Wird im Fußball mit eisgekühlten Kugeln geschummelt?
Haben die Kugeln bei Auslosungen etwa unterschiedliche Oberflächen? Oder sind manche warm, andere eiskalt? Sind so die Auslosungen europäischer Fußball-Wettbewerbe manipuliert worden? Sepp Blatter, der einstige Fifa-Präsident, behauptet, dass genau das passiert ist. Kalt, heiß, rauh, glatt – einfache, aber wirkungsvolle Technik.
Sepp Blatter hat es nie verwunden, dass man ihm „seine“ Fifa abgenommen und ihn für sechs Jahre gesperrt hat. Jetzt hat er, wenn er nicht schon wieder schummelt, etwas gefunden, mit dem er sich rächen kann. Der mittlerweile 80-jährige geschasste Fifa-Präsident, der auch wegen der Vergabe der Fußball-WM nach Russland und Katar unter Beschuss steht, behauptet im Interview mit der argentinischen Zeitung „La Nacion“, dass bei Auslosungen für Fußball-Großereignisse geschummelt wird, indem die Kugeln, die Zettel mit Ländernamen oder Fußballclubs enthalten, manipuliert werden.
Blatter, der sich noch immer als Präsident fühlt, weil er nicht abgewählt wurde, behauptet, er habe bei der Auslosung der Spielpaarungen für ein europäisches Topturnier „mit eigenen Augen gesehen, wie geschummelt wurde“.
Blatters vage Anschuldigungen
Den Namen des angeblich Schuldigen nannte er nicht. Nur so viel: Es sei ein Italiener. Wie es geht? „Man kann die Kugeln, die gezogen werden, markieren. Oder sie heiß machen, wenn sie vorher gekühlt wurden“, so seine vagen Anschuldigungen. Deutschlands Kugel kommt möglicherweise direkt aus dem Kühlschrank, die französische aus der Mikrowelle, und Belgiens Kugel wird mit einem nur fliegenschissgroßen Klecks versehen.
Wenn „Losfee“ und Helfer zusammenarbeiten …
Solche Manipulationen sind zumindest theoretisch möglich. Bei der Auslosung zu Europa- oder Weltmeisterschaften werden die aufschraubbaren Kugeln, in denen die Ländernamen auf kleinen Zetteln stehen, in einen Plexiglasbehälter geschüttet. Die „Losfee“, meist ein verdienter Spieler oder ein hoher Funktionär, wühlt mit der Hand herum, ohne hinzuschauen. Dann fischt die Glücksfee eine Kugel nach der anderen heraus.
Die Zuschauer sehen, dass nicht manipuliert wird. Doch sie können, im Gegensatz zur „Losfee“, weder Temperaturen noch Kleckse erspüren. Wenn also der Helfer, der die Kugeln bringt, zuvor flink in Kühlschrank und Mikrowelle hinter der Bühne gegriffen und nebenbei noch die Belgien-Kugel mit einem Klecks versehen hat, könnte es klappen. Allerdings müsste die „Losfee“ nicht nur mitspielen, sondern die Markierungen auch richtig zuordnen.
Blatter empört sowas natürlich. Und er hat auch nie Kugeln gezogen. Sein Amtsnachfolger Gianni Infantini in seiner früheren Eigenschaft als Generalsekretär der europäischen Fußballorganisation Uefa schon. Und der hat Blatter schließlich seinen Lieblingsostn bei der Fifa abgenommen.
Argentinische Quartierwahl per Intuition?
Andererseits gibt es tatsächlich Indizien dafür, dass gemogelt wurde, etwa bei der Auslosung der Gruppen für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Der argentinische Landesverband AFA reservierte schon lange vor der Auslosung für seine Nationalmannschaft ein Quartier in Belo Horizonte.
Tatsächlich wurde Argentinien als gesetzte Mannschaft in die Gruppe F gelost. Ganz schön praktisch, denn das Team hatte in der Vorrunde ein Spiel im örtlichen Stadion und jeweils eins in den nahe Argentinien gelegenen Städten Rio de Janeiro und Porto Alegre.
„La Nacion“ hatte schon am Tag der Auslosung geschrieben, dass „mindestens zwei“ Sportjournalisten von einer „hohen Quelle im WM-OK Brasiliens wiederholt“ gesagt worden sei: „Ruhig bleiben, Argentinien wird in Gruppe F landen.“ Kann natürlich Zufall sein.
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