China baut gigantische Regenmaschine im Hochland Tibets
So groß wie Spanien, Frankreich, Portugal und Italien zusammen ist das Gebiet, das China bald künstlich beregnen will. Zehntausende Öfen sollen Silberjodid erzeugen, um die Wolken über dem tibetischen Hochland zum Abregnen zu bringen.
Wettermachen ist für die Chinesen kein Ding: Schon vor fast zehn Jahren haben sie mehr als 1.000 Raketen in die Luft geschossen, nur um Wolken zum Abregnen zu bringen, die sonst die Staatsgäste bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking durchnässt hätten. Die dafür nötige Technik ist ja auch lange bekannt und wird sogar in Deutschland punktuell eingesetzt, um beispielsweise Weinbaugebiete vor drohendem Hagelschlag zu schützen. Silberjodid-Partikel werden in die Wolken eingebracht und lösen den Niederschlag dort aus, wo er keinen Schaden anrichten kann. Was die Chinesen aber jetzt vorhaben, sprengt alle bekannten Dimensionen.
Befeuert mit Kohle oder Holz
Man müsste schon die Staatsgebiete von Spanien, Portugal, Frankreich und Italien zusammenrechnen, um auf die Fläche im tibetischen Hochland zu kommen, die künftig künstlich beregnet werden soll. Und dafür hat die nationale Raumfahrt- und Technologiebehörde CASC, in der auch die chinesische Raumstation gebaut wird, eine ganz neue Technik für die Verteilung der Partikel entwickelt. Besser gesagt: Eine neue Anwendungsmethode, denn die Technik wirkt jedenfalls äußerlich geradezu museal.
Wie die South China Morning Post und andere Medien berichten, wollen die Wissenschaftler zehntausende Öfen in der Gebirgslandschaft verteilen – 500 davon gebe es bereits. Befeuert werden sie mit festen Brennstoffen, also vermutlich Kohlebriketts oder auch Holz. Fotos zeigen Öfen, die durchaus eine Bauernkate des 18. Jahrhundert hätten schmücken können.
Steuerung mithilfe von Satellitendaten
Für die Chinesen aber steckt dahinter ein gewaltiges Zukunftsprojekt. Denn um den chronisch trockenen Norden des Landes mit ausreichend Wasser versorgen zu können, müssen die Ressourcen im Süden besser ausgeschöpft werden. Mit dem neuen Projekt soll eine zusätzliche Wassermenge von zehn Milliarden Kubikmetern verfügbar werden. Das entspreche etwa sieben Prozent des gesamten Verbrauchs in China. Zum Vergleich: Deutschland könnte mit dieser Menge etwa 40 Prozent seines jährlichen Bedarfs decken. Ein einzelner Ofen soll einen Wolkenstreifen von fünf Kilometern Länge zum Regnen bringen können. Damit das System optimal arbeitet, werden die Wetterdaten von 30 Mini-Satelliten in Echtzeit ausgewertet.
Die Öfen stehen hoch im Gebirge auf möglichst steilen Graten, die starkem Wind ausgesetzt sind. Das ist notwendig, weil die Partikel nur durch die gebirgstypischen Aufwinde in die Wolken getragen werden können. Schließlich haben die Öfen keine Eigendynamik wie die Flugzeuge, Drohnen oder Raketen, die bislang zum Regenmachen eingesetzt wurden. Wenn der Wind nicht oder in die falsche Richtung weht – Pech. Deshalb wird die Ofen-Armada auch noch durch eine Wetter-Luftwaffe ergänzt.
Wie wartet man zehntausende Öfen im Gebirge?
Weitere Nachteile der Methode sind leicht vorstellbar. Zehntausende Öfen, die im sensiblen Ökosystem des Hochlandes permanent Kohle verbrennen, bedeuten eine erhebliche Belastung. Außerdem dürfte die Wartung im Hochgebirge enorm aufwändig sein. Die Experten der CASC entgegnen dem, dass die Öfen monatelang ohne menschlichen Eingriff arbeiten könnten. Auch habe man das Problem des höhenbedingten Sauerstoffmangels gelöst, der Verbrennungsprozesse naturgemäß beeinträchtigt – wie, das verraten sie aber nicht.
Apropos Regen: Mit künstlichem Regen, der von Hochhäusern niedergeht, will China die enorme Luftverschmutzung zumindest etwas senken.
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