Vornamen-Suchmaschine „Nameling“ mit neuer Funktion
Welchen Vornamen soll das eigene Kind bekommen? Eltern fällt die Auswahl oft sehr schwer. Soll das Kind nach Oma oder Opa benannt werden, oder soll es eher einen trendigen Namen bekommen? Nameling.net hilft werdenden Eltern, einen Namen für ihr Kind zu finden. Jetzt erhält die Suchmaschine eine weitere Funktion, die Wissenschaftler in einem Wettbewerb perfektionieren wollen.
65 000 Nutzer aus 40 Ländern haben mit nameling.net bereits einen Vornamen gesucht. Anders als bei einem klassischen Vornamen-Lexikon werden die Namen nicht einfach alphabetisch aufgeführt, sondern das Suchsystem fragt nach einem Namen und schlägt dann ähnliche Namen vor. Aus der Suche der Nutzer nach Namen konnten jetzt genügend Daten gesammelt werden, um der Vornamensuchmaschine eine neue Funktion zu geben.
Dahinter steht ein Prinzip, das auch schon von Internet-Kaufhäusern genutzt wird und bekannt ist: Kunden, die sich beispielsweise für ein Buch interessieren, erhalten umgehend weitere Buchvorschläge unter dem Motto „Kunden, die dieses Buch kauften, kauften auch…“ Bei Nameling entspricht dies: „Eltern, denen Gustav gefällt, gefällt auch…“ Hinter dieser Funktion stehen die gleichen Algorithmen, die auch Internet-Kaufhäuser verwenden.
Passend zur restlichen Famlie
Der Nutzer von Nameling erhält entsprechend künftig personalisierte Namensempfehlungen, die von anderen Nameling-Nutzern vorgeschlagen wurden. Beispielsweise gefielen auch Theodor oder Emil oder Adalbert einem Nutzer, der nach Gustav suchte. Bewertete er diese Namen im Kontext positiv, werden sie dem nächsten Nameling-User vorgeschlagen, der Gustav eingibt.
Um einen Vornamen zu finden, der auch zu den Namen der restlichen Familie passt, gibt es eine weitere Neuheit. Sämtliche Namen von Eltern und Geschwistern werden in eine Liste eingetragen, damit das System dazu passende Namen vorschlagen kann.
Konkurrierende Module
Um das optimale Programm für Nameling zu finden, hat der Gründer des Suchsystems Folke Mitzlaff, Forscher aufgerufen, werdenden Eltern bei der Suche nach einem passenden Vornamen zu helfen. Der Informatiker koordiniert den wissenschaftlichen Wettbewerb „15. Discovery Challenge“. Die Ausschreibung für die Ausrichtung hat Mitzlaff in Zusammenarbeit mit Jun.-Prof. Dr. Robert Jaeschke vom Forschungszentrum L3S in Hannover, Prof. Dr. Andreas Hotho von der Universität Würzburg und seinen Kasseler Kollegen Stephan Doerfel und Jürgen Müller gewonnen. Der Wettbewerb findet im Rahmen der „European Conference on Machine Learning and Principles and Practices of Knowledge Discovery“ statt, die diesmal im September in Prag tagt.
17 internationale Forscherteams oder einzelne Wissenschaftler haben sich gemeldet und programmieren seit dem 1. August konkurrierende Module, die Anfragen zur Namensfindung übernehmen können. Der Wettbewerb endet am 23. September.
Namensanfragen werden dann zu Teilnehmern nach Brasilien, USA oder Deutschland weitergeleitet. Innerhalb von weniger als einer Sekunde soll das System diese Anfragen dann mit Hilfe der Module beantworten können. Dem Nutzer des Suchsystems bleibt dabei verborgen, dass er quasi als Jury eingesetzt wird: Das Forschungsteam, das die besten Namensvorschläge geliefert hat, gewinnt am Ende den Wettbewerb.
Neues Thema: Vorurteile im Zusammenhang mit Namen
Mitzlaff rief Nameling Anfang 2012 ins Leben, als er selbst auf der Suche nach einem Vornamen für sein Kind war. Er ist an der Universität Kassel im Fachgebiet Wissensverarbeitung tätig. Mitzlaff und seine Kollegen denken bereits über neue Herausforderungen bei der Vornamensuche nach: Sie wollen untersuchen, wie sich mittels Opinion Mining die subjektive Wahrnehmung von Namen aus öffentlichen Daten sozialer Plattformen wie Twitter ableiten lässt. Dann könnte Nameling künftig beispielsweise einen Hinweis geben, wenn ein Name in einem kulturellen oder geographischen Kontext mit negativen Vorurteilen behaftet ist.
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