Durstige Baumwolle: 8000 Liter Wasser für eine Jeans
122 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche am Tag, das sind 44,5 Kubikmeter im Jahr. Das ist allerdings nur der direkte Wasserverbrauch, zum Beispiel für die Toilettenspülung oder die Dusche. Rechnet man all das Wasser mit ein, welches für die Herstellung von Nahrungsmitteln oder Kleidung benötigt wird, verbraucht jeder Bundesbürger jährlich 1430 Kubikmeter Wasser.
Das ist gut 32 Mal mehr, als der direkte Verbrauch suggeriert. Und etwa zwei Drittel davon, genauer rund 69 Prozent werden außerhalb der Landesgrenzen verbraucht. Dieser gesamte Wasserverbrauch wird auch als Wasser-Fußabdruck bezeichnet. Die USA hinterlassen noch deutlich größere Spuren: Sie verbrauchen mit 2840 Kubikmetern Wasser glatt das Doppelte.
2,7 Milliarden Menschen leiden mindestens einen Monat im Jahr an Wassermangel
Entwickelt hat das Konzept des Wasser-Fußabdrucks Arjen Hoekstra, Professor für Wasser-Management an der Universität Twente. Er hat den Wasser-Fußabdruck jeder Nation und jedes wirtschaftlichen Sektors abgeschätzt und den Wasserverbrauch in 405 Fluss-Einzugsgebieten analysiert. Danach leiden rund 2,7 Milliarden Menschen mindestens einen Monat im Jahr an Wassermangel. „Das Interesse am Wasser-Fußabdruck resultiert aus der Erkenntnis, dass die Belastung der Süßwasser-Systeme durch den Menschen letztlich mit dem Konsum des Menschen zusammenhängt und Probleme wie Wasserknappheit und Verschmutzung durch die Berücksichtigung von Produktions- und Lieferketten als Ganzes besser verstanden und gelöst werden können“, sagt Hoekstra.
8000 Liter Wasser für eine Jeans
Einige Zahlen zur Verdeutlichung: Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch erfordert 15.000 Liter Wasser. Der Wasser-Fußabdruck eines 150 Gramm Soja-Burgers, der in den Niederlanden produziert wurde, beträgt dagegen nur rund 160 Liter. Um Kleidung aus Baumwolle herzustellen, sind weltweit durchschnittlich 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm Kleidung erforderlich. Bei einer Jeans mit einem Gewicht von rund 800 Gramm macht das stolze 8000 Liter. Ganze 85 Prozent davon verbraucht allein die Herstellung der Baumwolle, mehr als die Hälfte davon fließt in die Bewässerung der Felder. Die restlichen 15 Prozent sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig.
Levi’s geht beim Wassersparen voran
Schon seit einigen Jahren ist Levi Strauss, einer der weltweit bekanntesten und größten Jeanshosen-Hersteller dabei, seine Jeanshosen ökologisch korrekter zu produzieren. 2011 ging Levi‘s mit der Marke „Water-Less“ an den Start. Die unter diesem Label hergestellten Jeans entstehen mit 28 Prozent weniger Wasser. Normalerweise werden Jeanshosen im Schnitt drei- bis zehnmal gewaschen, bis sie in der richtigen und angesagten Optik beim Händler landen. Jeans der Marke „Water-Less“ durchlaufen den Waschgang „Stonewashing“ seitdem trocken – ohne Wasserverbrauch. Weltweit glaubt der Konzern durch diese Einsparmaßnahmen über 16 Millionen Liter Wasser einsparen zu können.
Nun entdeckt Levi‘s eine Ressource neu, über die sie schon seit 20 Jahren verfügen: Produktions-Abwasser. Seit 1994 reinigt bei Levi’s ein spezielles Wasser-Recyclingsystem das Abwasser aus dem letzten Herstellungsschritt, also zum Beispiel beim Färben der Jeans. Diese wertvolle Ressource ließ der Hosenproduzent bisher vollkommen ungenutzt in das Grundwasser versickern. Dabei ist dieses gereinigte Abwasser absurderweise sogar sauberer, als das Frischwasser, welches in den Prozess eingebracht wird.
Testbetrieb: 100.000 Jeans aus 100 Prozent recyceltem Wasser hergestellt
Levi’s hat jetzt in Kooperation mit einem chinesischen Zulieferbetrieb ein Abwasser-Rücklauf-System entwickelt, welches das zu 100 Prozent recycelte Wasser zurück in die Industrie-Waschmaschinen leiten kann. Ein erster Test mit diesem System verlief erfolgreich. Levi’s hat 100.000 Jeanshosen aus 100 Prozent recyceltem Wasser hergestellt und sparte nach eigenen Angaben dabei zwölf Millionen Liter der wertvollen nassen Ressource.
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