäologen bisher weitgehend unbeachtet geblieben, doch die Laserscans deckten über 6500 vorspanische Bauwerke auf – darunter eine gigantische Stadt.

Marcello Canuto beschreibt die Effekte der Lidar-Technologie auf die Archäologie so: „Lidar lehrt uns, dass die Maya im Tiefland, wie viele andere alte Zivilisationen auch, ein vielfältiges Geflecht aus Städten und Gemeinden über ihre tropische Landschaft errichteten.“

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Riesige Stadt mit 50.000 Einwohnern

Die entdeckte Stadt, die direkt an die einzige Fernstraße in dieser Region angrenzt, bietet Einblicke in das Leben und die Architektur der Maya. Zahlreiche monumentale Bauten und Pyramiden zeigen die zentrale Bedeutung dieser Region im Maya-Reich. Diese Großstadt, die Forschende „Valeriana“ nannten, besaß eine umfangreiche Infrastruktur. Die Forschenden schätzen, dass bis zu 50.000 Menschen in diesem städtischen Komplex lebten, der mit Plazas, Tempeln, einem Ballspielplatz und einem Bewässerungssystem ausgestattet war.

Auld-Thomas, einer der führenden Forschenden der Studie, betont die Bedeutung dieses Fundes: „Unsere Analyse hat nicht nur ein Bild einer Region mit einer hohen Siedlungsdichte ergeben, sondern auch eine große Variabilität.“ Sie fand nicht nur ländliche Gebiete und kleine Siedlungen, sondern auch eine Großstadt mitten im Dschungel.

Waren urbane Strukturen im Maya-Tiefland die Regel?

Die Funde in Valeriana stützen die Annahme, dass urbane Strukturen im Maya-Tiefland keine Ausnahme darstellten, sondern die Regel waren. Der dichte Stadtkomplex und die Ausdehnung der Landwirtschaftsflächen rund um die Stadt geben Einblicke in die Organisation der Maya-Zivilisation. Die Forschenden betonen, dass Valeriana eine ähnliche Bedeutung gehabt haben könnte wie die bekannte Maya-Stadt Calakmul, die nur rund 100 Kilometer entfernt liegt.

Archäologische Untersuchungen in anderen Teilen des Maya-Gebiets hatten in der Vergangenheit oft ein verzerrtes Bild der Siedlungsstruktur vermittelt, da Lidar häufig auf bekannte große Stätten wie Tikal fokussiert war. Diese aktuelle Studie nutzt jedoch zufällig erhobene Daten, was den Forschenden eine weniger voreingenommene Analyse ermöglicht. „Die Entdeckung von Valeriana unterstreicht die Tatsache, dass es noch immer große Lücken in unserem Wissen über große Städte in den noch unkartierten Gebieten des Maya-Tieflands gibt,“ so Auld-Thomas.

Was kommt als Nächstes?

Der Erfolg der Lidar-Technologie in der Archäologie zeigt, wie viel über die Maya-Kultur noch unbekannt ist. Während es den Forschenden gelang, ein großes städtisches Zentrum wie Valeriana im unzugänglichen Regenwald Mexikos zu identifizieren, bleiben weiterhin große Teile des Maya-Tieflands unerforscht. Es gibt daher noch viel zu tun.

Dank moderner Technologien wie Lidar könnten archäologische Forschungen auch in anderen Regionen Mittelamerikas ausgeweitet werden, um neue Einblicke in die komplexe Welt der Maya und ihre Anpassung an tropische Umgebungen zu gewinnen. Canuto fasst dies zusammen: „Während einige Gebiete von ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen und dichter Besiedlung geprägt sind, gibt es in anderen nur kleine Gemeinden. Dennoch können wir jetzt sehen, wie sehr die antiken Maya ihre Umwelt verändert haben, um eine langlebige komplexe Gesellschaft zu unterstützen.“

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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