US-Polizei testet im Alltag Airbag für Schusswaffen
Es klingt paradox: Aber ein Airbag für Schusswaffen soll Leben retten. Indem er die Wucht von Schüssen abschwächt. Am Ende soll es höchstens gebrochene Rippen geben. Getestet wird das neue Projektil in der US-Stadt Ferguson, Missouri.
Was kein Zufall ist. Denn dort hat vor einem halben Jahr ein weißer Polizist einen schwarzen Jugendlichen erschossen. Daraufhin brachen Rassenunruhen aus und es kam zu Proteststürmen in den USA. Um solche tödlichen Zwischenfälle zu verhindern, testen zunächst fünf Polizisten des Ferguson Police Department nun einen so genannten Waffen-Airbag aus.
Erfinderfirma preist Patent als „Lebensretter“ an
Der orangefarbene Aufsatz heißt „Alternative“, ist so groß wie ein Tischtennisball und kostet pro Stück 45 Dollar. Erfunden hat die Konstruktion die kalifornische Firma „Alternative Ballistics“. Und schwärmt von ihrem Lebensretter. Die Handhabung sei einfach: Vor Gebrauch der Waffe wird der Aufsatz auf die Dienstpistole montiert. Beim Abfeuern hat die austretende Kugel dann keine Chance ihr gewöhnliches Tempo aufzunehmen – sie wird in einer ballförmigen Kammer aufgefangen, die mit einem Plastikträger auf dem Lauf der Waffe steckt.
Bisher aber nur Tests an Schaumstoff- und Gummiattrappen
Nach Angaben des Herstellers soll die Kugel dadurch 80 Prozent ihrer Wucht verlieren und nicht mehr tödlich sein. Sogar aus nächster Nähe nicht. Firmenchef Christian Ellis erklärte gegenüber dem Sender CBS: „Da die Wahrscheinlichkeit, dass die Kugel in den Körper eindringt, verringert wird, vermindert sich auch die Gefahr eines tödlichen Treffers. Es ist, als würde ein Baseballspieler jemandem mit einem Hammer auf den Brustkorb schlagen.“
Große Schmerzen und gebrochene Rippen sollen das Schlimmste sein, was mit einem Waffen-Airbag passieren kann. Im Ernstfall könnte so aus einem potenziell tödlichen Schuss ein Warnschuss werden. Geschossen wurde mit der „Alternative“ bislang nur auf Schaumstoff- und Gummiattrappen.
Kritiker sehen Einsatz problematisch
Kritiker wettern über die Handhabung des Airbags. Denn nach jeder einzelnen Kugel muss ein neuer Plastikträger aufgesetzt werden. Das dauert jeweils Sekunden. Was im Ernstfall problematisch werden kann: „Sich für oder gegen den Waffenaufsatz zu entscheiden kostet einfach Zeit, die man nicht immer hat“, zitiert FAZ.de den früheren Polizeibeamten und Staatsanwalt Eugene O’Donnell.
Laut Welt.de betrachtet sogar Amnesty International (AI) die neue Technik mit Skepsis. Demnach betonte der US-Chef der Organisation Steven Hawkins: „Wir unterstützen jeden Versuch, das Risiko von Toten und Verletzten durch den Gebrauch von Polizeiwaffen zu minimieren. Wir haben aber Bedenken bei dem Gebrauch sogenannter seltener tödlicher Waffen.“
Die Polizei in Ferguson dagegen zeigt sich aufgeschlossen gegenüber der „Alternative“. Je nachdem wie der Test verlaufen wird, sollen alle Polizisten mit dem Airbag ausgestattet werden.
Ein Beitrag von: