Allianz baut für 6 Mrd. € neue Kanalisation in London
Fast 6 Mrd. € lässt sich London die Sanierung der Kanalisation kosten. Die ist den Abwassermassen schon lange nicht mehr gewachsen. Grund sind die mehr als 100 Jahre alten und beschädigten Kanäle. Jetzt baut ein Konsortium um den deutschen Versicherungskonzern Allianz einen 32 km langen Kanal entlang der Themse.
Es ist eigentlich kaum zu glauben: Das Kanalssystem der britischen Hauptstadt ist mehr als 100 Jahre alt. 1858, nach dem „Großen Gestank“, begannen die London mit dem Bau einer Kanalisation. Derzeit versorgt das System 14 Millionen Menschen im Großraum London. Ausgelegt ist es nur für die Hälfte der Menschen.
Und so ist es kein Wunder, dass die Kanalisation den Abwassermassen nicht mehr gewachsen ist. London-Touristen können die Folgen sehen und vielleicht auch riechen: Die Themse ist zu einer brackigen braunen Brühe verkommen. Durch das regelmäßige Überlaufen der alten Rohre gelangen jährlich etwa 39 Millionen Kubikmeter Abwasser in die Themse – ungeklärt. Bis die Exkremente aus dem Fluss in die Nordsee gelangen, vergehen ungefähr drei Monate.
Wenige Millimeter Regen lassen Kanalisation überlaufen
An den Lecks des Uralt-Systems tragen auch die Deutschen Schuld: Im Zuge der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg wurden die Leitungen erheblich beschädigt. Nun soll ein neues Abwassersystem dafür sorgen, dass man langfristig guten Gewissens zumindest die nackten Füße wieder in den Fluss halten kann. Daran mitverdienen wird auch der Versicherungskonzern Allianz.
Thames Tideway Tunnel soll die gigantische Röhre heißen, die über 32 km entlang der Themse verlaufen soll – der längste Tunnel, den es in England je gab. An Land gezogen hat den Riesenauftrag im Wert von knapp 6 Mrd. € die Bazalgette Tunnel Ltd., ein Konsortium, zu dem unter anderem auch die Allianz gehört.
Die Röhre soll an 34 Überlaufstellen des bereits bestehenden Systems aus viktorianischer Zeit überschüssiges Abwasser aufnehmen und zu den Kläranlagen leiten. Schon wenige Millimeter Niederschlag reichen derzeit aus, um die alten Leitungen überschwappen und Dreckwasser in die Themse fließen zu lassen. Das passiert etwa einmal wöchentlich.
Schwimmbad in der Themse ist in Planung
Bereits im kommenden Jahr soll das Projekt starten, fertig sein könnte der Kanal 2023. Dass sich manch hartgesottener Schwimmer trotz Kot und Urin in der Themse nicht davon abhalten lässt, komplett ins braune Nass einzutauchen, stört besonders die Londoner Hafenbehörde, die zusätzlich vor dem Schiffsverkehr und gefährlichen Strudeln im Fluss warnt. Um Badegästen ein weniger gefährliches Schwimmerlebnis an der frischen Luft zu ermöglichen, plant die Stadt derzeit übrigens den Bau eines Schwimmbads, das auf einer künstlichen Insel auf der Themse errichtet werden soll.
Ein Beitrag von: