Studie: Comics machen schwere wissenschaftliche Kost leichter
Viele wussten es schon immer: Comicleser sind klar im Vorteil. Darüber gibt es jetzt sogar eine Studie, bei der es um das Verständnis forensischer Beweise geht.
In Gerichtsverfahren spielen wissenschaftliche Beweise häufig eine zentrale Rolle. Doch viele Richter, Anwälte oder Geschworene haben keinen wissenschaftlichen Hintergrund und können forensische Analysen oft nur schwer nachvollziehen. Eine Studie hat nun gezeigt, dass Comics helfen können, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge verständlicher zu machen. Dies führt zu besseren Diskussionen unter den Laien auf diesem Gebiet und reduziert Missverständnisse.
Täter oder doch nicht?
Stellen Sie sich vor, Sie sind Geschworene oder Geschworener in einem Mordprozess. Ein Sachverständiger erklärt, dass DNA-Spuren vom Tatort mit dem genetischen Profil des Angeklagten übereinstimmen. Ihr erster Gedanke: „Dann muss er der Täter sein.“ Doch dann folgt ein Zusatz: „Die Probe ist jedoch teilweise abgebaut.“ Was bedeutet das für Ihre Entscheidung? Und wie bewerten Sie die Aussage, dass die Wahrscheinlichkeit für eine falsche Zuordnung bei eins zu einer Milliarde liegt?
Diese Fragen zeigen, wie schwierig es für Laien sein kann, wissenschaftliche Beweise richtig einzuordnen. „Die Entscheidungen von Jurymitgliedern sind von entscheidender Bedeutung und hängen oft von ihrem Verständnis der forensischen Beweise ab“, sagt Dr. Andy Ridgway, Dozent für Wissenschaftskommunikation an der University of the West of England in Bristol. Doch viele Menschen haben kaum Vorkenntnisse in forensischen Analysemethoden.
100 Freiwillige urteilten mithilfe von Comics
Das Projekt „The Evidence Chamber“ wurde entwickelt, um herauszufinden, wie Laien wissenschaftliche Beweise in Gerichtsprozessen verstehen. Die Initiative wurde vom Leverhulme Research Centre for Forensic Science an der University of Dundee in Zusammenarbeit mit dem interaktiven Kunstkollektiv Fast Familiar ins Leben gerufen. Forschende der UWE Bristol, darunter die Wissenschaftskommunikatorin Izzy Baxter, untersuchten dabei den Einsatz von Comics zur Vermittlung forensischer Wissenschaft.
Für die Studie nahmen etwa 100 Freiwillige an simulierten Gerichtsverfahren teil. Sie erhielten verschiedene Beweisarten, darunter Zeugenaussagen zu DNA-Analysen und Ganganalysen. Die Teilnehmenden diskutierten zunächst ohne weitere visuelle Hilfen über die Beweislage. Danach wurden ihnen Comics zur Verfügung gestellt, die die wissenschaftlichen Hintergründe der Beweise erklärten.
Comicleser sind klar im Vorteil
Die Auswertung der Diskussionen zeigte deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen. Geschworene, die nur die mündliche Erklärung des Sachverständigen erhielten, hatten oft Schwierigkeiten, die wissenschaftlichen Konzepte richtig zu erfassen. Häufig kam es zu Missverständnissen über Wahrscheinlichkeiten und Fehlergrenzen.
Ganz anders sah es in der Gruppe aus, die zusätzlich Comics gelesen hatte. Diese Teilnehmerinnen und Teilnehmer führten längere, strukturiertere Diskussionen und zeigten mehr Sicherheit in ihrer Argumentation. Sie konnten wissenschaftliche Konzepte besser in ihre Urteilsfindung einbeziehen und Missverständnisse wurden reduziert. Zudem waren die Gespräche ausgewogener und partizipativer.
„Wir haben die Diskussionen analysiert und festgestellt, dass Comics den Teilnehmenden halfen, sich sicherer zu fühlen und fundiertere Entscheidungen zu treffen“, erklärt Ridgway.
Wissenschaftliche Comics als Werkzeug der Justiz
Die positiven Ergebnisse der Studie zeigen, dass Comics ein wertvolles Werkzeug sein können, um die Kommunikation wissenschaftlicher Beweise in Gerichtsverfahren zu verbessern. Die in „The Evidence Chamber“ verwendeten Comics wurden von Expertinnen und Experten der University of Dundee entwickelt.
„Die University of Dundee hat eine lange Verbindung zur Comic-Kultur“, berichtet Heather Doran, eine der beteiligten Forschenden. „Wir haben mit unserem Professor für Comic-Studien und professionellen Künstlern zusammengearbeitet, um wissenschaftliche Comics zu erstellen.“ Dundee ist bekannt für seine Comic-Historie und beheimatet bekannte Publikationen wie „The Beano“ und „Dennis the Menace“.
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