Ursprung der Dinosaurier: Neue Studie lüftet altes Rätsel
Woher stammen die ersten Dinosaurier und wie haben sie sich entwickelt? Eine neue Studie widerspricht bisherigen Annahmen.
Die neuesten Erkenntnisse zur Herkunft der Dinosaurier legen nahe, dass diese in heißen und trockenen äquatorialen Regionen des früheren Superkontinents Gondwana entstanden sein könnten. Diese Annahme basiert auf einer Modellierungsstudie, die Fossilienlücken, evolutionäre Stammbäume und die Geografie vor 230 Millionen Jahren untersucht hat. Die Forschung beleuchtet auch, wie sich Dinosaurier aus kleinen, zweibeinigen Vorfahren zu dominanten Kreaturen entwickelten.
Inhaltsverzeichnis
Ist Gondwana der Ursprung der Dinosaurier?
Die Herkunft der Dinosaurier gehört zu den großen ungelösten Fragen der Paläontologie. Während die ältesten bekannten Fossilien etwa 230 Millionen Jahre alt sind und in Regionen wie Brasilien, Argentinien und Simbabwe entdeckt wurden, deuten neue Untersuchungen darauf hin, dass die Dinosaurier möglicherweise in noch älteren, bisher unentdeckten Gebieten entstanden sind.
Eine Studie, veröffentlicht in Current Biology, vermutet den Ursprung in den heißen und trockenen Regionen des äquatorialen Gondwanas. Aus heutiger Perspektive bestand Gondwana aus den Landmassen Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien, Neuguinea, Indien, Arabien und Madagaskar. Besonders auffällig sind die Küstenlinien von Südamerika und Afrika, die heute durch den Atlantik getrennt sind, aber deutlich erkennen lassen, dass sie einst wie zwei Puzzleteile zusammenpassten. Auch heute noch bewegen sich diese beiden Kontinente entlang des Mittelatlantischen Rückens mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 mm pro Jahr weiter voneinander weg (divergente Plattengrenze).
Laut Joel Heath, Hauptautor der Studie und Doktorand am University College London, ist die Forschungslage noch immer lückenhaft: „Dinosaurier sind gut erforscht, aber wir wissen immer noch nicht wirklich, woher sie kamen. Der Fossilienbestand weist so große Lücken auf, dass er nicht für bare Münze genommen werden kann.“
Eine neue Sicht auf Fossilienlücken
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzten ein Modell, das nicht nur vorhandene Fossilien, sondern auch fehlende Daten berücksichtigte. Bisher nicht untersuchte Gebiete wurden nicht als fossilienfrei betrachtet, sondern als unerforscht kategorisiert. Diese Methode ermöglichte es, potenzielle Ursprungsorte der Dinosaurier zu identifizieren.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die frühesten Dinosaurier vermutlich in Wüsten- und Savannengebieten lebten, die heißer und trockener waren als bisher angenommen. In diesen Regionen fehlen bis heute fossile Funde, was jedoch auf die geringe Zugänglichkeit und unzureichende Forschung zurückgeführt wird. „Wir sind vermutlich einfach noch nicht auf die richtigen Gesteinsschichten gestoßen“, erklärt Heath.
Kleine Vorfahren mit großer Zukunft
Die ersten Dinosaurier unterschieden sich stark von den riesigen Kreaturen, die viele Menschen mit dem Begriff verbinden. Sie waren klein, etwa so groß wie ein Huhn oder ein Hund, und liefen auf zwei Beinen. Die meisten frühesten Arten waren vermutlich Allesfresser. In ihrer frhesten Arten waren vermutlich Allesfresser. In ihrer fr\u00fhen Entwicklungsphase waren Dinosaurier zahlenmäßig klar in der Unterzahl gegenüber anderen Reptilien wie den Pseudosuchiern, einer Gruppe von krokodilartigen Tieren, und den Flugsauriern, die bereits den aktiven Flug beherrschten.
Ein Wendepunkt kam vor etwa 201 Millionen Jahren, als massive Vulkanausbrüche große Teile der Tierwelt auslöschten. Diese Katastrophe bereitete den Weg für die Dominanz der Dinosaurier, die sich schnell an die neuen Umweltbedingungen anpassen konnten.
Neue Erkenntnisse zu Evolution und Verbreitung
Die Modellierungen zeigen, dass die Dinosaurier ihren Ursprung in den niedrigen Breitengraden Gondwanas hatten, bevor sie sich in andere Teile der Welt ausbreiteten. Diese Theorie wird durch die geografische Lage der frühesten Fossilienfunde gestützt, die in einem Mittelpunkt zwischen südlichem Gondwana und nördlichem Laurasia liegen.
Besonders spannend ist, dass die Ergebnisse aufzeigen, wie sich die Dinosaurier an unterschiedliche Klimazonen anpassten. Philip Mannion, leitender Autor der Studie, erklärt: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass frühe Dinosaurier gut an heiße und trockene Umgebungen angepasst waren. Zwei der drei Hauptgruppen, die Theropoden und Ornithischia, entwickelten später möglicherweise die Fähigkeit, ihre eigene Körperwärme zu erzeugen. Dadurch konnten sie auch in kälteren Regionen wie den Polen überleben.“
Die Sauropoden hingegen, bekannt durch Arten wie den Diplodocus, bevorzugten weiterhin warme Klimazonen. Diese Vorlieben spiegeln sich auch in der Verteilung ihrer Fossilienfunde wider.
Lücke im Stammbaum geschlossen
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie betrifft die Frage, wie Dinosaurier mit ihren nahen Verwandten verbunden waren. Besonders die Silesauriden, eine Gruppe kleiner Reptilien, könnten als Vorfahren der Ornithischia gedient haben. Diese Erkenntnis schließt eine bedeutende Lücke im Stammbaum und könnte erklären, warum fossile Beweise für diese Dinosauriergruppe aus der frühen Triaszeit fehlen.
Die Forschenden unterstützen diese Theorie durch drei alternative Evolutionsmodelle, von denen dasjenige mit den Silesauriden als Vorfahren die stärkste Evidenz lieferte. Diese neue Sichtweise könnte helfen, die frühen Entwicklungsstadien der Dinosaurier besser zu verstehen.
Trotz der Fortschritte bleiben viele Rätsel ungelöst. Warum fehlen Dinosaurierfossilien aus den äquatorialen Regionen bis heute? Und wie genau sah der Übergang von kleinen, unscheinbaren Vorfahren zu den dominierenden Lebewesen des Mesozoikums aus? Die Antworten auf diese Fragen könnten nicht nur unser Verständnis der Dinosaurier revolutionieren, sondern auch wertvolle Einblicke in die Evolution des Lebens auf der Erde geben.
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