Zum Jubiläum der Verkehrsampel
Die Verkehrsampel wird in diesen Tagen 150 Jahre alt. Zwar hatte das damals in London aufgestellte traffic light nicht sehr viel gemein mit unseren heutigen Signalgebern. Doch die Funktion immerhin war dieselbe – auch ohne Autos.
Aktuell feiert ein Verkehrszeichen Jubiläum, das aus unserem Stadtbild nicht mehr wegzudenken ist. Die Verkehrsampel. Rund zwei Wochen des Lebens verbringt der durchschnittliche Autofahrer wartend an roten Ampeln. Dennoch macht sich kaum einer Gedanken über die Erfindung und die Geschichte dieses wertvollen Signalgebers. Wir wollen nun gemeinsam auf 150 Jahre Geschichte zurückblicken und die Ampel im Kontext der Zeit beleuchten.
Die Ampel kam noch vor den Autos
Die erste Ampel wurde im Jahr 1868 von John Peake Knight entwickelt und am 09. Dezember 1868 aufgestellt. Die Ampel wurde also entwickelt, lange bevor die ersten Automobile das Stadtbild radikal veränderten. Aufstellungsort der ersten Ampel war London, eine Stadt, die zur damaligen Zeit von Pferdekutschen beinahe überrannt wurde. Die Stadt war selbst im heutigen Maßstab eng besiedelt.
Die erste Ampel wurde damals noch mit Gas betrieben und manuell von Verkehrspolizisten bedient. Ihr Aufstellungsort nahe des Parliament Square sollte für eine Beruhigung des Verkehrs und vor allem für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen. Allerdings quittierte die erste Ampel bereits nach wenigen Tagen spektakulär ihren Dienst. Denn Sie explodierte im Einsatz und fügte dem sie bedienenden Polizisten schwere Verletzungen zu. Aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials verzichtete man im Anschluss an die Aufstellung weiterer Ampeln, auch wenn das Prinzip nicht in Vergessenheit geriet.
Die Elektrisierung der Ampel
Rund 46 Jahre später wurde die Ampel vom Erfinder Garrett Morgan und dem Polizisten Lester Wire neu entdeckt. Dank der Elektrifizierung war der Betrieb mit Gas nicht mehr notwendig, was das Gefahrenpotenzial des Signalgebers nachhaltig verringerte. In Cleveland, Ohio, stellten die beiden Herren die weltweit erste, elektrisch betriebene Verkehrsampel auf. Am 5. August 1914 ging die Ampel in Betrieb und überzeugte dort durch ihre einfache Bedienung und ihr klares und gut erkennbares Licht. Die Ampel und die damit einhergehende Berichterstattung löste in vielen Teilen der Welt geradezu einen Ampelboom aus.
So erreichte die Ampel in den frühen 1920er Jahren auch Europa und verbreitete sich zunächst rasend schnell in den Metropolen der Welt. So wurde der Verkehr in Paris bereits 1922 über Ampeln geregelt. Auch in Hamburg wurde in diesem Jahr die erste Ampel Deutschlands errichtet. Nur zwei Jahre später konnte auch Berlin auf eigene Ampeln zurückgreifen. Doch noch immer wurden die elektrischen Ampeln von Polizisten bedient und somit ausschließlich manuell gesteuert. Dies sollte sich erst mit der Erfindung der automatischen Ampel ändern, dazu später mehr.
Übrigens: Die wohl berühmteste und wichtigste Ampel in Deutschland stand lange Zeit am Potsdamer Platz in Berlin. Die turmartige Ampelanlage regelte den Verkehr am damals verkehrsreichsten Platz in ganz Europa. Ein Nachbau dieser Ampelanlage ist auch heute noch am Potsdamer Platz zu bewundern und ist zu einem beliebten Fotomotiv bei Touristen geworden.
Die Verkehrsampel im Laufe der Zeit
Die ersten Ampeln gaben nur rote und grüne Signale aus. Dieses Prinzip hielt sich über viele Jahre und war allgemein gültig. Das dritte Leuchtsignal in gelb wurde erst nach und nach eingeführt. Mittlerweile ist das dreifarbige Ampelsystem so tief in uns und unserem Wissen verwurzelt, dass die Farben unter anderem auch zur Beurteilung von anderen Lebensbereichen genutzt werden. Ein prominentes Beispiel ist die Lebensmittelampel, die zur Kennzeichnung gesunder und ungesunder Lebensmittel dienen sollte.
