Bauen nach Lego 16.11.2016, 13:58 Uhr

Dieses Haus besteht aus Lego-Steinen aus Wüstensand

Steine aus Wüstensand mit Noppen wie bei Lego: Mit dieser Idee wollen zwei Ingenieure aus Thüringen  im großen Stil Häuser in Namibia bauen. Bis 2030 sollen 40.000 Häuser aus dem Polymerbeton für die ärmsten Einwohner des Landes hochgezogen werden.

Dieses Haus ist aus Steinen gebaut, die Lego-Steinen ähneln. Eine weitere Besonderheit: Die Steine wurden zu 90 % aus Wüstensand hergestellt, der eigentlich für Baumaterial ungeeignet ist.

Dieses Haus ist aus Steinen gebaut, die Lego-Steinen ähneln. Eine weitere Besonderheit: Die Steine wurden zu 90 % aus Wüstensand hergestellt, der eigentlich für Baumaterial ungeeignet ist.

Foto: Polycare

Wohl jeder spätere Ingenieur kann auf eine frühe Karriere als Lego-Baumeister zurückblicken. Kühne Bauten erhoben sich da in die Welt. Und mit genau diesem Lego-Prinzip wollen Gerhard Dust und Gunther Plötner nun unschlagbar billig Häuser aus Wüstensand in Katastrophengebieten und Armenvierteln bauen. Wüstensand gilt eigentlich als untaugliches Baumaterial, zu rein und rundgeschliffen sind die Körner.

Doch die beiden Thüringer haben eine Lösung gefunden, um den im Übermaß vorhandenen Wüstensand Namibias und anderswo doch als Baustoff nutzen zu können. „Wir sind der Meinung, dass man nach Katastrophen oder in Slums alles viel besser machen kann als bisher“, sagt Dust. Und dafür haben die beiden Entwickler nun das Unternehmen Polycare Research Technology mit Sitz in Gehlberg gegründet, ein kleines Dorf im Ilm-Kreis im Thüringer Wald.

Die Steine aus Polymerbeton gleichen Lego-Steinen und werden auch genauso zusammen gesetzt.

Die Steine aus Polymerbeton gleichen Lego-Steinen und werden auch genauso zusammen gesetzt.

Quelle: Polycare

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Naturwissenschaftler/in oder Ingenieur/in als Experte für Immissionsschutz (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in / Umweltwissenschaftler/in im Bereich Energie und Emissionshandel (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler (m/w/d) Technischer Vertrieb naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden), Schallstadt, Donaueschingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Bruno Bock Group-Firmenlogo
Project Manager (m/w/d) Energy Management Bruno Bock Group
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums (m/w/d) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsselodrf Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Elektrotechnik/Energietechnik für die Niederspannung bzw. Hochspannung Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Strategische Netzplanung (m/w/d) für Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 

Polymerbeton aus Wüstensand

Polymerbeton ist ein bewährter Baustoff, den die beiden Tüftler benutzen. Gemeinsam mit der Professur Bauchemie und Polymere der Weimarer Bauhaus-Universität ist ihnen aber gelungen, aus Wüstensand brauchbare Bauelemente aus Polymerbeton herzustellen, obwohl Wüstensand eigentlich ungeeignet ist.

Doch der Maschinenbauingenieur Gunther Plötner kniete sich rein in die Chemie der verschiedenen Kunstharze. Er schaffte es, aus dem untauglichen Baumaterial aus der Wüste einen tragfähigen Stein zu gießen. In der Halle in Gehlberg steht heute eine einzige große Maschine. Schläuche an deren Rückseite saugen Wüstensand und Kunstharz ein, an der Vorderseite quillt die daraus entstehende Masse heraus.

Der Polymerbeton enthält zu 90 % Wüstensand.

Der Polymerbeton enthält zu 90 % Wüstensand.

Quelle: Polycare

Bauteile werden ineinandergesteckt und verschraubt

Sie fließt träge in ziegelsteingroße Formen. Die Formen haben Noppen wie eben die Plastiksteine für kleine Ingenieure. Das besondere: Die Bauteile sind bereits 24 Stunden nach dem Gießen komplett ausgehärtet und sind härter als Beton. Zudem sind sie feuer- und wasserbeständig, sind umweltfreundlich und recycelbar.

Auch in Neu Delhi hat das Thüringer Unternehmen bereits ein Musterhaus errichtet.

Auch in Neu Delhi hat das Thüringer Unternehmen bereits ein Musterhaus errichtet.

Quelle: Polycare

Dank der Noppen werden die einzelnen Bauteile einfach ineinandergesteckt und verschraubt. Damit kann jeder im bewährten Stecksystem ein Haus bauen, ohne Mörtel, ohne Fachwissen und ohne Kran. Hinter der Produktionshalle steht der Beweis, der Prototyp. Es ist ein Flachbau, der 37 m2 Wohnfläche bietet. Die Bauzeit und die Baukosten beeindrucken: Der Flachbau wurde von zwei Personen in weniger als 12 Stunden erstellt, die Materialkosten lagen unter 3.000 Euro.

Modellhaus in Windhoek errichtet

Nun haben die Macher von Polycare in Namibias Hauptstadt Windhoek gezeigt, dass sie ihr Handwerk verstehen. Dort haben jetzt vier Polycare-Mitarbeiter in nur zwei Tagen ein Modellhaus mit einer Wohnfläche von 45 m2 errichtet. Der Modellbau wurde im Beisein von Namibias Staatspräsident Hage Geingob eingeweiht.

Sogar zweigeschossig lässt sich mit den Steinen aus Polymerbeton nach dem Lego-Prinzip bauen. Auch die Treppe ist aus Lego-Steinen.

Sogar zweigeschossig lässt sich mit den Steinen aus Polymerbeton nach dem Lego-Prinzip bauen. Auch die Treppe ist aus Lego-Steinen.

Quelle: Polycare

Auch Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) war bei dem Festakt dabei. Hintergrund ist ein Hausbauprogramm der Regierung des südafrikanischen Landes, das bis zum Jahr 2030 den Bau von 200.000 Häusern für die ärmsten Einwohner vorsieht. Das Programm ist insgesamt 2,8 Milliarden Euro schwer.

Namibia will rasch Wohnraum schaffen

Die Firma Polycare hat ein Angebot eingereicht, nach dem sie in Namibia 14 ihrer speziellen Produktionsanlagen errichten und Mitarbeiter schulen würde, so dass bis zum Jahr 2030 rund 40.000 ihrer Häuser in Lego-Bauweise entstehen könnten. 30 Millionen Euro ist dieser Auftrag wert. „Ich fände es gut, wenn dieses Projekt realisiert werden könnte“, sagte Tiefensee. „Es wäre ein Beitrag dazu, die Lebensverhältnisse in Namibia deutlich zu verbessern.“ Sein Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium hat die Firma Polycare über die Technologie- und Investitionsförderung bisher bereits mit 570.000 Euro unterstützt.

Auch Ingenieure der Universität des Saarlandes haben schon versucht, den Wüstensand in Namibia so aufzubereiten, dass er als Baumaterial dienen kann. Dabei haben sie den Sand mit Akazien versetzt, die in Namibia eine Plage sind. Wie sie das machen, lesen Sie hier.

Diese Produktionsmaschine für die Steine aus Wüstensand ist mobil und lässt sich an jeden Ort der Welt bringen, um beispielsweise nach Katastrophen rasch Wohnraum zu schaffen.

Diese Produktionsmaschine für die Steine aus Wüstensand ist mobil und lässt sich an jeden Ort der Welt bringen, um beispielsweise nach Katastrophen rasch Wohnraum zu schaffen.

Quelle: Polycare

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.