Der Plastikmüll hat die Arktis erreicht
Es ist eine wirklich traurige Nachricht, die uns aus der Arktis erreicht: Selbst rund um den Nordpol haben deutsche Forscher Plastikmüll gefunden. Große Müllteile haben die Forscher bei einer Fahrt durch die Framstraße mit bloßem Auge gefunden.
Es ist eine der ersten Müllzählungen nördlich des Polarkreises, die Forscher des Alfred-Wegener-Instituts Bremerhaven und des belgischen Laboratory for Polar Ecology durchgeführt haben. 31 Müllteile entdeckten die Wissenschaftler auf ihrer Fahrt durch die Framstraße – das Meeresgebiet zwischen Grönland und Spitzbergen.
Das mag nach wenig klingen: Bei genauerer Überlegung aber muss überraschen, dass Reste von Flaschen, Tüten und sonstigem menschgemachten Unrat überhaupt dort hingelangen und auf der Wasseroberfläche treiben kann.
„Da wir die Zählungen von der Schiffsbrücke aus, also 18 Meter über der Meeresoberfläche, beziehungsweise von Bord eines Hubschraubers gemacht haben, haben wir natürlich in erster Linie großes Treibgut erfasst. Unsere Zahlen sind deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach eine Untertreibung des tatsächlichen Müllbestandes“, erklärt Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut.
Damit hebt die Biologin vor allem auf die Tatsache ab, dass sich Plastikabfälle nach einer Weile im Meer in Millimeter große Teilchen zersetzen – das sogenannte Mikroplastik.
Mülldichte in der arktischen Tiefsee deutlich höher
Auch in der Arktis wird der Müll in erster Linie Seevögeln zum Verhängnis, die die treibenden Plastikteile für Beute halten. Aber auch in den Mägen von Grönlandhaien wurden bereits Kunststoffreste gefunden. Zudem wird der Müll für die Tiere keineswegs erst dann zur Gefahr, wenn er verspeist wird. Immer wieder strangulieren sich Vögel an sogenannten Six-Pack-Ringen, jene Plastik-Schnüren also, die Getränkepackungen in Dosen zusammenhalten. Diese Sechserträger aus Polyethylen wurden hierzulande aus Umweltschutzgründen weitgehend durch Verpackungen aus Pappe ersetzt.
Bereits in einer früheren Studie hatte die Biologin Bergmann mithilfe von Fotoaufnahmen den Meeresboden der Framstraße nach Plastik- und Glasresten durchsucht. Demnach findet sich dort zehn- bis hundertmal mehr Müll als an der Oberfläche. „In der Arktis finden wir in der Tiefsee durchschnittlich 2,2 bis 18,4 Müllteile pro Kilometer Fahrtstrecke. Für uns ist das ein Indiz dafür, dass der Müll letztlich auf den Meeresboden sinkt und sich in der Tiefsee wie in einem Endlager sammelt“, erläutert Bergmann.
Projekte zum Einsammeln von Plastikmüll
An Möglichkeiten, um die Gefahrenquelle Plastik im Meer zu reduzieren, wird bereits gearbeitet; darunter auch das Konzept des ökologisch abbaubaren Kunststoffs für die Lebensmittelindustrie. Große mediale Aufmerksamkeit erhält zudem der junge Boyan Slat. Sein nicht unumstrittener Plan: Im Projekt „The Ocean Cleanup“ möchte der Niederländer den Plastikmüll in den Weltmeeren mit riesigen schwimmenden Barrieren einfangen.
Die 31 Müllteile, die an der arktischen Meeresoberfläche ausgemacht wurden, und die unzähligen weiteren in der Tiefsee könnten aus einem neuen Müllstrudel stammen, der sich Computermodellen zufolge seit einigen Jahren in der Barentssee nördlich von Norwegen und Russland bildet. Diese Strudel entstehen, wenn viele der im Wasser treibenden Plastikteile von großen kreisenden Meeresströmungen erfasst werden und sich im Zentrum dieser Wirbel konzentrieren.
Bislang sind fünf solcher Müllwirbel bekannt. Diese auch als Garbage Patches bezeichneten Wirbel sind im Pazifik, im Atlantik und auch im Indischen Ozean zu finden. Der größte darunter ist der sogenannte Nordpazifikwirbel, der vom Äquator bis zum 50. Breitengrad reicht.
Wenn Sie weitere Informationen zum Müll im Meer suchen: Das Alfred-Wegener-Institut hat alle Informationen dazu auf seiner Webseite gesammelt und gebündelt.
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