Dürre trifft Landwirtschaft massiv: Ist jetzt Dauerbewässerung nötig?
Die anhaltende Trockenheit macht den Feldfrüchten zu schaffen. Landwirte stellen sich darauf ein, angesichts der Dürre viel mehr bewässern zu müssen. Doch das ist energieintensiv.
Es ist knochentrocken. Die aktuelle Dürre in Deutschland und Europa ist nach Einschätzung von EU-Experten die schlimmste seit fünf Jahrhunderten. In einem aktuellen Bericht erklärten Forscher jetzt, dass fast die Hälfte Europas von Dürre bedroht sei.
Die extreme Dürre, von der viele Regionen Europas seit Anfang des Jahres betroffen sind, hat sich demnach seit Anfang August weiter ausgedehnt und noch verschlimmert. Ursachen sind ein anhaltender Niederschlagsmangel in Verbindung mit einer Reihe von Hitzewellen seit Mai.
Dürre und Hitze treffen Landwirtschaft
Die Dürre trifft auch die Landwirtschaft massiv. „Trockenheit ist für Kartoffeln, Zuckerrüben und Braugerste besonders problematisch. Auch wasserhaltige Produkte wie Obst und Gemüse sowie Blumen und Zierpflanzen reagieren bei Trockenheit sehr empfindlich mit Qualitätsverlusten“, sagt Katrin Drastig vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Biookonomie gegenüber dem VDI. Getreide könne zeitweiligen Trockenstress in einzelnen Entwicklungsphasen zwar gut kompensieren, aber: „Wenn der Niederschlag wie in diesem Sommer zu lange ausbleibt, lohnt sich in einigen Regionen Deutschlands sogar die Beregnung von Winterweizen.”
Sprich: Sollten sich die trockenen Dürresommer wiederholen, müssen Landwirte viel mehr als heute bewässern. Mobile Beregnungsmaschinen, sogenannte Wasserkanonen, sind hierzulande am weitesten verbreitet. Sie gelten als besonders flexibel einsetzbar – bei noch vertretbaren Kosten. „Allerdings machen die notwendigen hohen Wasserdrücke von 7-9 bar das Verfahren energieintensiv. Pro Millimeter Beregnungswasser bei 50 m³/h Wasserförderung muss 1 Liter Dieselkraftstoff eingesetzt werden”, so Drastig. Langfristig ein Teufelskreis: Das geringe gespeicherte Wasservolumen, das immer abzunehmen droht, wenn weitere Dürresommer folgen, beeinträchtigt auch den Energiesektor: DAs gilt einerseits für Wasserkrafterzeugung, vor allem aber auch für die Kühlsysteme von Stromkraftwerken.
Bewässerung angesichts der Dürre notwendig
Eine Alternative zu den Wasserkanonen sind Kreisberegnungsmaschinen. Vor allem in Ostdeutschland mit seinen großen Feldeinheiten sind diese besonders häufig im Einsatz. Diese teilmobilen Maschinen brauchen weniger Energie als die Starkregner.
Langfristig könnte mehr Automatisierung helfen, Wasser und Energie zu sparen: Mittels KI kann dann genauer bestimmt werden, wie viel Wasser an welchen Stellen notwendig ist. Doch wie digital sind die Bewässerungstechniken heute? Bis die Bewässerung derart punktgenau funktioniert, dauert es wohl noch. Aber immerhin: „Aktuell ist eine Transformation der Bewässerung in Deutschland hin zur Digitalisierung und Automatisierung von Bewässerungssystemen, zu Präzisionsbewässerung beziehungsweise teilflächenspezifischer Bewässerung zu verzeichnen . Zunehmend kommen auch, teilweise mit Sensorik ausgestattet, Bewässerungssteuerungssysteme zum Einsatz, die es möglich macht, die effektiven Wassergaben zu ermitteln”, so die Expertin vom Leibniz-Institut.
Ist Landwirtschaft mit Bewässerung noch wirtschaftlich?
„Ob eine Bewässerung wirtschaftlich ist, hängt auch ab von der Entwicklung der Kosten für Wassermanagementsysteme sowie der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktpreise. Ein steigendes Produktpreisniveau könnte eine Bewässerung für einige Fruchtarten und Standorte rentabel machen, während fallende Preise zum Verlust der Rentabilität auf Grenzstandorten führen“, so Drastig gegenüber dem VDI. Für Winterroggen und Silomais ist die Beregnung weder aktuell noch bei einem Preisanstieg von bis zu 20% rentabel, während Beregnung für Kartoffeln sogar bei einer Preisminderung von bis zu 20% auf 97% der Flächen rentabel bleibt.
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In den meisten Regionen behelfen sich die Landwirte mit einer möglichst wassersparenden Bodenbearbeitung und bauen Kulturen an, die wenig Wasser benötigen, wie zum Beispiel Sonnenblumen. Manche Bauern setzen derweil auf alte Getreidesorten, die weniger Trockenstress ausgesetzt sind und mit anhaltender Trockenheit besser zurecht kommen. Andere Maßnahmen sind ein Aufrauen der Oberfläche und Aufbrechen von Krusten, um eine bessere Infiltration des Niederschlagswassers zu ermöglichen.
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