Latschen für den Kompost 13.10.2017, 13:16 Uhr

Diese Flip-Flops sind aus Algen und nicht aus Erdöl

Diese Badelatsche mit dem Dreizack-Emblem in der Sohle sieht zwar aus wie ein modischer Flip-Flop, hat es aber in sich. Die weiche Sohle wird nicht auf der Basis von Erdöl, sondern aus Öl von Algen hergestellt und ist biologisch abbaubar. Die kalifornischen Erfinder des Triton Flip-Flops wollen damit eine Revolution starten.

Diese Flip-Flops sind absolut umweltfreundlich und können später sogar auf dem Kompost landen: Hergestellt sind die Schlappen aus dem Öl von Algen.

Diese Flip-Flops sind absolut umweltfreundlich und können später sogar auf dem Kompost landen: Hergestellt sind die Schlappen aus dem Öl von Algen.

Foto: Erik Jepsen/UC San Diego Publications

Kleinvieh macht auch Mist, sagt man so schön. Der Flip-Flop, der einfachste und wahrscheinlich weltweit beliebteste aller Schuhe, gehört so gesehen auch zum Kleinvieh. Jährlich werden rund drei Milliarden dieser Latschen hergestellt, wovon die meisten irgendwann auf Deponien, in Flüssen und in den Meeren landen. Das Polyurethan, aus dem sie hergestellt werden, wird in der Regel aus Erdöl gewonnen und ist biologisch nicht abbaubar. Eine Lösung für dieses Latschen-Problem könnte aus Kalifornien kommen.

Angefangen hat alles mit dem Bau eines Surfbretts

Dort haben Wissenschaftler und Studenten einen Weichschaum aus Algenöl entwickelt. Das neue Biopolymer setzt nicht nur auf erneuerbare Ressourcen, sondern kann nach dem Tragen als Flip-Flop auf dem Kompost landen und dort von Mikroorganismen zersetzt werden.

Normalerweise werden die Sohlen von Flip-Flops aus Polyurethan auf Erdölbasis hergestellt. Den Forschern aus Kalifornien ist es gelungen, einen Weichschaum aus Algenöl herzustellen.

Normalerweise werden die Sohlen von Flip-Flops aus Polyurethan auf Erdölbasis hergestellt. Den Forschern aus Kalifornien ist es gelungen, einen Weichschaum aus Algenöl herzustellen.

Quelle: Erik Jepsen/UC San Diego Publications

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Stephen Mayfield ist Professor für Biologie an der University of California in San Diego und hat mit seinem Kollegen Skip Pomeroy, Professor für Chemie und Biochemie, sowie einem Team aus Studenten den neuen weichen Schaumstoff entwickelt.

Angefangen hat eigentlich aber alles mit dem Bau eines Surfbretts – eine naheliegende Wahl in Kalifornien. Zusammen mit einem Surfboard-Hersteller entwickelten die Forscher einen Polyurethan-Hartschaum aus Öl auf Algenbasis. „Das Algen-Surfboard war unser erstes Produkt. Aber wenn man sich einmal die Zahlen vor Augen hält, dann sind Flip-Flops aus Algen eigentlich viel wichtiger“, sagt Professor Mayfield.

Prof. Stephen Mayfield ist Biologe an der University of California in San Diego und hat das Verfahren entwickelt.

Prof. Stephen Mayfield ist Biologe an der University of California in San Diego und hat das Verfahren entwickelt.

Quelle: Erik Jepsen/UC San Diego Publications

Pro Jahr werden jährlich etwa 500.000 Surfboards hergestellt, die Produktion von Flip-Flops liegt bei rund drei Milliarden Stück. „Je nach chemischer Zusammensetzung kann man aus Algenöl entweder Weich- oder Hartschaum herstellen“, sagt Mayfield. „Man könnte also auch Turnschuhe, Autositze oder sogar Autoreifen entwickeln.“

Ein Zuschuss der Uni gab Anstoß für Produktentwicklung

Die Idee mit den Badelatschen aus Algenöl nahm dann richtig Fahrt auf, als dem Forscherteam der Universität ein Zuschuss von 50.000 Dollar gewährt wurde. Das Geld kam von der neu gegründeten Abteilung für Innovation und Kommerzialisierung der Universität, die die kommerzielle Entwicklung von Erfindungen, die auf dem Campus gemacht wurden, unterstützen soll. Für Mayfield und sein Team ein höchst willkommener Zuschuss, denn so konnten sie mit ihren Erkenntnissen raus aus dem Labor und rein in die konkrete Produktentwicklung.

Die Sohlen auf Basis von Algenöl gibt es in allen Farben.

Die Sohlen auf Basis von Algenöl gibt es in allen Farben.

Quelle: Erik Jepsen/UC San Diego Publications

Das Start-up Algenesis Materials wurde gegründet, mit Angestellten, die sich vor allem aus der Studentenschaft rekrutieren. „Wir nennen das Projekt-orientiertes Lernen“, sagt Skip Pomeroy. „Chemie im Klassenzimmer zu unterrichten, ist manchmal so wie Fußball an der Tafel zu lehren. Im Labor sind die Studenten viel engagierter, zumal wenn sie ein konkretes Problem lösen wollen. Außerdem bekommen sie im Unternehmen die nötige Praxiserfahrung.“

Alles aus Erdöl kann man auch aus Algen machen

Das erste Produkt der jungen Firma ist nun also der Triton Flip-Flop. Hiermit wollen sie Erfahrungen im Herstellungsprozess sammeln und die chemischen Prozesse feinjustieren. „Erdöl kommt von Algen, die in den frühen Ozeanen vor hunderten von Millionen Jahren gelebt haben“, sagt Mayfield. „Das wissen viele Leute nicht. Aber es bedeutet, dass wir eigentlich alles, was man aus Erdöl herstellen kann, genauso gut aus Algen machen kann.“

Drei Milliarden Flip-Flops werden pro Jahr weltweit hergestellt.

Drei Milliarden Flip-Flops werden pro Jahr weltweit hergestellt.

Quelle: Erik Jepsen/UC San Diego Publications

Das bedeutet Nachhaltigkeit, da die Ressourcen erneuerbar sind. Es bedeutet auch, dass das so hergestellte Polyurethan biologisch abbaubar ist, denn die Kohlenstoffverbindungen können von Mikroorganismen zersetzt werden. „Die Idee ist, dass man die Flip-Flops auf den Kompost werfen kann“, sagt Mayfield.

Das algenbasierte Surfbrett, das die kalifornischen Wissenschaftler vor zwei Jahren gebaut haben, wird inzwischen sogar von professionellen Surfern genutzt.

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Ähnlich soll es auch, mit Unterstützung einer Schuhfabrik in Mexiko, für den Flip-Flop weitergehen. Im nächsten Schritt sollen einige Tausend Algen-Latschen testweise hergestellt werden. „Es dauert noch etwas, bis es den Triton Flip-Flop im Laden zu kaufen gibt“, sagt Mayfield. „Unser Plan ist, dass das aber schon nächstes Jahr möglich sein soll.“ Ob der anvisierte Preis von drei Dollar das Paar zu halten ist, wird sich zeigen.

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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