Toilettenpapier in der Coronakrise 26.03.2020, 09:11 Uhr

Corona: Klopapier ist Mangelware – Umweltbundesamt hat wichtigen Appell

In Zeiten von Corona ist Toilettenpapier ein überraschend begehrter Artikel. Weil Klopapier aktuell Mangelware ist, greifen jetzt viele auf Küchenrollen und Feuchttücher zurück. Fatal, wie das Bundesumweltamt klar macht.

Toilettenpapier ist Mangelware

Toilettenpapier ist in der Coronakrise Mangelware.

Foto: panthermedia.net/IScarteblanche

Wenn das alles vorbei ist, dann wird Klopapier tief verwurzelt im kulturellen Gedächtnis sein. So absurd das klingt und so wenig man sich damit abfinden möchte: Das Thema Klopapier gehört zu den präsentesten in Zeiten von Corona.

Bei Aldi, Edeka und Co. ist Klopapier derzeit tatsächlich Mangelware, die Regale sind seit Tagen leer. Manche Menschen haben das “weiße Gold”, wie manche Zyniker jetzt sagen, zuvor in Massen gehortet. Jetzt gibt es offenbar Lieferengpässe. Bei Ebay kann man Toilettenpapier gar zu Wucherpreisen kaufen.

Hamsterkäufe haben den Absatz von Klopapier massiv erhöht. Von Februar zum März 2020 sei eine Steigerung um 700 Prozent zu verzeichnen, sagte Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Genaue Zahlen nannte er nicht.

Das Toilettenpapier nehme beim Kaufverhalten der Deutschen eine Sonderstellung ein, so der Sprecher. Wegen der Angst, man dürfe irgendwann nicht mehr das Haus verlassen, werde gebunkert. Es entstehe eine paradoxe Situation. Böttcher: „Einige wissen nicht, wohin damit. Andere haben zu wenig.“

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Corona: Toilettenpapier ist Mangelware

Wir werden wieder zu Jägern und Sammlern – von Toilettenpapier.

Derweil geht der Run auf Küchenrollen, Papiertaschentücher und feuchte Tücher los. Die meisten Supermärkte geben inzwischen auch davon nur noch eine Packung pro Person ab.

Lange Schlangen frühmorgens vor den Supermärkten und Drogerien wie hier in Düsseldorf gehören in der Coronakrise zum Normalfall. Foto: Peter Sieben

Lange Schlangen frühmorgens vor den Supermärkten und Drogerien wie hier in Düsseldorf gehören in der Coronakrise zum Normalfall.

Foto: Peter Sieben

Aber sind Küchenrollen wirklich ein passender Ersatz für Toilettenpapier?

Absolut nicht. Tatsächlich sollten wir dringend darauf verzichten, Papier von Küchenrollen oder Feuchttücher in die Toilette zu werfen – denn das schafft mitten in der Coronakrise womöglich neue Probleme, die zur Unzeit kämen.

Klopapier zerfasert schnell im Wasser

Normales Toilettenpapier ist so beschaffen, dass es im Wasser schnell zerfasert und sich auflöst. Küchenrollen und Taschentücher sind allerdings im nassen Zustand deutlich fester. „Die Produkte überstehen teilweise sogar problemlos einen Waschgang in der Waschmaschine“, so Martin Ittershagen vom Bundesumweltamt.

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Es drohen massive Verstopfungen der Leitungen. „Küchenrollen, Vliestücher oder Papiertaschentücher sind aus unserer Sicht kein geeigneter Ersatz für Toilettenpapier“, so Ittershagen.

Rohrleitungen sind nicht darauf ausgelegt

Ein Taschentuch wird dem Fallrohr in den meisten Fällen kaum Probleme bereiten, aber wenn jetzt derart viele Menschen massenweise die schwer löslichen Papierprodukte in die Toiletten werfen, kann das durchaus zu erheblichen Problemen bei der Wasserver- und Entsorgung führen: Das Rohrleitungssystem ist darauf nicht ausgelegt.

Letztlich gibt es im ersten Schritt über kurz oder lang auch ganz akute Probleme zuhause: So ein Rückstau in der Abwasserleitung ist schon im Normalfall kein echter Genuss. Gerade in älteren Häusern mit alten Rohrleitungen kommt es schneller zu Verstopfungen. In der Coronakrise dürfte es zudem schwieriger werden, kurzfristig einen Installateur aufzutreiben. Und: So ein Hausbesuch des Handwerkers vergrößert das Infektionsrisiko für alle – umso ärgerlicher, wenn die Ursache leicht hätte vermieden werden können.

Polyamid-Epichlorhydrinharzen kaum biologisch abbaubar

Sprich: Taschentücher, Küchenrolle, Vliestücher dürfen nicht in die Toilette geworfen werden. Auch aus einem weiteren Grund: Bei der Herstellung von Küchenrollen und Taschentüchern werden sogenannte Nassfestmittel genutzt. Diese bestehen zum Teil aus Polyamid-Epichlorhydrinharzen, die nur schwer biologisch abbaubar sind. Ins Abwassersystem sollten diese nach Möglichkeit nicht gelangen, wenn es vermeidbar ist.

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“Manche Feuchttücher bestehen sogar aus synthetischen Fasern oder Textilfasern”, erklärt Martin Ittershagen. Diese Stoffe lösen sich überhaupt nicht im Wasser auf – und führen noch schneller zu Verstopfungen der Leitungen..

Abfallentsorgung über die Toilette verboten

“Die Abfallentsorgung über die Toilette ist in Deutschland rechtlich verboten“, so Ittershagen. Tatsächlich ist es so, dass Toilettenpapier von den meisten Abwasserentsorgern nur geduldet werde. Denn erstens trage die Verwendung zur Hygiene bei, zweitens gebe es damit in aller Regel bei normaler Verwendung keine Probleme.

Auch Essensreste dürfen auf keinen Fall in die Toilette: Die darin enthaltenen Fette können sich binden und zu massiven Verstopfungen führen.

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Ein Beitrag von:

  • Peter Sieben

    Peter Sieben schreibt über Forschung, Politik und Karrierethemen. Nach einem Volontariat bei der Funke Mediengruppe war er mehrere Jahre als Redakteur und Politik-Reporter in verschiedenen Ressorts von Tageszeitungen und Online-Medien unterwegs.

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