„Windstärken“: Die Kraft der Elemente Wind und Wasser
Zwei Ausstellungen in Berlin widmen sich den Elementen Wind und Wasser. Das Technikmuseum zeigt, wie der Wind als Energieträger für den Menschen nutzbar gemacht wird und welche mythischen Vorstellungen mit ihm verbunden sind. Im Deutschen Institut für Normung wird deutlich, dass Normen auch dort am Werk sind, wo Menschen mit Wasser in Berührung kommen.
Gräser bedecken gut ein Fünftel der Erdoberfläche. Um eine so dominante Stellung in der Vegetation zu erreichen, haben die Gräser eine ständig verfügbare, einfache Ressource genutzt: den Wind. Durch den Wind werden die Gräserpollen in nahezu alle Winkel der Erde getrieben, wo sie einen passenden Untergrund finden, schlagen sie Wurzeln. Somit sind die Gräser echte „Windgewinner“.
Ausstellung „Windstärken“ zeigt mythische und technische Farcetten des Windes
Solche Erkenntnisse erhält, wer sich die Ausstellung „Windstärken“ im Deutschen Technikmuseum in Berlin ansieht. Die Sonderausstellung schlägt einen weiten Bogen von der Beschreibung des Naturphänomens Wind über die positiven und negativen Auswirkungen des Winds auf Natur und Mensch bis zur Nutzbarmachung des Winds durch den Menschen. Natur- und Kulturwissenschaften werden in der Ausstellung ebenso berücksichtigt wie die Leistungen der Ingenieure bei der immer effizienteren Ausnutzung der Windenergie.
Eine windschnittige Ausstellungsarchitektur unterteilt den Saal in kleine geschwungene Kabinette. Der Anfang ist stürmisch. In einem Film ist zu sehen, wie eine Hängebrücke bei starkem Wind zu schwingen beginnt, bis sie schließlich zerbirst. Man erfährt, mit welch einfachen Mitteln eine ähnliche Entwicklung bei der Köhlbrandbrücke in Hamburg verhindert wurde – indem Stoßdämpfer von VW Käfern an den Tragseilen angebracht wurden, die allzu starke Schwingungen dämpfen. Ein anderer Film zeigt, wie ein plötzlich einbrechender Sommersturm den Breitscheidplatz in Berlin buchstäblich leer fegt.
Angesichts solcher Unheil verkündenden Bilder verwundert es kaum, dass die Menschen mit dem Wind schon immer mythische Vorstellungen verbunden haben. Windgötter und Schutzheilige sind zu sehen, Goethes Ballade vom Erlkönig („Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“) wird ebenso zitiert wie die guten alten Bauernregeln („Um St. Gallus brausen gern die Stürme los“ – gemeint ist der 16. Oktober).
Einen Schwerpunkt legt das Technikmuseum naturgemäß auf die Versuche des Menschen, die Energie des Windes auszunutzen. Die Beispiele reichen bis in die unmittelbare Gegenwart, etwa bei der Seeschifffahrt. Angesichts steigender Treibstoffpreise und der zunehmenden Verunreinigung der Luft werden Antriebstechniken wie etwa Lenkdrachen oder der sogenannte Flettner-Rotor wieder neu getestet. Der nach dem deutschen Ingenieur und Erfinder Anton Flettner benannte Antrieb besteht aus hohen zylindrischen Aufbauten auf dem Schiff, die rotieren. Wenn sie der Windströmung ausgesetzt sind, nutzen sie den Magnus-Effekt, eine quer zur Anströmung gerichtete Kraft.
Ausstellung „Windstärken“: Höhepunkt Windkraft
Höhepunkt der Ausstellung ist der Abschnitt über die Windkraft, die besonders anschaulich gestaltet worden ist. Eine Chronologie zeigt die Entwicklung von 125 Jahren Ausnutzung der Windenergie. Besonders gewürdigt wird der westfälische Windkraftpionier Wolfgang Wienpahl, der seit den 1950er-Jahren Windturbinen im eigenen Garten aufstellte und frühzeitig zum Energieselbstversorger wurde, ohne dass er seine Erfindungen verkaufen konnte. Zu sehen ist unter anderem die Originalwerkstatt des Tüftlers. Ausführlich werden Planung, Bau und Einsatz von modernen Windkraftanlagen dargestellt. Originalteile wie etwa ein Gewinde oder Querschnitte durch Rotorblätter zeigen, wie viel Technik in den Details dieser Anlagen steckt.
Wo Wasser ist, sind Normen: Ausstellung „Wasserwerk“ des Deutschen Insituts für Normung (DIN)
Einen Fokus auf ein anderes Element richtet unterdessen das Deutsche Institut für Normung (DIN) in seinem „Normenwerk“, einem kleinen Ausstellungssaal, in dem das DIN seine Arbeit der Öffentlichkeit präsentiert. Die sehr instruktive Ausstellung „Wasserwerk“ zeigt, dass Normen überall dort am Werk sind, wo Menschen mit Wasser in Berührung kommen – und überall dort die Sicherheit des Menschen gewährleisten.
Das fängt mit der Aufbereitung des Wassers für den Verbrauch an. Rund 70 % des Trinkwassers in Deutschland wird aus Quell- oder Grundwasser gewonnen, das gereinigt werden muss, bevor es unbedenklich genießbar ist. Aber auch die Wiederaufbereitung von Abwässern in Kläranlagen unterliegt strengen Richtlinien.
Die Bemessung und der Bau von Großanlagen wie Talsperren oder Deichen unterliegen ebenso Normen, wobei bei der neueren Formulierung von Normen auch ökologische Aspekte eine wachsende Rolle spielen.
Auch für den WC-Sitz gibt es DIN-Normen
Dass Normen aber auch bei anscheinend unscheinbaren Dingen sehr wichtig sein können, zeigt die Ausstellung am Beispiel des WC-Sitzes. Um die Gebrauchsfähigkeit und Sicherheit von Toiletten sicherzustellen, gibt es Normen für die Toilettenspülung ebenso wie für die Stabilität der Sitze. Und damit Prüfer die Verwendung der Norm auch nachweisen können, wurden eigene „Prüfkörper“ entwickelt – Nachbildungen von Fäkalien, die in Größe und Biegbarkeit menschlichen Ausscheidungen ähneln. Und da soll es noch Menschen geben, die Normen für eine staubtrockene Materie halten…
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