Übrigens: Im Allgemeinen haben nur Autos, Lkw und Radfahrer dreifarbige Ampeln, während sich Fußgänger in Deutschland noch immer mit den Farben rot und grün begnügen müssen. Ausnahme: In der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens haben auch Fußgänger eine dreifarbige Ampel.
Die automatische Ampel – eine monumentale Veränderung
Durch den Einsatz automatisch gesteuerter Ampelanlagen konnte nicht nur die Zahl der Ampeln in den Städten und Ländern vergrößert werden, auch der Einsatz der verschiedenen Ampelanlagen und die Verschaltung untereinander ließ sich damit einfacher regeln. Mittlerweile werden Ampeln und Ampelphasen zentral gesteuert und oftmals auf die Uhrzeit und die vorherrschende Verkehrssituation angepasst. Allein in Deutschland sind aktuell rund 1,5 Millionen Ampeln im Einsatz. Sie werden computergestützt gesteuert, geregelt und in Teilen auch gewartet. Moderne Ampelanlagen und Verkehrssignalanlagen sind kleine Kunstwerke und können bereits in kleinen Städten und Gemeinden eine Menge Planung erfordern. Einmal installiert und konfiguriert lassen sich die meisten Ampeln allerdings zuverlässig und sicher bedienen.
Eine Zukunft ohne Ampeln?
Aktuell regeln Ampeln den Straßenverkehr in jeder Stadt, an jedem Bahnübergang und an nahezu jeder Autobahnausfahrt. Mit dem Fortschreiten der Technik und den Verbesserungen im Bereich des autonomen Fahrens stellt sich allerdings die Frage, ob auch in Zukunft weiterhin Ampeln benötigt werden? Einige Experten gehen momentan davon aus, dass auch in einer Welt automatisch fahrender Fahrzeuge immer noch Ampeln notwendig sein werden. Denn auch wenn die Fahrzeuge untereinander kommunizieren können und damit eine optimale Verkehrsführung erreichen, so gibt es immer noch Radfahrer und Fußgänger im Straßenverkehr, die über keine derartige Anbindung verfügen. Die Ampeln werden also für die reine Verkehrsführung und die Strukturierung des Verkehrs keine Rolle mehr spielen, aber sie werden in unserem Straßenbild erhalten bleiben. Eine Zukunft ohne Ampeln wäre somit auf lange Sicht nicht denkbar. Andere Experten sehen in einer autonomen Verkehrswelt allerdings keinen Nutzen mehr für Ampeln.
Wie Car2X funktioniert, haben wir am Beispiel der intelligenten Verkehrssteuerung in Kassel aufgezeigt. Doch Ampeln gibt es mittlerweile nicht mehr nur in luftigen Höhen, nein, auch im Boden werden sie mittlerweile verbaut. Die Bodenampeln sollen Smartphone-Junkies vor Blindgängen warnen. Und was es mit der Geduld als Steuerungsinstrument bei Ampeln auf sich hat, zeigt ein Test des DLR in Braunschweig.
Übrigens: Haben wir gesagt, Ampeln sehen alle gleich aus? Twitter-User zeigen das Gegenteil. Ob politisches Statement oder der Gruß zu Weihnachten, einige Kommunen lassen sich richtig was einfallen:
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von youtube.com zu.
Die #Elvis-Ampel ist da:https://t.co/iorIy7J4R0 pic.twitter.com/YuNWI0D6Bg
— Matthias Thieme (@thieme_matthias) 5. Dezember 2018
Die „Bergmännchen-Ampel“ in Duisburg oder die „Esel-Ampel“ in Wesel – für NRW-Verkehrsminister Wüst (CDU) ist es kein Problem, wenn Städte ihre eigenen Ampelmännchen einführen. Voraussetzung: Die Verkehrssicherheit müsse gewährleistet sein. pic.twitter.com/SPDDwwpkbD
— WDR aktuell (@WDR) 4. Dezember 2018
Diese Ampel ist der Hingucker auf dem #Weihnachtsmarkt #Hannover https://t.co/cgCP6RQ5Jv pic.twitter.com/35USRNo5fH
— Neue Presse Hannover (@neuepresse) 29. November 2018
Wenn sogar eine ampel mehr verstanden hat als alte weiße cis dudes pic.twitter.com/tvJ9BsJbvG
— Marilla (@MarieClarax) 4. August 2018
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