Am Nordpol ist es fast 50 Grad wärmer als normal
Eine extrem seltene Wetterlage sorgt dafür, dass die Temperatur am Nordpol in den Silvestertagen über den Gefrierpunkt steigen könnte. Mitten im Winter. Das ist so, als hätten wir Ende Dezember in Deutschland eine Bruthitze von über 40 °C.
Ungewöhnlich warm war es in Deutschland in den vergangenen Wochen. Doch gegen die relative Hitzewelle, die sich am Nordpol ausbreitet, ist das gar nichts. Während die monatelange Polarnacht normalerweise dafür sorgt, dass die Temperaturen auf minus 30 bis minus 40 °C sinken, nähern sie sich derzeit sogar dem Gefrierpunkt. Oder besser gesagt: dem Schmelzpunkt, denn Meteorologen erwarten für den Jahreswechsel tatsächlich leichtes Tauwetter in der Arktis.
Das sind keine guten Nachrichten. Denn die Eisflächen in der Arktis und auf Grönland gehen schon seit Jahren zurück.
Der Grund für das jetzige Extremwetter in der Arktis ist ein Sturmtief, das außergewöhnliche Kraft entfaltet. Mit wahrscheinlich weniger als 930 Hektopascal ist der Luftdruck in diesem Areal extrem niedrig. Der Druckunterschied zur Umgebung ist so groß, dass extreme Winde entstehen.
Wind bis zu 160 km/h erwartet
Selbst der folgenschwere Hurrikan Sandy vor drei Jahren erreichte in seinem Kern kurz vor dem Auftreffen auf die US-Küste nur einen Wert von etwa 940. Und in Deutschland beispielsweise hat es solche Werte überhaupt noch nie gegeben, so lange man zurückblicken kann: Laut Deutschem Wetterdienst liegt der absolute Minusrekord bei 954,4 hPa, erreicht im November 1983 im Küstenstädtchen Emden.
Die Kraft dieses nördlichen Sturmtiefs ist also gewaltig, Windgeschwindigkeiten von etwa 160 km/h werden erwartet. Dementsprechend kann es Warmluftmassen aus Spanien und gar aus tropischen Breiten mit sich ziehen, die für die „Hitzewelle“ in der Arktis sorgen.
Folge von Klimaveränderungen?
Ob dieses Phänomen eine Folge von Klimaveränderungen sein kann, ist unklar. Auch das bekannte Klimaphänomen „El Niño“ fällt mit seinen stürmischen Winden in diesem Jahr extrem aus.
Es spielt sich zwar im Pazifik und damit einer ganz anderen Region ab, die besondere Stärke in dieser Saison könnte aber wie das aktuelle Sturmtief vor Island mit einer Störung der so genannten Jetstreams zu tun haben. Das sind schnelle Höhenwinde, die das Klima wesentlich mitbestimmen und die nach Beobachtungen von Meteorologen über der Nordhalbkugel instabil geworden sind.
Nach der Warmfront eine Kältewelle?
In jedem Fall beeinflusst das Sturmtief am Polarkreis einen grundlegenden Prozess, der jedes Jahr in der Arktis abläuft. Nachdem die Sonne Mitte September für Monate untergegangen ist, kühlt die Erdoberfläche dort drastisch ab. Starke Winde, die den Temperaturunterschied zu benachbarten Regionen ausgleichen sollen, lassen dann den so genannten Polarwirbel entstehen, in dessen Zentrum es bis zu minus 80 °C kalt wird.
Dieser Wirbel löst sich normalerweise erst nach Sonnenaufgang im Frühjahr wieder auf. Im Jahr 2014 aber begann dieser Prozess auch schon früher, wodurch kalte Luft ungehindert ausströmen konnte und in den USA eine mehrwöchige Kältewelle auslöste, wie der Deutsche Wetterdienst berichtet. Ob und wie sich der plötzliche Warmlufteinfluss in diesem Jahr auf den Polarwirbel auswirken wird, wagen die Meteorlogen noch nicht vorherzusagen.
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