Wandlung: Ehemalige Kirche ist jetzt luxuriöses Einfamilienhaus
Architekten und Designer haben ein Chicagoer Gotteshaus in ein luxuriöses Heim für eine fünfköpfige Familie vewandelt. Nur Außenfassade, Dach, Balken und Fenster blieben erhalten. Und die himmliche Raumhöhe von acht Metern.
Das Gebäude in Chicago sieht von außen aus wie eine Kirche, ist aber keine mehr. Angesichts sinkender Zahlen von Gläubigen, die Gotteshäuser frequentieren, war sie nur noch ein Kostenfaktor. Die Gemeinde verkaufte sie an ein betuchtes Ehepaar mit drei kleinen Kindern, das die Kirche – vermutlich mit Millionenaufwand – in ein komfortables Einfamilienhaus verwandeln ließ.
Neben einem großzügigen Wohnbereich mit Küche fanden sieben Schlafzimmer und sechs Bäder Platz. Sportliche Bewohner und Gäste können sich an einer Kletterwand austoben, die, ebenso wie die meisten Räume, stolze acht Meter hoch ist.
Vollkommen entkernt
Zentrale Wärmequelle ist ein riesiger Kaminofen. Die Scheite stapeln sich meterhoch. Das ist auch nötig, um in den kalten Chicagoer Wintern nicht höllisch zu frieren. Zudem sind die Wände des einstigen Gotteshauses von innen wärmegedämmt.
Das Designunternehmen Linc Thelen Design und das Architektenbüro Scrafano Architects, beide in Chicago angesiedelt, arbeiteten gemeinsam an der Umgestaltung der Kirche. Zunächst wurde sie vollkommen entkernt, um das Innere dann neu zu errichten. Lediglich die Deckenbalken und die bunten Glasfenster blieben erhalten. Die oben gelegenen Räume sind über eine freitragende Stahltreppe zu erreichen.
Auch in Deutschland werden Kirchen umgewidmet
Die Erhaltung von Kirchen, die zu selten genutzt werden, ist auch in Deutschland ein großes Problem. Nach Recherchen des Münsteraner Pfarrers Thomas Frings wurden bislang drei Prozent der Kirchen in Deutschland geschlossen. Dieser Anteil könne auf zehn Prozent anwachsen.
Dass daraus Einfamilienhäuser werden ist eher selten. Hat es in Deutschland aber auch schon gegeben. Im Essener Stadtteil Kettwig beispielsweise. Andere Nutzungen überwiegen: In Münster etwa entstanden in der einstigen Dreifaltigkeitskirche Sozialwohnungen, Büros, ein Drogenhilfezentrum und eine 60-plus-Einrichtung. Aus der Aachener Josefskirche wurde eine Grabeskirche mit Stellplätzen für Urnen mit der Asche Verstorbener.
Wieder andere Gotteshäuser wurden zu Bibliotheken, Geschäften und Restaurants – oder abgerissen. „Der Erhalt kirchlicher Gebäude nur um der Gebäude willen ist Unsinn“, sagt Christian Weyer, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Saar-West. An der Saar wurden in den letzten zehn Jahren 14 Kirchen umgewidmet, vier abgerissen.
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