Yixian-Formation: Wie die Dinosaurier wirklich konserviert wurden
Fossilien in Chinas Yixian-Formation: Ein „Pompeji-Moment“ oder ganz normale Todesursachen? Neue Studien hinterfragen bisherige Theorien.
Die Fossilien der Yixian-Formation in China gelten als die am besten erhaltenen Dinosaurierfunde der Welt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuteten lange, dass ein „Pompeji-Ereignis“ wie ein Vulkanausbruch die Tiere so perfekt konserviert hat. Eine aktuelle Studie jedoch widerlegt diese Annahme und beschreibt stattdessen natürliche Prozesse wie Sedimentablagerungen und Höhleneinstürze als Ursache für die außergewöhnliche Erhaltung. Die Untersuchung revolutioniert das Verständnis darüber, wie solch perfekte Fossilien entstehen können.
Inhaltsverzeichnis
- Die einzigartige Yixian-Formation im Nordosten Chinas
- Wie blieben die Fossilien so gut erhalten?
- Alltägliche, natürliche Prozesse konservierten die Lebewesen
- Warum kann Vulkanismus nicht die Ursache sein?
- Höhleneinstürze noch heute häufige Ursache von Tiersterben
- Weltweit werden ähnliche Standorte vermutet
Die einzigartige Yixian-Formation im Nordosten Chinas
Vor 120 bis 130 Millionen Jahren existierte im heutigen Nordosten Chinas ein lebendiges Ökosystem. Bis in die 1980er Jahre unentdeckt, stießen Dorfbewohner dann auf bemerkenswert gut erhaltene Fossilien von Dinosauriern, Vögeln, Säugetieren und anderen Lebewesen. Im Gegensatz zu den oft fragmentierten Fossilien anderer Fundorte blieben hier viele Exemplare vollständig erhalten, inklusive innerer Organe, Federn und Fell, was auf einen ungewöhnlichen Konservierungsprozess hinweist.
Bemerkenswert waren ein katzengroßes Säugetier und ein kleiner Dinosaurier, die inmitten eines tödlichen Kampfes erstarrten. Auch die ersten nicht-aviären gefiederten Dinosaurier wurden entdeckt, so intakt, dass sogar die Federfarben rekonstruiert werden konnten. Diese Funde veränderten das Wissen über die Evolution der Dinosaurier und bestätigten, dass moderne Vögel von ihnen abstammen.
Wie blieben die Fossilien so gut erhalten?
Bislang gingen Forschende davon aus, dass die Fossilien durch vulkanische Aktivitäten konserviert wurden. Die Theorie war faszinierend: Ähnlich wie die Asche des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. die Bevölkerung Pompejis einschloss, hätten Vulkanausbrüche heiße Ascheströme über die Tiere gelegt und sie dadurch erhalten. Der Begriff „chinesisches Pompeji“ prägte sich schnell ein und verbreitete sich weit.
Eine aktuelle Studie stellt jedoch infrage, dass vulkanische Aktivitäten die Ursache für die außergewöhnliche Erhaltung der Yixian-Fossilien sind. Forschende sehen vielmehr natürliche Ablagerungen und Sedimente als Grund für die hervorragende Konservierung.
Alltägliche, natürliche Prozesse konservierten die Lebewesen
Paul Olsen, Paläontologe und Co-Autor der Studie, erklärt: „Diese Fossilien sind Momentaufnahmen alltäglicher Todesfälle unter normalen Bedingungen.“ Laut ihm neigen Menschen dazu, außergewöhnliche Ursachen für ungewöhnlich erhaltene Funde anzunehmen. Die Fossilien der Yixian-Formation könnten jedoch ohne dramatische Ereignisse überliefert worden sein.
Die Studie bestimmte das Alter der Fossilien mithilfe winziger Zirkonkristalle und datierte sie auf etwa 125,8 Millionen Jahre, mit einer Erhaltungszeit von rund 93.000 Jahren. Die Konservierung erfolgte vermutlich durch natürliche Prozesse wie Regenzeiten und Höhleneinstürze, die Sedimente ansammelten. Diese Sedimente schlossen die Leichname in sauerstofffreie Hohlräume ein, was die Zersetzung verhinderte.
Warum kann Vulkanismus nicht die Ursache sein?
Die Theorie, dass Vulkanismus für die außergewöhnliche Konservierung verantwortlich ist, wird durch die Untersuchung stark infrage gestellt. Laut Olsen hätten die pyroklastischen Ströme, wie sie bei Ausbrüchen des Vesuvs auftreten, Federn, Fell und Weichgewebe der Dinosaurier wahrscheinlich vollständig zerstört. Darüber hinaus zeigte die Untersuchung, dass die fossilen Überreste nicht die für ein „Pompeji-Ereignis“ typischen Haltungen aufweisen.
Lahare – betonartige Schlammlawinen, die von Vulkanen fließen – wurden ebenfalls als Ursache ausgeschlossen. Diese Lawinen hätten die Körperteile vermutlich auseinandergerissen, während die Yixian-Fossilien nahezu unversehrt geblieben sind.
Höhleneinstürze noch heute häufige Ursache von Tiersterben
Die Forschenden gehen davon aus, dass Einstürze von Höhlen eine Hauptursache für die Konservierung der Fossilien sind. Die groben Gesteinskörner, die viele der Fossilien umgeben, deuten darauf hin, dass Hohlräume kollabierten und die Tiere einschlossen. Diese Theorie könnte erklären, warum die Fossilien oft in einem „friedlichen“ Zustand gefunden wurden – viele der Tiere scheinen „eingeschlafen“ zu sein, als der Tod sie ereilte.
Das Phänomen von Höhleneinstürzen ist in der Natur kein Einzelfall: „Auch heute noch sind Einstürze eine häufige Todesursache für bestimmte Vogelarten wie Pinguine“, so Olsen. Das Forschungsteam vermutet, dass Regenperioden und größere Dinosaurier, die den Boden instabil machten, die Höhlenstrukturen in Yixian möglicherweise destabilisiert haben.
Weltweit werden ähnliche Standorte vermutet
Olsen vermutet, dass die Yixian-Formation nicht einzigartig ist. „Es gibt keinen anderen Ort, an dem so intensiv in einer ähnlichen Umgebung gesammelt wurde“, erklärt er. Trotz Chinas Bemühungen, den Fossilienhandel zu regulieren, wächst der Markt, und staatliche Mittel fließen in den Tourismus rund um die Fundstätten.
Olsens Hauptinteresse gilt den seltenen gefiederten Dinosauriern. „Um einen gefiederten Dinosaurier zu finden, muss man etwa 100.000 Fische ausgraben“, betont er und verweist auf ähnliche Fundorte im Osten der USA. Dort gibt es mehrere Stellen mit ähnlich gut erhaltenen Fossilien, darunter ein Steinbruch an der Grenze von North Carolina und Virginia, Fundstätten in Connecticut sowie ein ehemaliger Steinbruch in North Bergen, New Jersey.
„Die logistischen Herausforderungen sind jedoch enorm und die Kosten hoch“, sagt Olsen. „Bislang wagt sich niemand an solche systematischen Ausgrabungen.“
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