Airbus A320 und Boeing 737 24.03.2016, 11:17 Uhr

Warum Flugzeuge immer früher verschrottet werden

Ältere Verkehrsflugzeuge werden ungleich früher als in der Vergangenheit verschrottet: 2008 waren die zu verschrottenden Maschinen im Schnitt 32 Jahre alt, 2015 betrug das durchschnittliche Alter nur noch etwas mehr als 24 Jahre. Vieles deutet darauf hin, dass auch dieser Wert 2016 unterschritten wird. Es gibt sogar Flugzeuge, die weniger als 15 Jahre alt sind und schon zerlegt werden.

Flugzeuge werden immer früher ausgemustert. Und dienen als Ersatzteillager. Triebwerke sind besonders begehrt. 

Flugzeuge werden immer früher ausgemustert. Und dienen als Ersatzteillager. Triebwerke sind besonders begehrt. 

Foto: Sonja Brüggemann/Lufthansa Technik AG

Ungeachtet des stark reduzierten Alters der verschrotteten Flugzeuge ist die Zahl der Verschrottungen in den letzten Jahren drastisch gefallen. So wurden 2013 noch 750 Flugzeuge demontiert. 2015 waren es nur noch 466 und in diesem Jahr ist ein weiterer Rückgang wahrscheinlich. Was steckt dahinter? Die Erklärung für dieses scheinbare Phänomen ist, dass ein großer Teil der Verschrottungen relativ moderne Flugzeuge betrifft, die derzeit nicht mehr eingesetzt werden sondern auf großen Abstellflächen in der Wüste geparkt sind – den so genannten Boneyards.

Mojave Air & Space Port: Der Flughafen in der Mojave-Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien wird in der zivilen Luftfahrt überwiegend als Frachtflughafen genutzt. Darüber hinaus ist er vor allem als Stellplatz für die Zwischenlagerung von vorübergehend stillgelegten Flugzeugen bekannt. Es sind dort auch Unternehmen angesiedelt, die Flugzeuge zerlegen und verschrotten.

Mojave Air & Space Port: Der Flughafen in der Mojave-Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien wird in der zivilen Luftfahrt überwiegend als Frachtflughafen genutzt. Darüber hinaus ist er vor allem als Stellplatz für die Zwischenlagerung von vorübergehend stillgelegten Flugzeugen bekannt. Es sind dort auch Unternehmen angesiedelt, die Flugzeuge zerlegen und verschrotten.

Quelle: Mojave Transportation Museum

Im langfristigen Durchschnitt werden jährlich etwa acht Prozent der dauerhaft geparkten Flugzeuge verschrottet.

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Airbus A320 und Boeing 737 werden auffallend oft verschrottet

Aus den genannten Durchschnittswerten lässt sich nicht ablesen, dass inzwischen auch Flugzeuge in nennenswerter Zahl verschrottet werden, die noch nicht einmal 15 Jahre alt sind. Dabei handelt es sich im wesentlichen um die viel verkauften Typen Airbus A320 und Boeing 737.

Produktion der Boeing 737: Viele der Flieger werden verschrottet, wenn sie noch nicht einmal 15 Jahre alt sind.

Produktion der Boeing 737: Viele der Flieger werden verschrottet, wenn sie noch nicht einmal 15 Jahre alt sind.

Quelle: Boeing

Seit 2008 sind etwas mehr als 100 dieser Flugzeuge zerlegt worden, darunter mehrere Dutzend allein 2015. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist die technische Weiterentwicklung sehr schnell verlaufen. Das gilt ganz besonders für den spezifischen Treibstoffverbrauch der Motoren, der immer weiter gefallen ist. Das hat einzelne Fluggesellschaften veranlasst, selbst relativ junge Flugzeuge aus dem Flugbetrieb zu nehmen, weil die nachfolgenden so viel wirtschaftlicher fliegen. Das Umrüsten auf neue Triebwerke wäre vielfach zu teuer gewesen.

Gebrauchte Ersatzteile begehrt

Es gibt aber auch noch einen ganz anderen Grund. Speziell Leasing-Gesellschaften haben relativ junge Flugzeuge, die nach dem Auslaufen der Mietverträge zurückkamen, nicht erneut vermietet, sondern vielmehr zerlegen lassen, weil eine Fülle von Komponenten zu sehr guten Preisen verkäuflich ist. Letzteres erklärt sich daraus, dass die großen Flugzeugproduzenten seit längerem ihren Ausstoß hochfahren und es viele Engpässe bei den Zulieferungen gibt, die schließlich zu starken Preissteigerungen für gebrauchte Teile geführt haben.

Verschrottet werden allerdings teilweise auch Flugzeuge, die von der Marktentwicklung aus dem Betrieb gedrängt worden sind. Das gilt ganz besonders für die kleinen Kurzstreckenjets mit rund 50 Passagiersitzen. In der Zeit schneller starken Preissteigerungen für Jet-Treibstoff wurden sie rasch unwirtschaftlich und teils durch die zwar etwas langsameren aber deutlich billiger fliegenden Turboprop-Maschinen ersetzt, teils aber auch durch größere Jets. Diese kleinen 50 Sitzer werden inzwischen ebenfalls von den Boneyards entfernt und zerlegt.

Iran wird die Verschrottung noch in die Höhe treiben

Die große iranische Flotte an Verkehrsflugzeugen weist im internationalen Vergleich eine Besonderheit auf. Infolge der lange anhaltenden Sanktionen gegen das Land waren sämtliche westlichen Flugzeughersteller über Jahrzehnte hinweg nicht in der Lage, ihre Maschinen in den Iran zu verkaufen. Die Folge ist eine groteske Überalterung der iranischen Verkehrsflugzeuge. Viele von ihnen fliegen seit mehr als 35 Jahren, einige seit mehr als 40 Jahren.

Im Durchschnitt 53 Jahre alt: die die B-52-Bomber der amerikanischen Flotte.

Im Durchschnitt 53 Jahre alt: die die B-52-Bomber der amerikanischen Flotte.

Quelle: Boeing

Dass der Iran zugleich auffällig viele Unfälle zu verzeichnen hatte, geht allerdings nicht auf das hohe Alter der Flugzeuge zurück,  sondern auf den extremen Mangel an Ersatzteilen. Die Sanktionen verboten nämlich auch den Verkauf von Flugzeug-Komponenten aller Art nach Iran. Dass das Alter von Flugzeugen keinen Einfluss auf ihre Betriebssicherheit haben muss, lässt sich schon daraus ablesen, dass die amerikanische Langstreckenbomber-Flotte teilweise mehr als 60 Jahre alt ist. Die künftigen amerikanischen strategischen Bomber sollen sogar eine maximale technische Einsatzdauer von 80 Jahren aufweisen.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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