Deutscher Kleinsatellit liefert die besten Bilder
Die Daten, die der Kleinsatellit TET sammelt, nutzt ein Münchner Biologe, um die Auswirkungen der verheerenden Brände im Inselstaat Indonesien auf das Weltklima zu ermitteln. Anders als amerikanische Kameras blickt das deutsche Instrument durch die Wolken und zeichnet ein klares Bild vom Geschehen auf der Erde. Selbst die Anfänge eines Feuers bleiben TET nicht verborgen.
Der Satellit TET (Technologie-Erprobungs-Träger) sollte eigentlich nur das tun, was sich in seinem Namen verbirgt: deutsche Technologien erproben, um die Marktchancen der Industrie zu verbessern. Unter anderem ist eine Wärmebildkamera an Bord, an deren Entwicklung das Institut für Optische Sensorsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR beteiligt war.
Diese Kamera ist jetzt ein Hoffnungsträger für Indonesien, das unter Torf-, Busch- und Waldbränden nie gekannten Ausmaßes leidet. Denn kein Satellit hat ein ähnliches Instrument an Bord. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es durch den dicken Rauch hindurchschauen und die Bewegung der Brände ermitteln kann. Mehr noch: Es misst die Temperatur, die niedriger ist, wenn Torf brennt, und höher, wenn es Bäume und Büsche sind.
Brandrodung für neue Palmölplantagen
„Durch die hohe Empfindlichkeit und bessere räumliche Auflösung der Kamera auf TET können wir sehr kleine Brände auch trotz Rauch erfassen und vermessen“, sagt Eckehard Lorenz vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme. Damit ist es möglich, schon die Anfänge eines Großfeuers zu dokumentieren. Es beginnt in den meisten Fällen mit Brandstiftung. Ziel ist es, Flächen zum Anlegen von Palmölplantagen zu schaffen. Das Pflanzenöl, das diese produzieren, ist auf dem Weltmarkt gefragt. Es wird unter anderem genutzt, um Biodiesel herzustellen, der in Deutschland mineralischem Treibstoff beigemischt wird.
Die Folgen der Brände sind dramatisch. Der Pollutant Standards Index, der angibt, wie stark die Luftverschmutzung ist, erreichte in der Provinz Kalimantan auf Borneo einen Wert von 1800 – bereits ab 300 gilt die Luftverschmutzung als ernsthaft gesundheitsgefährdend. Schadstoffe breiten sich in ganz Südostasien aus.
Bei starkem Rauch sind US-Kameras fast blind
Die Wärmbildkameras an Bord der Satelliten Aqua und Terra der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa detektieren zwar auch Brände auf der Erde. Bei starker Rauchentwicklung wie in Indonesien sind sie jedoch nahezu blind. Der Kleinsatellit TET deckt zwar eine weit kleinere Fläche ab als seine großen Brüder. Das Kontrollzentrum kann das allerdings in gewissem Maße durch eine flexible Steuerung des Satelliten ausgleichen.
Florian Siegert, Biologe am GeoBio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität in München, nutzt die Daten, um die Auswirkungen der Brände auf die globalen Klimaänderungen zu ermitteln. Zudem helfen seine Analysen von Zeitreihen, die Ursprünge der Brände, die räumlichen Muster der Verbreitung und die Geschwindigkeit der Feuerfronten zu identifizieren. Das ist wichtig für die effektive Bekämpfung. „Indonesien wird für die nächsten Wochen bis zum Abklingen der Brände definitiv ein Einsatzschwerpunkt für TET sein, ohne dabei andere bedrohte Gebiete wie Australien oder Südamerika aus dem Auge zu verlieren“, sagt Lorenz.
Künftig wird die Beobachtung von Bränden auf der Erde noch effektiver. Im April 2016 schickt das DLR den Satelliten Biros (Berlin Infrared Optical System) ins All. Er wird im Verbund mit TET arbeiten. Beide sind Teile der Mission FireBird. Informationen von bereits aktiven oder gerade entstehenden Brandherden soll Biros direkt auf Mobilfunkgeräte übertragen. Da er eine Steuerung besitzt lässt er sich gezielt zu Verdachtsflächen lenken.
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