Dramatischer Wassermangel in Europa droht
Dass Dürren und andere Extremereignisse auch im gemäßigten europäischen Klima zunehmen werden, ist ein bekanntes Szenario. Rechnet man die Prognosen für den künftigen Wasserverbrauch ein, wie dies deutsche und italienische Wissenschaftler jetzt getan haben, ergibt sich ein noch düstereres Bild.
Schon in den vergangenen Jahrzehnten haben Dürren in Europa jedes Jahr im Durchschnitt mehr als sechs Milliarden Euro an Schäden verursacht. Ein deutlicher Anstieg dieser Kosten wäre nur zu vermeiden, wenn die Staatengemeinschaft eine drastische Umkehr vor allem in der Energieversorgung einleitet. Nur so wäre das Ziel, die Erwärmung auf tolerable zwei Grad im globalen Mittel zu begrenzen, erreichbar. Da die Politik auf UN-Ebene davon aber weit entfernt ist, gehen die meisten Klimaforscher inzwischen von einem durchschnittlichen Anstieg um bis zu fünf Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus.
Häufig werden in den Prognosen nur die direkten Folgen des Klimawandels berücksichtigt. Wissenschaftler der Universität Kassel haben zusammen mit italienischen Kollegen nun eine Studie erstellt, die den erwartbaren Anstieg des Wasserverbrauchs einbezieht. Ergebnis: Der Zuwachs an landwirtschaftlicher und industrieller Produktion wird die Folgen des Klimawandels noch einmal um zehn bis 30 Prozent verschärfen.
Flusspegel um 40 Prozent niedriger
Die Kasseler Wissenschaftler sind dabei von einem mittleren Szenario mit einer Erwärmung um 3,4 Grad bis zum Jahr 2100 ausgegangen. Konkrete Auswirkungen auf einzelne Länder sind schwer zu bemessen, aber die Vorhersagen lesen sich dramatisch: Um bis zu 40 Prozent würden demnach die durchschnittlichen Flusspegel vor allem in Südeuropa sinken. Aber nicht nur ohnehin trockene Regionen wie Griechenland oder Spanien wären davon betroffen. Auch in Gegenden, die durch den Klimawandel teils sogar höhere Niederschlagsmengen zu erwarten haben – wie Deutschland – werde der erhöhte Verbrauch zu Wasserknappheit und fallenden Pegeln führen.
In Spanien ist schon längst zu sehen, wie sich die Wasserknappheit auswirkt. Rund ein Drittel der Landfläche – entsprechend knapp der Hälfte Deutschlands – ist bereits von Verwüstung betroffen. Das sind die Folgen von großflächiger Rodung, übermäßiger Bebauung und intensiver Landwirtschaft.
Anpassung gefordert
Weil die globale Klimapolitik keine durchschlagenden Erfolge aufzuweisen hat, sind ähnliche Bilder aus anderen südeuropäischen Ländern zu erwarten. Die Kasseler Wissenschaftler fordern deshalb vor allem Maßnahmen zur Anpassung. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den europäischen Ländern müssen sich auf wachsende Wasserknappheit einstellen“, sagt Dr. Martina Flörke, Leiterin der Forschungsgruppe „Globale und regionale Dynamiken – Wasser“. Kaum ein Lebensbereich bleibe davon unberührt: „Das betrifft die Landwirtschaft und die Wasserversorgung der Bürger, aber auch andere Bereiche von der Fluss-Schifffahrt bis hin zu Kraftwerken, die mit Flusswasser gekühlt werden.“
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