Chinas Schifffahrt steigt der Umwelt zuliebe auf Erdgas um
Grauer Smoghimmel und Bürger, die mit Atemschutzmasken durch den Alltag rennen: in China ein gewohntes Bild. Die Regierung drängt Reedereien jetzt dazu, statt billigen Schweröls verflüssigtes Erdgas als Schifftreibstoff zu nutzen. Das soll bis zu 95 Prozent der giftigen Schwefeldioxid-Emissionen einsparen.
Das chinesische Verkehrsministerium drängt die Binnenschifffahrt des Landes dazu, ihre Schiffe mit verflüssigtem Erdgas – Liquid Natural Gas (LNG) – statt mit dem bisher vorherrschenden Bunkeröl oder sogar Flottenmasut – ein Treibstoff, der starke Ähnlichkeit mit Altöl aufweist – fahren zu lassen.
Davon erhofft man sich eine starke Verbesserung der Luftqualität in weiten Teilen des Landes. Längerfristig soll sogar die Hochseeflotte mit LNG betrieben werden. Welche enorme Luftbelastung der Schiffverkehr verursacht, zeigt sich auch in Hamburg: In einer Stunde Liegezeit im Hafen stoßen große Schiffe so viel Feinstaub aus wie mehrere Zehntausend Autos.
Die Umstellung auf LNG soll die Schwefeldioxid-Emissionen der Binnenschiffe in China um bis zu 95 Prozent und Kohlenstoffdioxid-Emissionen um bis zu 25 Prozent reduzieren. Bisher verbrauchen die Binnenschiffe allein auf dem Jangtse, dem längsten Strom Chinas, rund 3,36 Millionen Tonnen emissionsreicher Treibstoffe im Jahr.
Allerdings wird die Umstellung Zeit brauchen. Bis Ende 2015 sollen 2000 Binnenschiffe auf verflüssigtes Erdgas umgestellt sein. Das wären aber erst zwei Prozent der heutigen Flotte. Bis zum Jahre 2020 sollen es immerhin 10.000 Schiffe oder dann zehn Prozent der Binnenschiffsflotte sein. Die staatliche China Gas Corporation hat in Chongqing bereits mit dem Bau eines größeren Terminals zum Gastanken begonnen.
Hoher Gaspreis in Ostasien ist ein Hindernis
Die Umstellung der chinesischen Binnenflotte auf den neuen Antrieb wird aber wohl nur mit staatlichem Druck gelingen, da verflüssigtes Erdgas besonders in Ostasien sehr teuer ist. Gegenüber dem Gaspreis in den USA kostet es in China nahezu das Dreifache. Zou Liang, Chef der Jiangxi China Oil Gangran Energy Technology Corporation, geht allerdings davon aus, dass diese Preishürde schon bald fallen könne.
Das von ihm geleitete Joint Venture zwischen China Oil und der Elektronikgruppe Gangran verfügt über ein patentiertes Verfahren, mit dessen Hilfe sich Schiffsmotoren von Dieselkraftstoff auf LNG umstellen lassen. Das bringt laut Zou Liang eine Kraftstoffersparnis von 30 Prozent. Die Provinz Jiangxi tut ein Übriges: Sie subventioniert zunächst einmal die Umstellung von 700 Binnenschiffen auf Gasantrieb.
Neuer Hochseeschlepper fährt ebenfalls Erdgas
Die chinesische Regierung strebt allerdings danach, im Laufe der Zeit den gesamten Schiffsbetrieb auf verflüssigtes Erdgas umzustellen. In diesem Sinne lässt die staatliche China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) derzeit einen ersten Hochseeschlepper bauen, der mit Gas betrieben wird. Dabei bedient sich die CNOOC allerdings ausländischer Hilfe. Sie kommt von der finnischen Wärtsila und vom britischen Schiffsmotorenbauer Rolls-Royce.
Schon 2015 soll dieser Schlepper Bohrplattformen, Explorations- und Förderanlagen über die offene See zu den vorgesehenen Standorten befördern. Im Laufe der Zeit sollen weitere Schlepper mit dem gleichen Antrieb folgen. Anschließend soll die gesamte chinesische Hochseeflotte auf Gasantrieb umgestellt werden.
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