Die Welt hat 3 Billionen Bäume – achtmal mehr als bisher angenommen
Auf der Erde wachsen weltweit rund drei Billionen Bäume – das ist achtmal so viel wie bisher angenommen. Die schlechte Nachricht: Der Baumbestand sinkt jährlich um zehn Milliarden Exemplare. Seitdem der Mensch die Erde bevölkert, hat sich die Zahl der Bäume fast halbiert.
Eine gründliche Zählung des globalen Baumbestandes ist keine einfache Angelegenheit. Bisher hatte man sich ausschließlich auf Satellitenbilder verlassen und war damit auf eine Zahl von etwa 400 Milliarden Bäumen gekommen. Diese Größenordnung ist nun durch eine amerikanische Studie gründlich revidiert worden.
Forscher der Yale University sind sehr viel detaillierter vorgegangen und zum Ergebnis gekommen, dass knapp über drei Billiarden Bäume auf der Erde wachsen. Eine gute Nachricht ist das aber nur bedingt, denn die Wissenschaftler schätzen auch, dass seit Beginn der menschlichen Zivilisation der Baumbestand um 46 Prozent zurückgegangen ist.
Über 400.000 erdbasierte Daten verarbeitet
Für ihre Studie, deren Ergebnisse jetzt im Magazin Nature veröffentlicht wurden, haben sich die Wissenschaftler nicht nur auf Satellitenbilder verlassen, sondern auch auf Bestandsaufnahmen von Wäldern rund um den Globus zurückgegriffen. Besonders leistungsfähige Computer waren außerdem notwendig, um die zusammengetragenen Daten zu analysieren.
Knapp 430.000 erdbasierte Daten anderer Universitäten, Institutionen und wissenschaftlichen Studien aus über 50 Ländern wurden verarbeitet. Dazu gehörten nicht nur konkrete Baumzählungen, sondern auch Angaben über Klima, Topografie, Vegetation, Bodenbeschaffenheit und menschliche Einflüsse. „Jetzt haben wir ein detaillierteres Verständnis von dem, was unter dem Blätterdach vor sich geht“, sagt Studienleiter Thomas Crowther von der Abteilung für Forst- und Umweltwissenschaft in Yale.
Netto-Verlust von 10 Milliarden Bäumen jährlich
Die höchste Baumdichte fanden die Forscher in den Nadelwäldern der sub-arktischen Regionen von Russland, Skandinavien und Nordamerika. Die flächenmäßig größten Waldbestände befinden sich aber in den Tropen, in denen etwa 43 Prozent der weltweiten Bäume wachsen. Den größten Einfluss auf den Baumbestand habe eindeutig der Mensch, sagt Thomas Crowther. Die Baumdichte nehme ab, je stärker die Bevölkerung wachse.
Ziel des WWF: Bis 2020 keinen Netto-Baumverlust
Vor allem Abholzung und veränderte Landnutzung seien für den Verlust von über 15 Milliarden Bäumen jährlich verantwortlich. Beziehe man die natürlich nachwachsenden Bäume und die Wiederaufforstung in die Schätzungen ein, bliebe immer noch ein Netto-Verlust von etwa zehn Milliarden Bäumen. „So haben wir die Zahl der Bäume auf unserem Planeten fast halbiert“, sagt Crowther, der die Studie auch als Anregung sehen will „gesunde Wälder weltweit“ wiederherzustellen.
Region | Erwartete Waldverluste in Millionen Hektar bis 2030 |
Amazonas | 23-48 |
Mekong | 15-30 |
Borneo | 22 |
Cerrada | 15 |
Kongo-Becken | 12 |
Ostafrika | 12 |
Atlantischer Regenwald/Gran Chaco | 10 |
Neu Guinea | 7 |
Sumatra | 5 |
Australien | 3-6 |
Chocó-Darién | 3 |
SUMME | 127-170 ha |
Quelle: Living Forest Report/WWF
Das sieht der WWF (World Wide Fund for Nature) in seinem kürzlich vorgelegten „Living Forest Report“ genauso. Bis zu 170 Millionen ha Wald könnten bis 2030 zerstört werden, befürchtet die Umweltschutzorganisation. Als Ziel gibt der WWF aus, dass es bis 2020 keinen Netto-Verlust des Baumbestandes mehr geben soll. Im Wald-Report hat der WWF insgesamt elf Gebiete weltweit identifiziert, die zusammengenommen für über 80 Prozent des globalen Waldverlustes verantwortlich seien.
„Waldzerstörungsfront“ im Amazonas-Gebiet am größten
Zu dieser „Waldzerstörungsfront“ gehören in Südamerika das Amazonas-Gebiet und die Savannen in Brasilien, in Afrika das Kongo-Becken und die Küstenregion im Südosten des Kontinents. Außerdem zählen Sumatra, Borneo, Neu-Guinea sowie in China das Mekong-Gebiet und der Osten Australiens dazu.
Die größten Waldverluste projektiert der WWF bis 2030 im Amazonas-Gebiet mit bis zu 48 Millionen ha. Im Mekong-Gebiet könnten bis zu 30 Millionen ha verloren gehen und in Borneo 22 Millionen ha. Die wichtigsten Ursachen der Waldzerstörung sieht der WWF in der Landwirtschaft, einer nicht nachhaltigen Abholzung, Infrastruktur-Projekten sowie Waldbränden, die in Anzahl und Intensität gestiegen seien.
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