Der Müllsammler nimmt im Pazifik wieder seine Arbeit auf
Das erste Sammelsystem für Plastikmüll im Meer ist 2018 gestartet: Das niederländische Start-up The Ocean Cleanup hat dafür einen 600 Meter langen Sammler von San Francisco aus ins offene Meer geschickt. Aus diesen Testphasen hat das Start-up gelernt und ein verbessertes System entwickelt.
Plastik im Meer ist eine Bedrohung für die Umwelt. 80 % des Plastikmülls kommt, so Greenpeace, vom Land. Er gelangt über Flüsse, Hochwasser oder den Wind in die Weltmeere. Um gefährlichen Plastikmüll wieder aus den Meeren zu fischen, hat The Ocean Cleanup eine müllsammelnde Schwimmnudel entwickelt. Letztes Jahr wurde das System aus der Bucht von San Francisco unter der Golden Gate Bridge ins offene Meer gezogen. Ziel war der Great Pacific Garbage Patch, der größte Müllteppich der Welt. Das 600 Meter lange Röhrensystem wurde von einem Frachtschiff gezogen. Unter den Rohren hing ein 3 Meter tiefer Vorhang, der das Mikroplastik auffangen sollte.
Nach den ersten Testphasen hat das niederländische Unternehmen das Erstsystem „Wilson“ verbessert. Das optimierte System läuft unter dem Namen „001/B“. Das Konstrukt und die Funktionsweise sind gleich geblieben. Hinzugekommen ist allerdings eine Art Fallschirm mit Anker, der an dem System befestigt wird.
Neue Fallschirmkonstruktion steuert die Geschwindigkeit
Die Auffangnetze unter den Rohren am Schiff sind als ein U geformt. Das U soll sich möglichst langsam und gleichmäßig durch das Wasser bewegen. Der Fallschirm sorgt dafür, dass die Geschwindigkeit eingehalten wird. Bei den ersten Tests fiel das bewegliche U als Herausforderung auf. Vor allem bei schlechtem Wetter war das Konstrukt oftmals schneller als der Müllteppich auf der Meeresoberfläche. Die Folge: Der eingesammelte Müll wurde wieder zurück ins Meer getrieben.
Der Vorhang kann bis in eine Tiefe von 3 Metern Plastik einfangen. Fische können darunter wegtauchen. Somit werden sie nicht gefährdet. Sensoren und Kameras überwachen die Sammelaktion und informieren die Unternehmenszentrale in Delft, wenn die Anlage geleert werden muss. Energie wird nur von den Schiffen verbraucht, die den Sammler entsorgen. Ansonsten sind es Wellen und Wind, die für den Antrieb sorgen.
Nach Berechnungen von The Ocean Cleanup könnte die Konstruktion binnen eines Monats rund 5 Tonnen Plastiktüten, Flaschen, Becher und anderen Plastikmüll einsammeln. Das ist nicht viel angesichts den Mengen, die in den Ozeanen treiben. 250 Millionen Tonnen sollen es schon sein. Bis zu 30 Millionen Tonnen kommen Jahr für Jahr hinzu, schätzt das Umweltbundesamt.
Niederlande: Erster Prototyp wurde 2016 vorgestellt
Der 24 jährige Entwickler Boyan Slat und seine Mitarbeiter hatten 2016 den ersten Prototypen vorgestellt und im Meer vor der niederländischen Küste getestet. Das Gebilde bewegte sich auf Grund von Wellen und Wind. Da die Strömung langsamer war als der Müllsammler, überholte er diesen gewissermaßen und fing ihn ein. Die an der Wasseroberfläche schwimmenden Plastikteile blieben in dem Röhrensystem hängen.
Neues Design für Ocean Cleanup
Das neue System 001/B hat auch ein neues Design bekommen. Die zweite Version des Ocean Cleanup stellt weiterhin ein U dar mit Unterwassernetz. Das Fangnetz befindet sich jedoch an einer Trennleine, die vor dem U installiert ist. Vorstellen kann man sich das, wie eine rot-weiße Trennlinie im Schwimmbad. Diverse Schwimmerelemente sind auf einer Leine aufgereiht. Die dadurch entstehenden Zwischenräume fangen den Plastikmüll hauptsächlich auf. The Ocean Cleanup spricht hier selbst von der „Twilight Zone“.
Kollisionen mit Schiffen sind praktisch ausgeschlossen
In dem Gebiet, in dem der Sammler treibt, gibt es kaum Schiffsverkehr. Im Durchschnitt seien es 5 Fahrzeuge auf einer Fläche viermal so groß wie Deutschland. Damit es keine Zusammenstöße gibt, ist der Müllsammler mit Positionslichtern, Reflektoren für Radarstrahlen, blinkenden Warnlichtern, einem Automatic Identification System, mit dem Schiffe auf hoher See Positionsdaten austauschen, und anderen Systemen ausgestattet. Lampen und Elektronik werden von Solarmodulen mit Strom versorgt. Bei bedecktem Himmel und in der Nacht springen Batterien ein.
Das Röhrensystem ist für Jahrhundertstürme ausgelegt. Da es mit den Wellen treibt und sehr flexibel ist, setzt es einem Sturm nichts entgegen, sondern fügt sich den Kräften, die einwirken. Geplant sind weitere Systeme, die bis zu zwei Kilometer lang sein sollen. Interne Berechnungen ergaben, dass 60 Anlagen nötig sind, um bis 2040 rund 90 % des Plastikmülls aus den Meeren zu holen.
Aachener Verein plant gigantischen Plastikfänger
Boyan Slat, der mittlerweile fast 30 Millionen Euro für sein Projekt eingesammelt hat, besitzt inzwischen einen großen Vorsprung etwa vor dem Aachener Verein Pacific Garbage Screening. Dieser plant einen gigantischen Fächer, der Plastik aller Art einfängt, auch Kleinstpartikel. Das Meerwasser strömt durch die 400 Meter langen Fangarme, die 30 Meter in die Tiefe reichen.
Auf dem Weg hindurch reduziert sich die Geschwindigkeit, sodass die Kunststoffteile an die Oberfläche gelangen und abgeschöpft werden können. Noch an Bord soll der Müll aufbereitet werden, etwa zu Treibstoff. Bisher ist alles jedoch noch nicht mehr als eine Simulation. Die Universität in Aachen wird aber nicht müde, Förderanträge bei der EU zu stellen und Partner zu gewinnen.
An seinem Ziel hält das Team von The Ocean Cleanup ebenfalls weiter fest: In den nächsten 5 Jahren sollen 50 % des Mülls im Great Pacific Garbage Patch zwischen Kalifornien und Hawaii aufgesammelt werden.
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