Ein Thriller mit mehr Realität, als einem lieb ist
Mit seinem Roman war ingenieur.de-Autor Detlef Stoller der Zeit voraus: 2009 tippte er die ersten Zeilen in den Computer – über die Versauerung der Meere, korrupte Wissenschaftler und kriminelle Machenschaften der Industrie. Sein Thriller „Aqua Acida“ liegt seit kurzem in den Buchregalen und die Schlagzeilen über die Versauerung der Meere überschlagen sich.
„In den Meeren hat eine Entwicklung begonnen, die für die Menschheit existenzbedrohend, aber kaum bekannt ist“, so Stoller. Die Meere versauern, mit verheerenden Folgen auf die Tierwelt, die Nahrungskette und am Ende auf den Menschen. Das ist der Rahmen des spannenden Öko-Thrillers „Aqua Acida“, auf deutsch „Saures Wasser“, dem Erstling des Leverkusener Ingenieurs und Umweltjournalisten Detlef Stoller.
Ein Thema, das Stoller genauso berührt hat wie den Umweltjournalisten seines Buches, Sandor Krieger. Dessen alter Freund und Meeresbiologe Erik Stratmann will mit dem Forschungsschiff Meteor in der Arktis Messungen durchführen, um die Folgen des Klimawandels auf die Meere zu erkunden. Stratmann wird während der Reise umgebracht und Journalist Krieger kommt einem unglaublichen Komplott auf die Spur: Ein Energiekonzern, der den Bau von 70 Kohlekraftwerken plant, hat zahlreiche Klimaforscher bestochen und erpresst. Diese veröffentlichen nun verharmlosende Forschungsergebnisse und spielen die Rolle des industriellen CO2-Ausstoßes herunter.
Die Meere werden sauer
Ein kleiner Artikel hatte Stoller auf das Thema gestoßen und sofort elektrisiert. Die Meere nehmen rund ein Drittel des vom Menschen ausgestoßenen Kohlendioxids auf. Es wird in der Reaktion mit dem Meerwasser zu Kohlensäure. Die Folge: Der ph-Wert der Meere sinkt, sie werden sauer.
Für das Ökosystem Meer zeichnet sich eine Katastrophe ab: Korallen, Muscheln und Schnecken fällt es zunehmend schwerer, ihre Schalen aufzubauen. Zudem zeigen neueste Forschungen, dass die Verdauung vieler Tiere unter der Versauerung leidet, Tiere verenden und damit die Nahrungskette empfindlich gestört wird.
Der rund 200 Seiten starke Roman hat alles, was einen Thriller ausmacht: ein spektakuläres Thema, überraschende Wendungen, eine Liebesgeschichte, einen Mörder, der seine Enttarnung fast verhindern kann, und ein Stück Mafia in der Industrie.
Thriller mit realem Hintergrund
Und das Ganze ist auch noch stimmig. Stoller, der unter anderem auch für die Fernsehsendung Nano Umweltthemen verfilmt, hat sich in das Thema der Versauerung der Ozeane hineingefressen. Ihm ist es gelungen, das Ökosystem des Meeres, seine Bedrohung durch den Menschen und die Folgen für das Ökosystem spannend zu erzählen. „Aqua Acida“ ist kein Sachbuch, sondern ein wirklich spannender Thriller, thematisch an Frank Schätzings Erfolgsbuch „Der Schwarm“ anknüpft.
Allerdings hat Stoller mit Schätzing nur das Thema Meer und die verheerenden Folgen menschlicher Eingriffe gemein. Ansonsten pflegt Stoller seinen ganz eigenen Erzählstil, der den Lesern von ingenieur.de vertraut ist: sehr gut lesbar, voller Sprachbilder, kurzweilig – und treffend. Und dabei knüpft Stoller an echte Orte und Tatsachen an. Nicht nur, dass die Versauerung der Erde und die Lobbyarbeit der Industrie real ist. Auch das Forschungsschiff Meteor, die Wissenschaftler in dem Buch und der Umweltjournalist Sandor Krieger haben tatsächliche Vorbilder.
Ein Buch, das jeden faszinieren dürfte, der sich für Thriller interessiert, die an echten Orten spielen, deren Themen keine Fiktion sind und die manchmal mehr mit der Realität zu tun haben, als einem Recht ist.
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