Corona im Leitungswasser – Umweltbundesamt beruhigt: „Kommen gut klar“
Die Coronakrise verunsichert viele: Ist das Wasser aus dem Wasserhahn belastet? Das Umweltbundesamt beruhigt – und hat wertvolle Tipps.
Der Feind ist unsichtbar. Wir wissen, dass das Coronavirus da ist und dass es uns gefährlich werden kann – doch sehen können wir Corona nicht. Bei vielen Menschen führt sorgt das zu Verunsicherung. Eine Frage, die sich auch unsere Leser jetzt häufig stellen: Darf ich eigentlich noch Wasser aus der Leitung trinken? Oder steckt das Coronavirus im Trinkwasser?
Martin Ittershagen vom Umweltbundesamt kann beruhigen: „Seit Jahrzehnten kommen wir mit Viren gut klar, das ist in diesem Fall nicht anders.“
Die Klärwerke seien grundsätzlich immer in der Lage, Viren aus dem Abwasser zu klären – auch das Coronavirus, so Ittershagen gegenüber INGENIEUR.de.
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Corona: Trinkwasser gehört zu den am besten überwachten Lebensmitteln
Tatsächlich gehört das Trinkwasser in Deutschland zu den am besten überwachten Lebensmitteln. Die Trinkwassergewinnung setzt sich aus mehreren Quellen zusammen:
- Grundwasser (ca. 70 %)
- Oberflächenwasser (ca. 20 %)
- Sonstige Quellen (ca. 10 %)
Das sogenannte Multibarrieren-System der Wasserversorgung beginnt bereits mit der Auswahl von gut geschützten Trinkwasserressourcen. Grundwasser etwa hat bereits eine längere Bodenpassage durchlaufen. Im Untergrund ist es damit gut gegen alle
mikrobiellen Verunreinigungen, einschließlich Viren, geschützt.
Warum die Trinkwasserhygiene so wichtig ist, hören Sie auch in unserem Podcast “Technik aufs Ohr”. Der Experte Arnd Bürschgens klärt auf:
Mehrstufige Wasseraufbereitung sorgt für Eliminierung von Keimen
Oberflächenwasser oder Wasser aus Quellen durchläuft grundsätzlich eine mehrstufige Wasseraufbereitung:
- Das Wasser wird zunächst geflockt. Das heißt, feinste suspendierte oder kolloidale (also fein verteilte) Feststoffpartikel werden zu größeren Flocken vereint. Dann können sie durch Sedimentation oder Filtration abgeschieden und entfernt werden.
- Dann wird das Wasser gefiltert, anschließend erfolgt eine Adsorption. Das heißt, Stoffe, die nicht ins Trinkwasser gehören, werden an die Oberfläche gebracht – etwa mithilfe von Aktivkohlefiltern.
- Schließlich wird das Wasser desinfiziert. Zu den Desinfektionsverfahren zur Eliminierung umhüllter Viren zählen Ozonierung, UV-Bestrahlung oder die Desinfektion mit Chlor oder Chlordioxid4.
Abwasser wird in Klärwerken zunächst mechanisch im sogenannten „Rechen“ gereinigt. Grobe Inhaltsstoffe und Verschmutzungen werden in einem Siebsystem entfernt. Ein Sandfang entfernt dann mineralische Verunreinigungen, also Sand oder Steine. Danach werden Im Vorklärbecken feinste organische Stoffe via Sedimentation entfernt.
Übertragung von Corona durch Wasser “höchst unwahrscheinlich”
Im sogenannten Belebungsbecken wird durch Belüftung ständig neuer Sauerstoff zugeführt. Der sorgt dafür, dass Bakterien und andere Mikroorganismen organische Stoffe abbauen.
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Eine Übertragung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 erfolgt nach derzeitigem
Wissensstand vor allem über den direkten Kontakt zwischen Personen oder kontaminierte
Flächen, heißt es beim Bundesumweltamt. In Deutschland werde eine wasserbedingte beziehungsweise über das Wasser verbreitete Epidemie höchst unwahrscheinlich. Trinkwasser, das unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt werde, sei sehr gut gegen alle Viren, einschließlich Coronaviren, geschützt.
Empfehlung: Wasser erst einmal laufen lassen
Unabhängig davon gelte die grundsätzliche Empfehlung: Das Wasser erst einmal einige Sekunden laufen lassen, bis kaltes Wasser aus dem Hahn kommt. So vermeide man, dass Ablagerungen und Mikroorganismen, die man lieber nicht mittrinken möchte, aus den Rohren ins Glas gelangen.
Auch der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hatte zuletzt erklärt, dass die Trinkwasserversorgung der Menschen in Deutschland auch und vor allem in der Coronakrise zuverlässig und vollumfänglich sichergestellt sei. Die Wasserversorger würden sich an grundsätzliche Vorkehrungsmaßnahmen und Krisenpläne halten, heißt es seitens des DVGW.
Die Zahl der Neuinfektionen mit Corona steigt in Deutschland derweil weiter an. Laut dem Robert Koch-Institut liegt die Zahl der an Corona Erkrankten in Deutschland derzeit bei knapp 14.000. Auswertungen der Zahlen der Landesgesundheitsminister zufolge gibt es gar schon mehr als 15.000 Corona-Fälle.
Das Virus bringt das öffentliche Leben in Deutschland und anderen Ländern zum Erliegen. Experten raten dringend dazu, Zuhause zu bleiben. In Freiburg wurde jetzt sogar eine Ausgangssperre erlassen: Menschen dürfen dort nur noch allein oder zu zweit vor die Tür.
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