Zuviele Online-Informationen überfordern das Gehirn
Unser Denkorgan kann sich drei bis vier Dinge gleichzeitig merken. Dauernde Informationsflut durch das Internet immer und überall überfordern jedoch das menschliche Gehirn und überlasten dessen „Arbeitsspeicher“. Die Folge: Informationen gehen verloren, da ihnen die Zeit genommen wird, in das Langzeitgedächtnis zu gelangen
Die Zeit im Netz nimmt dem menschlichen Gehirn die wichtigen Leerlauf-Phasen, um Aufgenommenes weiterzuverarbeiten und in das Langzeitgedächtnis zu übertragen, warnt der schwedische Forscher Professor Erik Fransén vom Königlichen Institut für Technologie in Stockholm (KTH).
„Arbeitsspeicher“ des Gehirns hat nur begrenzt Platz
Unser Gehirn kann sich nur drei bis vier Dinge gleichzeitig merken, fand Fransén mit Hilfe von Computermodellen heraus. Bei größerem Input wird das Denksystem überlastet und Daten gehen verloren. Sämtliche Informationen, die über verschiedene Sinne auf den Menschen einströmen, benötigen zunächst Platz im Kurzzeitgedächtnis. Dort werden die Informationen später gefiltert. Fransén: „Dieser Teil des Gedächtnisses ist es auch, der arbeitet, wenn wir online sind und uns die dort gesehenen Dinge merken.“
Der Platz des Kurzzeitgedächtnisses ist jedoch begrenzt, so wie der Arbeitsspeicher eines Computers. Wird also während der Arbeit oder des Studiums gechattet, können dabei auch schon einmal Informationen verloren gehen, wenn große Datenmengen auf die Wahrnehmung einströmen.
Neue Technologien wie Smartphones, Tablets und Laptops ermöglichen diesen andauernden Informationsschub im Internet. Im Zeitalter der ständigen Informationsflut sollten wir deshalb regelmäßig offline gehen, empfiehlt daher der schwedische KTH-Forscher Fransén.
Bisher wurde angenommen, das Gehirn sei nicht aktiv, wenn nur gedöst und nichts getan wird. Dies ist jedoch laut Fransén nicht der Fall. „Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es immer zwischendurch in einen weniger aktiven Zustand verfällt“, erklärt Fransén. „Das mag uns als Verschwendung erscheinen, ist aber wichtig, denn in dieser Zeit werden Erinnerungen gefestigt und Informationen vom Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis übertragen“, so der schwedische Forscher.
Die wichtige Phase des Entspannens und zum Verarbeiten des Inputs fehle jedoch heutzutage mehr und mehr.
Bei ständiger Überlastung schrumpft Kapazität des Gedächtnisses
Eine dauernde Überlastung des Gehirns trainiert demzufolge das Gedächtnis nicht, wie so oft vermutet. Vielmehr wird das Denkorgan geschwächt. Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses schrumpft und die Datenverarbeitung wird gestört. „Wenn wir durch diese Technologien unsere komplette wache Zeit ausfüllen, nehmen wir dem Gehirn die Zeit für die Verarbeitung – das kann auf Dauer nicht funktionieren“, warnt Fransén.
Ein Beitrag von: