Manganknollen können begehrte Rohstoffe wie Gold und Platin liefern
Sie sind etwa so groß wie eine Kartoffel, aber sie haben es in sich: Manganknollen liegen auf dem Grund der Tiefsee und sind voller begehrter Rohstoffe. Jetzt erforschen deutsche Wissenschaftler, wie man die Knollen einsammeln könnte, ohne die Umwelt zu gefährden.
Sie könnten einen Goldrausch auslösen, die schwarzen, runzligen Knollen. Denn sie enthalten nicht nur Mangan, Eisen und Gold, sondern auch lukrative Elemente wie Kupfer, Nickel und Kobalt. Manganknollen enthalten sogar Spuren bedeutsamer Materialien wie Platin und Tellur, die für die Computer- oder Handyherstellung benötigt werden. Doch während diese Stoffe über der Erde rar sind, ist der Meeresgrund in Teilen der Tiefsee mit Manganknollen förmlich übersäht.
Doch der Abbau der Knollen ist heikel. Sie liegen zwar einfach auf dem Boden herum, doch der ist in so großen Tiefen ganz weich und nicht befestigt. Wird eine Knolle aufgehoben, abgesaugt oder mit einem Rechen eingesammelt, wird das gesamte Sediment aufgewirbelt, zahlreiche Tiere der Tiefsee werden mit eingesammelt und in ihrem Lebensraum massiv gestört.
Deutsche Forscher untersuchen Abbau im Pazifik
Am 1. April machen sich Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover und des Deutschen Zentrums für Biodiversitätsforschung am Senckenberg-Institut in Wilhelmshaven auf den Weg in den Pazifik. Mit dem gecharterten amerikanischen Forschungsschiff „Kilo Moana“ schippern sie von Hawaii aus zum Lizenzgebiet, das Deutschland von den Vereinten Nationen zugeteilt bekommen hat. Im Auftrag der Bundesregierung erkunden die Forscher zwei jeweils 1000 Quadratkilometer große besonders reiche Lagerstätten. Bis zum Jahr 2021 haben sie Zeit, die Größe der Vorkommen zu erkunden und geeignete Abbauverfahren zu entwickeln.
Vor rund 30 Jahren förderten deutsche Industrieforscher erstmals Manganknollen. Doch als der Preis für Rohstoffe fiel, wurden die Arbeiten eingestellt. Heute sind die wertvollen Metalle wieder so attraktiv, weil die Rohstoffpreise explodiert sind. Deshalb erforschen Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover seit 2006 ein 75 000 Quadratkilometer großes Territorium im Pazifik, für das die Internationale Meeresbehörde Deutschland eine Lizenz gab.
Folgen des Abbaus vor 30 Jahren noch heute sichtbar
Diesmal sind nicht nur Geologen, sondern auch Biologen an Bord, um genau zu untersuchen, wie stark die möglichen Eingriffe eines Abbaus der Knollen sind. Noch heute sind, das haben frühere Expeditionen ergeben, Spuren des Testabbaus vor 30 Jahren zu sehen. Unterwasserbergbau, so ist zu befürchten, gefährdet die Lebewesen und Lebensräume in einer Wassertiefe von 5000 bis 7000 Meter massiv.
Mit Hilfe eines so genannten Multicorers werden die Biologen gleichzeitig acht Sedimentkerne aus dem Meeresboden stanzen und an Bord hieven. Mit einem zweiten Gerät sammeln sie die Tiere ein, die oberhalb des Meeresbodens leben. All diese Lebewesen werden identifiziert, um eine Überblick zu bekommen, welche Tiere bei einem möglichen Meeresbergbau gefährdet würden. Das moderne Schiff hat Labore an Bord, in denen die Forscher beste Bedingungen vorfinden.
Ob sich ein Abbau jemals lohnen wird, hängt auch davon ab, wie stark die Rohstoffpreise noch steigen werden. Wissenschaftler schätzen die Investitionskosten für eine Tiefseemine auf rund eine Milliarde Dollar, der Betrieb könnte 200 Millionen Dollar im Jahr kosten. Je nach Preisentwicklung und Abbaumenge könnte sich so eine Mine schon nach sechs Jahren rentieren.
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