Diese Röhre mit Solarzellen liefert Trinkwasser
Kanadische Ingenieure wollen die dürregeplagten Südkalifornier mit Wasser versorgen, und das günstig und umweltfreundlich. Möglich macht das „The Pipe“, eine riesige, auf dem Meer schwimmende Röhre mit ganz besonderen Eigenschaften.
Eigentlich sind die Khalili Engineers eher fürs Entsaften als fürs Entsalzen zuständig. Sie bauen Anlagen zur Herstellung von Zitronen- und Orangensaft oder von Olivenöl. Für den Wettbewerb „Land Art Generator Initiative“ (LAGI) haben sie sich nun aber eine Röhre ausgedacht, die in Küstennähe auf dem Meer schwimmt und die ihren selbsterzeugten Strom gleich zur Entsalzung von Meerwasser nutzt.
Der 2008 von Privatleuten ins Leben gerufene Wettbewerb will alle zwei Jahre neu beweisen, dass eine ökologische Energiegewinnung ohne massive Verschandelung der Landschaft möglich ist. Der Anblick ganzer Wälder von Windrädern oder gigantischer Flächen mit Solarpanelen hemmt eben die Akzeptanz der regenerativen Energieformen. Deshalb würdigt LAGI nur Beiträge, die sowohl ökologisch als auch ästhetisch überzeugen.
Wasserröhre ist für Besucher begehbar
Für den Beitrag der Kanadier darf das wohl gelten: Eine silbrig glänzende Seeschlange mit hunderten Solarpanels schwimmt auf dem Meer, teils transparent und sogar für Besucher begehbar. Im Vergleich zu typischen Industrieanlagen jedenfalls fügt sich „The Pipe“ relativ harmonisch ins Bild.
Die Solarzellen sollen so viel Strom erzeugen, dass pro Jahr 4,5 Milliarden Liter Wasser entsalzt werden können. Und das soll auch gleich in der Röhre geschehen, mittels elektromagnetischer Filtration. Während konventionelle Entsalzungsverfahren wie die umgekehrte Osmose sehr viel Strom und teure Gerätschaften erforderten, sei die neue Methode einfach und preiswert.
Und das geht so, erklären die Ingenieure: Seewasser bestehe zu 97 % aus reinem Wasser, nur drei % seien darin gelöste Feststoffe wie eben Salz. Und diese 3 % würden im Wasser ionisiert und könnten deshalb vollständig elektromagnetisch kontrolliert werden. Mithilfe eines isolierten elektromagnetischen Feldes würden also Salz und Verunreinigungen gleichermaßen vom Wasser getrennt.
Am Ende stünden zwei Produkte: „Reines Trinkwasser, das direkt in die städtische Wasserversorgung eingeleitet werden kann, und klares Wasser mit einem Salzgehalt von zwölf Prozent.“ Letzteres könne dann für ein heilsames Thermalbad innerhalb der Röhre verwendet werden, bevor es wieder ins Meer geleitet würde.
Funktioniert die Technik wirklich?
Ob das technisch wirklich so funktionieren kann, bleibt zu beweisen. Elektromagnetische Filtermethoden jedenfalls werden bislang angewandt, um etwa eisenhaltige Substanzen aus Flüssigkeiten zu lösen – naheliegend. Die Anwendung bei der Entsalzung scheint allerdings noch in einem Forschungsstadium zu sein.
Gedacht ist „The Pipe“ für den Einsatz vor der kalifornischen Stadt Santa Monica. Die Menschen würden sich eine solch umweltfreundliche, günstige und jedenfalls nicht potthässliche Lösung für die Wasserversorgung sicher wünschen. Denn hier hat es seit fünf Jahren praktisch nicht geregnet. Weite Teil Südkaliforniens sind von einer Dauerdürre betroffen, die zu drastischen Sparmaßnahmen zwingt und doch weite Flächen verdorren lässt.
Eine ganz andere Idee, um Meerwasser zu entsalzen, hatte Alexandru Predonu. Der Designer aus Bukarest hat hat sich mit der Idee für ein rotierendes Riesenrad am Wettbewerb beteiligt, das Meerwasser in Süßwasser verwandelt. Wie das gehen soll, lesen Sie hier.
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